Handballer des SV Henstedt-Ulzburg feiern mit dem 32:27 gegen Eintracht Hildesheim ihren ersten Heimsieg in der 2. Bundesliga seit Februar 2013

Henstedt-Ulzburg. Was für eine Erlösung: Seit etwas mehr als 20 Monaten, genauer gesagt seit dem 16. Februar 2013, dem 25:23 gegen die SG BBM Bietigheim, hatten die Handballer des SV Henstedt-Ulzburg auf einen Heimsieg in der 2. Bundesliga gewartet. Nun ist der Bann gebrochen, die schwarze Serie beendet: Mit einem 32:27 (16:15)-Erfolg gegen den Tabellenvorletzten Eintracht Hildesheim versetzte die Crew des Trainerduos Matthias Karbowski/Amen Gafsi die knapp 600 Zuschauer und sich selbst in Verzückung.

Der verdiente Lohn für eine kämpferisch und auch spielerisch überzeugende Vorstellung des Aufsteigers: Zwei wichtige Punkte im Abstiegskampf sowie minutenlanger, rhythmischer Applaus, den Team und Publikum mit einer gemeinsamen La-Ola-Welle krönten. Unmittelbar nach dem Schlusspfiff des ausgezeichneten Schiedsrichtergespanns Markus Kropp/Sebastian Siebert aus Osnabrück hatten sich die SVHU-Spieler schon zusammengefunden, um im Kreis tanzend und singend zu jubilieren.

Wohl selten zuvor wurden nach einem Handballspiel im Schulzentrum Maurepasstraße so viele Hände triumphierend zur Becker-Faust geballt wie nach dem Hildesheim-Match. Kein Wunder, der Druck auf den SVHU war nach bisher vier Heimniederlagen in dieser Saison enorm. „Uns allen sind jede Menge Steine vom Herzen gefallen“, sagte Mannschaftskapitän Nico Kibat, „es ist ein wunderbares Gefühl, dass wir uns jetzt endlich mal in eigener Halle für eine gute Leistung belohnt haben.“

Einer der Helden der Partie hatte derweil kaum noch Kraft, um sich zu freuen. „Ich bin froh, dass jetzt alles vorbei ist“, sagte Keeper Jan Peveling, der mit insgesamt 18 Paraden klar besser gewesen war als sein Gegenüber Robert Wetzel. Am Tag vor dem Spiel hatte der 26 Jahre alte SVHU-Torhüter mit einem grippalen Infekt noch das Bett gehütet. Erst nach einem letzten Härtetest zwei Stunden vor dem Anpfiff gab er grünes Licht für einen Einsatz.

Doch der heiß ersehnte Sieg der Hausherren hatte noch weitere Väter. So trafen Karbowski und Gafsi mit einer ungewöhnlichen Taktik voll ins Schwarze. Sie ließen ihre Deckung sehr offensiv agieren, um so die Aktionen des Hildesheimer Rückraums zu stören. Damit riskierte der SVHU absichtlich Tore durch den griechischen Nationalspieler der Eintracht, Kreisläufer Nikolaos Tzoufras. Doch trotz dessen zehn Treffern war dies letztendlich das geringere Übel. Beeindruckend: Die sensationelle Beinarbeit der Henstedt-Ulzburger Abwehr; diese ließ sich in den ersten zehn Minuten der zweiten Halbzeit nur zweimal überlisten. „Mehr Einsatz, Wille und Leidenschaft gehen nicht. Die ganze Truppe wollte den Sieg zu 100 Prozent“, schwärmte Olaf Knüppel, der Geschäftsführer der Zweitliga-Handballer.

Gut in das aus SVHU-Sicht rundum erfreuliche Bild passten auch die jeweils sieben Tore von Tim Völzke, Jens Thöneböhn und Daniel Eggert, der starke Auftritt des in der Schlussphase eingewechselten Stanislaw Demovic sowie das gelungene Kurz-Comeback von Kevin Wendlandt. Der Rückraummann, der zuletzt wochenlang mit Kniebeschwerden pausieren musste, seit letztem Mittwoch aber wieder voll belastbar ist, kam auf das Feld, um Völzke ein wenig zu entlasten – und traf nur 33 Sekunden nach seiner Einwechslung mit einem mächtigen Sprungwurf zum 20:17.

„Die Mannschaft hat ihre Aufgabe gegen einen Kontrahenten, der besser ist, als es die Tabelle aussagt und am Saisonende nicht zu den Absteigern gehören wird, souverän gemeistert“, sagte Matthias Karbowski, „es gab in den 60 Minuten keinen ernsthaften Leistungseinbruch.“ Der einzige Kritikpunkt des früheren Bundesligaspielers: „Wir haben trotz eines überragenden Jan Peveling immer noch 27 Gegentreffer kassiert, daran gilt es zu arbeiten.“

Diese Sorge hätte Gerald Oberbeck, der Coach der Hildesheimer, nur zu gern gehabt. Er zeigte sich von seinem eigenen Team maßlos enttäuscht: „Wir haben in der Deckung schlecht gestanden, hatten keinen guten Torhüter und einige Totalausfälle. So kann man nicht gewinnen.“

Der in dieser Saison auswärts schon dreimal siegreiche SV Henstedt-Ulzburg hat nun erst einmal Punktspielpause bis zum Mittwoch, 5. November. Dann geht es zum siebenmaligen Deutschen Meister TV Großwallstadt. Karbowski: „Wir werden die Zeit nutzen, um neue Konzeptionen im Angriff und in der Abwehr einzustudieren.“