Norderstedter Regionalliga-Fußballer lassen beim 1:0-Sieg den bisherigen Tabellenvierten nicht zur Entfaltung kommen

Norderstedt. Die Feinschmecker kamen dann doch noch auf ihre Kosten, auch wenn der spätere Programmpunkt des Tages nur indirekt mit Fußball zu tun hatte. Gnocchi mit Auberginenragout oder Tagliolini mit Scampi, diese Spezialitäten gab es auf der Weihnachtsfeier von Regionalligist Eintracht Norderstedt im Eppendorfer Restaurant Al Volo. Einige Stunden zuvor hatte allerdings auch das rustikale Menü Marke „Holzfällerplatte“ gemundet. Denn das abschließende Heimspiel des Jahres gegen den harmlosen TSV Havelse war zwar kein rauschendes Derbyfest wie die Siege gegen die Lokalrivalen FC St. Pauli II und Hamburger SV II, dafür jedoch mit einem 1:0 (1:0) nicht minder erfolgreich.

Auf eine gute B-Note konnte die Eintracht sowieso getrost verzichten. Gerade einmal 13 einsatzfähige Feldspieler standen Trainer Thomas Seeliger zur Verfügung, neun Akteure mussten verletzt oder gesperrt zusehen. Die gesamte Verantwortung lag also auf der Startelf – und dass der Coach lediglich zwischen der 88. und 92. Minute Auswechslungen vornahm, um Zeit zu schinden, spricht dafür, dass die Vorgaben umgesetzt wurden.

So wie von Deran Toksöz, der dabei auf einem schmalen Grat wandelte. Der Mittelfeldspieler kann nämlich nicht nur spielerisch den Unterschied ausmachen und besitzt deswegen viele Freiheiten in der Offensive, sondern beherrscht auch alle Facetten der Kommunikation auf dem Feld. Toksöz rieb sich in Zweikämpfen auf, er schrie, fiel, rangelte, diskutierte, erhielt so fast schon zwangsläufig nach einem Disput die Gelbe Karte von Schiedsrichter André Schönheit (MTV Treubund Lüneburg). „Nun zeig’ mir doch Gelb“, hatte er den Referee sogar aufgefordert.

Weswegen der frühere Drittliga-Profi von Holstein Kiel aber so ungemein wertvoll ist: Er antizipiert kritische Situationen oftmals schneller als die Konkurrenz. So wie in der 43. Minute, als Eintracht-Angreifer Sinisa Veselinovic noch am Havelser Keeper Alexander Meyer-Schade gescheitert war, Toksöz aber sofort aus dem Rückraum hinzukam und zum 1:0 abstaubte. „Das hat gereicht, weil wir sicher standen“, sagte der Matchwinner. Und sendete einen „Gruß“ an die Pessimisten. „Vor der Saison hat man ja noch gehört, dass wir absteigen.“

Jetzt hat Norderstedt indes bereits 30 Punkte vorzuweisen, der Klassenerhalt sollte so nur noch eine Frage der Zeit sein. „Zunächst einmal wollen wir nicht absteigen, und dann einen einstelligen Tabellenplatz erreichen. Das hat die Mannschaft drauf“, sagte Deran Toksöz. Und zwar insbesondere deshalb, weil die Abwehrarbeit von Woche zu Woche besser funktioniert.

Ein gutes Beispiel ist die Innenverteidigung mit dem erfahrenen Marin Mandic und dem jungen Clifford Aniteye. Letzterer ist mittlerweile unumstritten. „Wir spielen sehr konzentriert, lassen nichts anbrennen“, sagte der 20-Jährige, „und auf dem Platz ist jeder Spieler für den anderen da.“ Das wird Thomas Seeliger gerne vernehmen. „Clifford ist derzeit nahezu fehlerfrei. Früher hat er gute Leistungen noch mit Fehlern umgekippt. Aber er ist auch nur ein Teil dieser Mannschaft.“

Und die sorgte mit kompromissloser Verteidigung dafür, dass Havelse kein einziges Mal auf das Tor schoss. Die gefährlichste Szene war da noch ein Versuch von Pascal Gos (74.), der meterweit über die Latte flog. Eintrachts Schlussmann Johannes Höcker nahm es mit Humor. „Mir war ganz schön kalt. So wenig hatte ich in der Regionalliga noch nie zu tun.“

Da Höckers Kollegen im Feld ihrerseits gerade im zweiten Durchgang nur wenige gelungene Angriffe boten, war der knappe Erfolg das exakt angemessene Resultat. „Das war hochverdient, gerade wenn es Havelse nicht einmal schafft, auf unser Tor zu schießen“, sagte Thomas Seeliger. „Wir haben jetzt 30 Punkte und am nächsten Wochenende in Hannover die Chance auf drei weitere. Mit dieser Einstellung ist auch da etwas möglich.“

Tor: 1:0 Deran Toksöz (43.). Zuschauer: 229. Eintracht Norderstedt: Höcker – Heinemann, Aniteye, Mandic, Rose – Kunath (88. Lindener), Koch, Toksöz (90.+2 Ghazaryan), Pressel – Lüneburg, Veselinovic (90. Güner). Tabelle: 1. Hamburger SV II (45 Punkte/57:21 Tore), 2. Werder Bremen II (40/54:24), 3. VfL Wolfsburg II (37/44:28), 4. SV Meppen (33/37:28),5. ETSV Weiche Flensburg (32/34:21), 6. TSV Havelse (31/30:24), 7. FC St. Pauli II (30/25:27), 8. Eintracht Norderstedt (30/25:29), ..., 15. Goslarer SC (19/23:40), 16. VfR Neumünster (17/23:40), 17. BSV Rehden (15/21:35), 18. FT Braunschweig (9/17:55).