Das 2:0 von Eintracht Norderstedt beim BSV Rehden ist gleichbedeutend mit dem Ende mehrerer Negativserien

Norderstedt. Offenbar musste tatsächlich erst etwas Außergewöhnliches geschehen, damit die Fußballer von Eintracht Norderstedt wieder das Gefühl eines Sieges erleben durften. Auf die Nachfrage, wann er denn zuletzt ein Tor erzielt habe, kam Marius Browarczyk nämlich kräftig ins Grübeln. „2007“, scherzte sein Kapitän Philipp Koch, doch ganz so lange ist es dann doch nicht her. „Ich habe mal gegen Curslack-Neuengamme und Rugenbergen getroffen, sonst immer nur in der Vorbereitung“, sagte der 25 Jahre alte Mittelfeldmotor.

Die Erinnerung trog ihn nicht – es war die Hinrunde der Oberliga-Saison 2012/2013, als Browarczyk am 29. September (SV Curslack-Neuengamme) und 27. Oktober (SV Rugenbergen) jeweils erfolgreich war.

Nun also auch in Rehden. „Das war ein Sechs-Punkte-Spiel“, betonte Marius Browarczyk, dessen platzierter Rechtsschuss von der Strafraumgrenze für den 2:0 (1:0)-Endstand gesorgt hatte. Denn: „Mit drei Punkten wäre Rehden an uns herangekommen. Aber unser Sieg hatte sich auch schon angekündigt.“ Zumindest führte Norderstedt zuletzt sowohl gegen den BV Cloppenburg als auch Eintracht Braunschweig II zwischenzeitig mit 1:0, um dann einmal unglücklich mit 1:2 zu verlieren und eine Woche später ein unbefriedigendes 1:1-Remis hinnehmen zu müssen.

Die offensiv etwas zahnlosen Rehdener waren in dieser Hinsicht vielleicht der passende Kontrahent. „In der ersten Halbzeit hatten wir anfangs nicht den Zugriff, haben aber erkannt, wo der Fehler lag und ihn behoben. Insgesamt hatte Rehden bis auf ein, zwei knifflige Situationen nicht wirklich eine Torchance“, sagte Philipp Koch.

Er selbst verwandelte wie schon in Cloppenburg einen Foulelfmeter – und das ausgerechnet im Duell mit einem Torhüter (Milos Mandic), der in der vergangenen Saison an gleicher Stätte noch als bisher einziger Schlussmann überhaupt einen seiner Strafstöße abwehren konnte. „Daran habe ich gedacht vor dem Schuss. Aber damals hatte ich nur blind draufgehauen, jetzt habe ich ihn ausgeguckt.“

Auch diese Rechnung ist also beglichen. Mindestens ebenso wichtig war indes, dass sich kein Akteur einen der in den letzten Wochen immer so fatalen Aussetzer leistete. Ein Faktor war dabei, so der Tenor, dass auf den zentralen Positionen nicht umgestellt werden musste. „Mit Philipp und mir ist da eine gewisse Präsenz, das merken auch die Gegner“, so Marius Browarczyk. „Und wenn immer wieder rotiert werden muss wegen Verletzungen und Sperren, ist es schwierig, Spielfluss hinein zu bekommen. Da kann ja auch der Trainer nichts für.“

Einen Neuling stellte Coach Seeliger allerdings auf, und zwar Gerrit Pressel. Dem vorletzte Woche verpflichteten Linksfuß gelang ein passables Debüt im linken Mittelfeld – insbesondere sein gutes Passspiel unter Bedrängnis fiel auf. „Ich war zwar lange nicht mehr so kaputt, aber es fühlt sich gut an. So kann es weitergehen“, sagte Pressel, der sein letztes Pflichtspiel im April für die zweite Mannschaft von Holstein Kiel in der Schleswig-Holstein-Liga bestritten hatte.

Der erste Sieg nach zuvor nur zwei Punkten aus sieben Partien, dazu der erste Auswärtserfolg seit Ende August, verdeutlichte also, wie schnell sich eine Stimmungslage verändern kann. Jetzt steht Eintracht Norderstedt bei 20 Punkten aus 15 Spielen, es ist das Mindestmaß, was für die erste Saisonhälfte gefordert worden war. Das zuletzt ein wenig angeknackste Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten dürfte nun wieder wachsen, was angesichts des schwierigen Programms vor der Winterpause nicht unwichtig ist. Auf die Garstedter warten in den nächsten Wochen ausschließlich Konkurrenten, die momentan in der Tabelle besser platziert sind.

Gerade im Derby gegen die U23 des FC St. Pauli – als Sechster drei Punkte vor Norderstedt – am Sonntag (14 Uhr, Edmund-Plambeck-Stadion) wird sich die Eintracht jedoch etwas ausrechnen. „Nach diesem Sieg können wir da ohne Druck aufspielen“, sagte Trainer Thomas Seeliger.