Mit Andreas Winter und Sebastian Kröger nehmen zum dritten Mal Athleten der Norderstedter Werkstätten an den Special Olympics Weltspielen teil

Norderstedt. Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. Im Fall von Andreas Winter und Sebastian Kröger, den Mitarbeitern und Sportlern der Norderstedter Werkstätten, sind es die Special Olympics Summer Games 2015, die nun von diesem Monat an gleich bis in den kommenden Juli hinein das Denken, die Planungen und vor allem den Trainingsalltag beherrschen werden.

Das Norderstedter Duo hat sein großes sportliches Ziel erreicht: Radrennfahrer Winter und Leichtathlet Kröger sind für den 138 Aktive umfassenden National-Kader für die vom 21. Juli bis 3. August in Los Angeles/USA stattfindenden Sommer-Weltspiele für Athleten mit geistiger Beeinträchtigung nominiert worden.

Damit reihen sich der 34-jährige Winter und sein neun Jahre jüngerer Teamkamerad Kröger in eine Tradition von Weltspiel-Teilnahmen der Werkstätten-Athleten ein, die 2007 mit dem Start von Tobias Meyer in Schanghai begründet wurde und die Silke Sacher und Annika Sube 2011 in Athen fortgeführt haben.

Um in diesen elitären Kreis aufgenommen zu werden, haben die beiden jungen Männer bereits in diesem Jahr durch Spitzenleistungen auf sich aufmerksam gemacht. So kehrte Sebastian Kröger im Mai von den nationalen Sommerspielen in Düsseldorf mit zwei Goldmedaillen im Gepäck zurück. „Über 100 Meter bin ich 14,21 Sekunden gelaufen, im Weitsprung habe ich 3,75 Meter geschafft; damit bin ich schon sehr zufrieden“, sagt Kröger, der sich zudem als Sprecher der geistig beeinträchtigten Athleten von Schleswig-Holstein auch über den eigenen Sportalltag hinaus engagiert.

Das Ergebnis von Düsseldorf hatte Konsequenzen, nämlich Schreibarbeit für Maike Rotermund. Die Werkstätten-Sportlehrerin, Leiterin des Landesleistungszentrums und Vorsitzende des Integrativen Sportvereins Norderstedt (ISN) musste nun eine Nominierungs-Bewerbung für Kröger an die Koordinatoren der National Olympics in Berlin verfassen. „Ein Nominierungskriterium für die Weltspiele ist der Gewinn von mindestens zwei Goldmedaillen bei den nationalen Special Olympics“, sagt Maike Rotermund, „mit seiner Leistung in Düsseldorf hat mir Sebastian die Argumentation aber auch leicht gemacht.“

Nicht ganz so einfach war für den schnellsten aller Werkstätten-Athleten der Sprung auf den Zug nach Los Angeles. Denn in Düsseldorf hatte sich Radrennfahrer Andreas Winter nach Gold im Einzel-Zeitfahren über 10 Kilometer, das er in 13,21 Minuten mit sagenhaften 103 Sekunden Vorsprung auf die Konkurrenz gewonnen hatte, im Straßenrennen über 25 Kilometer mit Rang zwei begnügen müssen.

„Für Andreas greift die Regelung des Sonder-Kontingents, das rein leistungsbezogen ist“, sagt Oliver Zöbisch. Der selbstständige Physiotherapeut im Norderstedter Herold-Center leitet im ISN die Rennradgruppe und weiß, was er an Winter hat. „Andreas ist bundesweit zurzeit wohl der einzige Fahrer seiner Beeinträchtigungsklasse, der über zehn Kilometer beständig die 17-Minuten-Marke deutlich unterbietet.“

Dabei hat der 34-Jährige erst vor drei Jahren den Sprung vom leichter zu beherrschenden Mountainbike auf das Rennrad gewagt. Winter: „Das hat sich aber gleich beim ersten Mal gut angefühlt, und jetzt trainiere ich mindestens zweimal die Woche und mache dazu noch einmal Krafttraining.“

Damit ist Winter schon gut dabei, doch sein Coach weiß, dass da noch mehr möglich ist. „Dazu wäre es aber toll und hilfreich, wenn wir einen Sponsor fänden, der es Andreas ermöglicht, mit einer hochwertigen Rennmaschine unter 7 Kilogramm Eigengewicht zu trainieren und nach L. A. zu fahren“, sagt Zöbisch, „sein jetziges Rad bringt noch über 9 Kilo auf die Waage.“

„Ansonsten können sich die Jungs über mangelnde Unterstützung nicht beklagen. Zum Beispiel kleidet die Firma s.Oliver alle Athleten voll ein“, sagt Maike Rotermund, „und hier im Haus freut sich jeder für Sebastian und Andreas. Einige haben angekündigt, sich für deren Verabschiedung und Rückkehr Urlaub zu nehmen.“ Doch sie hat auch selber Grund zur Freude: Björn Stenner, Leichtathletik-Koordinator von Special Olympics Deutschland, hat die 51-Jährige in den deutschen Trainerstab für L. A. berufen.

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