Zweitliga-Handballer des SV Henstedt-Ulzburg kommen gegen den EHV Aue mit 20:34 unter die Räder. Am Dienstag geht’s zum TV Emsdetten

Henstedt-Ulzburg. Wenn ein Handballtrainer sein Statement nach einem Punktspiel mit der Entschuldigung an die eigenen Fans beginnt, sagt das eigentlich schon alles darüber aus, was in den vorangegangenen 60 Minuten geschehen ist. So verhielt es sich auch bei der Heimpartie der Zweitliga-Handballer des SV Henstedt-Ulzburg gegen den Tabellenzehnten EHV Aue. SVHU-Coach Matthias Karbowski versuchte gar nicht erst, das 20:34 (12:15)-Debakel der „Frogs“ in irgendeiner Form schönzureden.

„Es ist uns zu keinem Zeitpunkt auch nur ansatzweise gelungen, die gute Leistung beim 24:24-Unentschieden vor zehn Tagen gegen den TV Bittenfeld zu bestätigen“, sagte Karbowski mit einem Mienenspiel, das keinen Zweifel über seinen Frust aufkommen ließ.

„Auch wenn wir ganz passabel in die Partie gestartet sind und in der ersten Halbzeit viele gute Chancen erspielt haben, so waren wir doch über die ganze Partie betrachtet zu langsam und über 60 Minuten das schlechtere Team.“

Dabei waren die Vorzeichen für das Match gegen einen Gegner, der von der Tabellenposition her eigentlich schlagbar erschien, deutlich besser als ursprünglich befürchtet. Zwar fiel Rückraumshooter Kevin Wendlandt (Operation nach Schienbeinkopf-Impression im linken Knie) aus. Die angeschlagenen Tim Völzke, Martin Laursen und Nico Kibat, die unter der Woche mit dem Training teilweise aussetzen mussten, hatten sich allerdings zurückgemeldet. Zudem saß neben Rückkehrer Tim Stefan (auskurierter Daumenbruch) erstmals eine weitere Alternative für den SVHU-Rückraum auf der Mannschaftsbank.

Mit der Verpflichtung von Sasa Todosijevic haben die Henstedt-Ulzburger auf ihr aktuelles Verletzungspech im Rückraum reagiert. Der 34 Jahre alte Schwede stand zuletzt in Diensten des Handbollsklubb 43 Lund, hatte aber in den Spielzeiten 2008/2009 und 2009/2010 in der 2. Bundesliga für Aufsehen gesorgt, als er jeweils erfolgreichster Werfer beim HC Empor Rostock war. Danach hatten ihn Verletzungen immer wieder zurückgeworfen. Seit Saisonbeginn hält sich der Rechtshänder bei den „Frogs“ fit und konnte nun durch die Vermittlung einer beruflichen Perspektive und dank der Hilfe eines Sponsors unter Vertrag genommen werden.

Den Beweis seiner Klasse blieb der Rechtshänder indes noch schuldig, denn Todosijevic’ Premiere fiel ärgerlicherweise auf einen gebrauchten Tag des SVHU. Die Henstedt-Ulzburger lieferten spätestens ab der 34. Minute, als sie sich nach der Umstellung auf eine 3:3-Abwehrformation noch einmal bis auf 15:17 herankämpfen konnten, eine indiskutable Teamleistung ab. Sehr zum Frust der Zuschauer: Schon sechs Minuten vor dem Abpfiff machten sich einige Fans beim deprimierenden Zwischenstand von 19:32 auf den Heimweg

Die Hausherren vergeben in der ersten Halbzeit reihenweise klare Chancen

Was war passiert? Der SVHU konnte in der ersten Halbzeit diverse hochkarätige Chancen herausspielen, ließ diese aber immer wieder ungenutzt. Gleich 14-mal scheiterten die Gastgeber frei vor dem starken Auer Keeper Sveinbjörn Petursson oder aber am eigenen Unvermögen. Das von Beginn an erkennbare Defizit in der Abwehr konnten die Hausherren zunächst noch kaschieren, doch im zweiten Durchgang waren die „Frogs“ dann von allen guten Geistern verlassen.

„Wir haben im Aufbau den Druck in die Tiefe vermissen lassen“, sagte Matthias Karbowski, „stattdessen haben wir immer und immer wieder nur parallel zur gegnerischen Abwehr gespielt und den EHV Aue förmlich zu Gegenstößen eingeladen.“ So leistete sich der Aufsteiger nach der Pause 14 Ballverluste, die die Sachsen siebenmal direkt bestraften. Vorrangig wurden diese leichten Treffer dadurch verursacht, dass der SVHU-Rückraum zu nachlässig im Aufbau agierte oder aus erfolglosen Aktionen nicht lernte.

Es passte nahtlos ins düstere Bild, dass sich die gefrusteten Henstedt-Ulzburger gemeinsam mit den Fans einen Nebenkriegsschauplatz suchten und lautstark mit dem nicht immer nachvollziehbar pfeifenden Duo Patrick Arndt/Christian Kobilke (Biederitz) haderten. Doch den „Schieber! Schieber“-Rufen des Publikums und den Flüchen seiner Teamkameraden, die das Missverhältnis von 3:7 Siebenmetern und 8:4 Zeitstrafen gegen den SVHU anprangerten, mochte sich Rechtsaußen Julian Lauenroth nicht anschließen.

„Klar, die Schiedsrichter waren nicht gut. Aber das Recht, auf die Unparteiischen zu schimpfen, haben wir nur, wenn wir ohne Fehler spielen“, sagte der Medizinstudent, „wir müssen uns nach dieser Vorstellung alle an die eigene Nase fassen.“

Die selbstkritische Aufarbeitung des Desasters soll dabei nach dem Regenerationstag in der Fun-Arena schon beim heutigen Training in geordnete Bahnen gelenkt werden. Grund: Morgen wartet die nächste schwere Aufgabe auf den Aufsteiger. Um 19 Uhr treten die „Frogs“ beim direkten Tabellennachbarn an, dem auf Platz 13 rangierenden TV Emsdetten.

Nächter Heimgegner ist am 26. Dezember der HSC 2000 Coburg

„Vielleicht ist es gar nicht so schlecht, dass dieses Spiel so schnell kommt, ehe wir dann am 26. Dezember den HSC 2000 Coburg in eigener Halle empfangen“, sagte Karbowskis Trainer-Kompagnon Amen Gafsi, „der Ärger über die eigene Leistung ist jetzt noch ganz frisch. Das ist wie beim Sturz vom Pferd: Wir müssen sofort wieder aufsteigen und weiterreiten...“