Florian Bitterlich ist beim 26:25 der Henstedt-Ulzburger Zweitliga-Handballer gegen Tusem Essen der Mann des Tages

Henstedt-Ulzburg. Diesen Geburtstag wird Florian Bitterlich nicht vergessen. Und dabei sollte für den Rückraumspieler der Zweitliga-Handballer des SV Henstedt-Ulzburg der größte Teil seiner Feierlichkeiten des Abends im Mannschaftskreis noch auf dem Hamburger Kiez folgen, als der frischgebackene 30-Jährige am Mittelkreis der Maurepashalle sein Geburtstagsständchen erschöpft, aber breit strahlend entgegennahm.

Als die 500 Fans des SVHU in ein kräftiges „Happy Birthday“ einstimmten, feierten sie aber auch den heiß umkämpften 26:25 (10:13)-Heimsieg des Aufsteigers über das Traditionsteam von Tusem Essen, den Deutschen Meister von 1986, 1987 und 1989 sowie EHF-Pokalsieger 2005. Es war ein Match, das an Dramatik kaum zu überbieten war, und dessen aus Henstedt-Ulzburger Sicht glücklichen Ausgang, den Kevin Wendlandt mit einem Gewaltwurf aus dem linken Rückraum mit fünf Sekunden Restspielzeit sicherte, kaum jemand voraussah.

Als die Gäste in der 23. Minute (7:12) schon sieben Minuten eine Fünf-Tore-Führung behaupteten, schien der „Heimfluch“ der „Frogs“ mit bislang sechs Pleiten bei sieben Partien in eigener Halle in die nächste Runde zu gehen. Doch zu dem Zeitpunkt begann ein gelungener Schachzug des Trainerduos Matthias Karbowski und Amen Gafsi bereits erste Früchte zu tragen.

In der 18. Minute – nachdem die Hausherren fünf Gegenstoßtreffer kassiert hatten, ihrerseits aber die Essener Offensive nicht bremsen konnten – ordneten die Coaches in einer Auszeit für ihr Team eine 3:3-Abwehrformation an. Dieser Trumpf stach. Allerdings auch deswegen, weil ausnahmslos alle „Frogs“ mit vollem Einsatz spielten und keinen Ball verloren gaben. „Und nur so kann eine 3:3-Abwehr funktionieren. Gegen diese Formation kannst du kein System spielen“, sagte ein hochzufriedener Amen Gafsi, „unsere Jungs haben alle toll in der Defensive gekämpft, und das über 45 Minuten in dieser kraftraubenden Abwehrvariante.“

Eine Defensive, in der Florian Bitterlich die Rolle des Vorreiters und Vorbildes übernahm, nachdem in der 20. Minute ein Ellenbogencheck gegen ihn vom Schiedsrichterduo nicht gesehen worden war. „Flo war einfach in Topform“, sagte Coach Matthias Karbowski über seinen Regisseur, der nach 17 Minuten für den umgeknickten Kapitän Nico Kibat auch die Spielmacherrolle übernommen hatte, zugleich aber vor dem eigenen Kreis jegliche Angriffsaktion der Gäste unterband und sich – als Sahnehäubchen des Tages – auch noch bei vier Versuchen als perfekter Siebenmeterschütze erwies.

Dass es nochmal dramatisch wurde, nachdem die „Frogs“ in der 53. Minute mit 23:20 in Führung gingen, war allerdings auch dem „Geburtstagskind“ zu verdanken, das sich im Anschluss an seinen vierten Strafwurf eine Zeitstrafe einhandelte. „Ich bin in meiner Euphorie rückwärts durch den Anwurfkreis gelaufen, als die Schiris den Ball freigaben“, sagte ein verlegen lächelnder Bitterlich, „ich bin froh, dass das Team so toll weitergekämpft hat, als wir dann sogar mit 24:25 hinten lagen.“

Politik und Verein bekennen sich in Diskussion zum Leistungs-Handball

Der dann gezeigte Kampfgeist und die packende Atmosphäre in der Halle waren ein passender Beleg dafür, dass sich vor der Partie in einer Podiumsdiskussion im Forum des Alstergymnasiums Lokalpolitiker, Bürgervertreter und der Stammverein mit Recht zum Leistungs-Handball in Henstedt-Ulzburg bekannt haben. Zwar habe die Politik kein Geld zu vergeben, wolle aber unter anderem mit gemeinsamen Marketingstrategien und Hilfe bei der Sponsorensuche dazu beitragen, dass auch 2015/2016 in Henstedt-Ulzburg Zweitligahandball gespielt werden kann.

Spielverlauf: 2:0, 2:3 (7.), 4:5, 5:6 (11.), 5:10, 7:12 (23.), 9:12, 10:13 – 11:14, 13:14 (33.), 16:16 (40.), 17:19 (43.), 22:19 (51.), 23:20 (53.), 23:23 (56.), 24:2 3 (57.), 24:25 (58.), 25:25 (59.), 26:25 (60.).Tore für den SV Henstedt-Ulzburg: Martin Laursen (5), Florian Bitterlich (5/davon 4 Siebenmeter), Tim Völzke (4), Kevin Wendlandt, Stanislaw Demovic (je 3), Julian Lauenroth (2), Nico Kibat (2/1), Robert Schulze und Jens Thöneböhn (je 1).Tabelle: 1. SC DHfK Leipzig (28:2 Punkte), 2. TV Bittenfeld (24:6), 3. DJK Rimpar Wölfe (24:6), ..., 11. EHV Aue (13:17), 12. HC Empor Rostock (13:17), 13. SV Henstedt-Ulzburg (12:18), 14. TV Emsdetten (12:18), 15. HG Saarlouis (12:18), ..., 17. TUSEM Essen (8:22/346:377)...