Der 54 Jahre alte Crossfahrer vom RV Germania gewinnt in Lorsch seine erste Medaille auf internationaler Ebene

Norderstedt. Seit 40 Jahren ist Lars Erdmann begeisterter Radsportler. In diesem Jahr hat der Vater von drei Kindern endlich den Lohn für die vielen Trainingskilometer eingeheimst und seine erste internationale Medaille erkämpft. Bei den Cyclocross-Europameisterschaften im hessischen Lorsch wurde der Norderstedter Vize-Europameister der Senioren.

„Ich hatte mir in meinem Rennen schon etwas ausgerechnet und einen Treppchenplatz im Auge. Ich werde im kommenden Jahr 55 und darf schon jetzt in der Kategorie der 55- bis 59-Jährigen starten“, sagte Lars Erdmann.

Sein großer Widersacher, der Deutsche Seniorenmeister Armin Raible (Jesteburg), der ihm auf vielen regionalen Events regelmäßig Platz eins weggeschnappt hat, musste in Lorsch eine Altersklasse unter ihm starten. „Die anderen Fahrer in meiner Gruppe kannte ich nicht“, so Erdmann, der nach 30 -minütigen Wettbewerb nur dem Belgier Mark Verloo den Vortritt lassen musste.

Sein Interesse für den Radsport hat er schon als 15-Jährige entdeckt. „Als ich zusammen mit einem Freund die Rennbahn in Stellingen gesehen habe, war ich sofort begeistert. Ich wollte dort unbedingt fahren“, erinnert sich der gebürtige Hamburger, der mit seiner Familie in Harksheide wohnt. Anfangs sträubten sich seine Eltern und waren alles andere als überzeugt vom neuen Hobby, denn der Filius hatte gerade mit dem Fußballspielen beim SV Lurup begonnen. „Ich bin aber hartnäckig geblieben und durfte nach einem halben Jahr endlich in den Radsportverein Germania eintreten. Dort bin ich noch heute Mitglied.“

Lars Erdmann nahm daraufhin an Bahn- und Straßenradveranstaltungen teil, wurde mehrmals Landesmeister und war während seiner Bundeswehrzeit in der Sportfördergruppe in Warendorf stationiert. Ende der 80er-Jahre erlosch seine Radsportbegeisterung ein wenig, flammte aber wieder auf, als das Querfeldeinfahren immer populärer wurde. Lars Erdmann: „Ich war eigentlich als Betreuer eines Freundes bei einem Weltcuprennen in Belgien dabei und bin dann aber zusammen mit ihm im Hobbyrennen gestartet. Das war einfach nur cool.“

Dann kam das Crossen auch nach Norderstedt. Einmal pro Jahr fand auf dem Müllberg an der Oadby-and-Wigston-Straße der Stevens-Cup statt. Dort sammelten Erdmanns Söhne Paul, 18, und Max Lindenau, 20, ihre ersten Wettkampferfahrungen. Die schweren Mountainbikes sind längst den leichteren Geländerädern gewichen, und der Radsport ist für alle Mitglieder der Familie Erdmann/Lindenau mittlerweile mehr als nur ein Hobby.

Paul und Max Lindenau starteten bei der EM in Lorsch als Mitglieder der U23-Nationalmannschaft und belegten im Hauptrennen die Plätze 23 und 25. Tags darauf erreichte Paul im C2-Rennen, dem etwas abgespeckten Feld der Elitefahrer, den vierten Platz. Max hatte gleich zu Beginn Pech. Die Kette riss, und der angehende Sport- und Fitnesskaufmann musste das Rad eine halbe Runde lang tragen, ehe der Defekt behoben werden konnte.