Die 1. Internationalen Deutschen Kata-Meisterschaften in der Norderstedter Moorbekhalle boten den Zuschauern ein Weltmeister-Paar und eine gelungene Veranstaltungspremiere

Norderstedt. Es war ein Großereignis, auf das die Norderstedter Judoszene seit März mit Spannung gewartet hatte. Und dann begannen diese 1. Internationalen Deutschen Kata-Meisterschaften in der Moorbekhalle, die der 1. SC Norderstedt für den Deutschen Judo-Bund ausrichten durfte, ganz leise – fast geräuschlos.

Der Grund: Zum Auftakt der mit Judokas aus sechs Nationen besetzten Titelkämpfe, waren die Paare an der Reihe, die in der „Katame no Kata" 15 Bodentechniken demonstrierten und auf der Nebenmatte diejenigen, die den Wertungsrichtern ihre Ausführungen der Ju no Kata („Siegen durch Nachgeben“) darboten. Beides Disziplinen, die aufreizend langsam, quasi im Zeitlupentempo und eben fast ohne Geräuschentwicklung ausgeübt werden.

Doch für die anwesenden Sachkundigen – besonders an der Matte mit der Ju no Kata – ein sportlicher Leckerbissen. Auch, weil hier ein Paar sein Können demonstrierte, das knapp zwei Monate zuvor Judo-Geschichte geschrieben hat, die für den nationalen Verband von kaum schätzbarer Bedeutung ist.

Ursula Loosen vom Judo Klub Hagen und Wolfgang Dax-Romswinkel (Beueler JC) haben am 20. September bei den Weltmeisterschaften in Malaga das Kunststück vollbracht, den Dauerchampions aus dem Judo-Mutterland Japan – Etsuko Yokoyama und Chigusa Omori – die erste Niederlage bei einem internationalen Wettkampf beizubringen und sich den WM-Titel zu sichern.

„Wir sind damit die ersten nicht-asiatischen Kata-Weltmeister“, sagte Wolfgang Dax-Romswinkel, „das ist ein Durchbruch für den deutschen, aber auch den europäischen Kata-Sport, in dem Judokas aus Italien und Spanien ebenfalls sehr stark sind.“ Ein Erfolg, der dem Duo aus Nordrhein-Westfalen reichlich Beachtung über das ohnehin schon gegebene Maß hinaus einbrachte.

Schließlich sind die beiden 54-Jährigen in Alters- und offener Klasse mehrfache Europameister, von nationalen Titel ganz zu schweigen. „Dabei leben wir 130 Kilometer auseinander und können nur am Wochenende vier bis sechs Stunden trainieren“, sagte Ursula Loosen, die bei der Ju no Kata „die Böse“ ist, den Angreifer darstellt, dessen sich ihr Partner mit geschmeidigen, ausweichenden Bewegungen so erwehren muss, bis der Attackierende das Gleichgewicht verliert. „Aber wir trainieren schon seit 2007, und das durchgängig das ganze Jahr über.“

Klar, dass so erfolgreiche Judokas ihr Wissen gerne weitergeben. So sind Loosen/Dax-Romswinkel, die in Norderstedt den Sieg in der Ju no Kata feierten und in der nicht internationalen Koshiki no Kata Platz zwei holten, begehrte Gäste auf Lehrgängen. „Ansonsten ist unsere Wettkampfplanung für 2015 auf die Europameisterschaften am 23./24. Mai in Belgien und die WM im Herbst, wohl in Slowenien, ausgerichtet“, so Wolfgang Dax-Romwinkel.

Doch auch die Ausrichter der „German Kata Open 2014“ blicken gespannt in die Zukunft. Schließlich haben der 1. SC Norderstedt und der Hamburger Judoverband diesen Premieren-Wettbewerb in der Moorbekhalle mit spektakulären Taiko-Trommlern der Hamburger Formation „Tama Daiko“ als Rahmenprogramm sowie einem Trompeter, der bei den Ehrungen die Nationalhymnen spielte, so reibungslos durchorganisiert, dass es gute Chancen auf ein Wiedersehen mit der internationalen Kata-Elite gibt. „Die Verantwortlichen vom DJB waren so zufrieden, dass sie für 2016 wieder anfragten und sich auch vorsichtig erkundigten, ob eine Europameisterschaft hier denkbar wäre“, sagte Torben Heyl, der 2. Vorsitzende des SCN, „diese Anfrage ist eine große Ehre. Ob wir das auch schultern können und wegen einer Neuauflage des Turniers 2016 werden wir noch einige Fragen klären müssen.“