Der zuletzt vereinslose Gerrit Pressel debütiert am Sonntag in Rehden als Neuzugang für Eintracht Norderstedt

Norderstedt. Auf eine Woche wie diese musste Gerrit Pressel lange warten. Seit Montag bereiten sich die Fußballer von Eintracht Norderstedt gezielt auf ihr Regionalliga-Auswärtsmatch beim BSV Rehden vor (Sonntag, 15 Uhr, Stadion Waldsportstätten). Mit Pressel, der schon in der vergangenen Woche am Freitag seinen Vertrag bis Saisonende unterschrieb, aber erst jetzt spielberechtigt ist und dessen Trikot mit der Rückennummer 18 bereitliegt. „Es wird Zeit“, sagt der 24 Jahre alte Linksaußen.

Außerhalb des Transferfensters ist den Garstedtern somit eine weitere Neuverpflichtung gelungen – möglich machte es der Status „vereinslos“. Denn nachdem sein Vertrag bei Drittligist Holstein Kiel Ende Juni ausgelaufen war, hatte sich Pressel keinem neuen Club angeschlossen.

Auch, weil er seinen Lebensmittelpunkt ändern wollte, in Hamburg eine Ausbildung als Fachkraft für Hafenlogistik beginnen möchte. Eine bewusste Umstellung nach sechs Jahren Profisport. „Ich wollte wegkommen, den Umschwung schaffen“, so Pressel. „Ich hätte auch noch drei Jahre irgendwo in Westdeutschland mitspielen können, aber ob das sinnvoll gewesen wäre?“

Die Füße legte er trotzdem nicht hoch. Im Gegenteil: „Ich habe die komplette Vorbereitung beim Hamburger SV II mitgemacht.“ Dort also, wo im Jahr 2006 als Teenager seine Karriere Fahrt aufgenommen hatte. U17, U19, dann die U23 und dazwischen ein sechsmonatiges Leihgeschäft bei Willem II Tilburg (Niederlande, Eredivisie), ehe 2012 der Wechsel nach Kiel erfolgte – Gerrit Pressel hat also bereits einige Stationen hinter sich.

Zu einem neuerlichen Engagement beim HSV II, dem ungeschlagenen Regionalliga-Tabellenführer, kam es zwar nicht. Dafür reizte ihn die Adresse ein paar Kilometer entfernt. „Norderstedt lag da ja auf der Hand. Dadurch, dass ich mich entschieden habe, in Hamburg zu bleiben, gab es für mich keine andere Option. Auf die Oberliga hatte ich keine Lust.“

Als letztlich auch Deran Toksöz, früher sein Mannschaftskollege bei Holstein Kiel, ihn zum Wechsel riet, sagte Gerrit Pressel endgültig zu. Und ist damit der dritte Kicker aus seiner Familie im Eintracht-Trikot – sein Bruder Tarek (heute SC Concordia) spielte in der A-Jugend, sein Cousin Ferris (Rahlstedter SC) in der B-Jugend.

Gerrit Pressel spielte schon mit der U23 des HSV im Eintracht-Stadion

Das Edmund-Plambeck-Stadion sowie die Infrastruktur an der Ochsenzoller Straße kennt er sowieso bereits aus der Zeit, als er mit der U23 des HSV die Heimspiele als Untermieter bei der Eintracht austrug. „Ich weiß, dass hier alles recht professionell ist, auch wenn nicht wie beim HSV morgens und mittags, sondern abends trainiert wird. Und die Mannschaft hat Potenzial. Das sieht man ja daran, wie sie sich in der Regionalliga etabliert hat.“

Der momentane zehnte Tabellenplatz ist allerdings trügerisch, denn nach zuletzt sieben sieglosen Begegnungen sind es vor dem Duell beim BSV Rehden, also dem Vorletzten, lediglich vier Punkte Vorsprung auf den ersten Abstiegsrang. Pressel soll ab sofort seinen Beitrag leisten, nicht nur die Durststrecke zu beenden, sondern schließlich auch mit einem angenehmeren Polster in die Winterpause zu gehen.

Trainer Thomas Seeliger hält sich noch bedeckt, ob sein Neuzugang auf Anhieb in der Startelf stehen wird. Einen guten Eindruck habe Pressel aber hinterlassen. „Der Junge hat Qualität, einen guten linken Fuß und eine gute Übersicht auf dem Platz. Und die Position links im Mittelfeld ist ja unsere Baustelle.“ Denn nach den längerfristigen Ausfällen von Björn Nadler und Dane Kummerfeld fehlen am Sonntag mit Linus Meyer (Unterleibsprellung) und Marco Schultz (Schambeinentzündung) weitere Alternativen.

Dafür aber ist zumindest Philipp Koch, anders als es der Eintracht-Kapitän selbst noch bis Montagabend gedacht hatte, doch nicht gelbgesperrt. Denn weil der Mittelfeldorganisator Anfang Oktober gegen Lüneburg sogar Gelb-Rot gesehen hatte, wurde die damalige Verwarnung gestrichen.