Ju-Jutsu-Kämpferinnen Lea Kienitz und Luzie Grutke triumphieren beim U15-Weltcup in Bukarest

Norderstedt. Ein Filmstar? Ein Schauspieler aus einer TV-Soap? Fluggäste, die die Gepäckhalle der Ankunftzone von Terminal 2 in Hamburg-Fuhlsbüttel durch die automatischen Schiebetüren verlassen, schauen leicht irritiert und fragen sich angesichts des rund 30 Personen großen, mit Transparenten und Blumen bewaffneten Empfangskomitees, mit wem sie da wohl im Flieger gesessen haben mögen.

Als dann der Jubel losbricht, ist es keine mondäne Lichtgestalt aus der Tagespresse, die in der Tür erscheint. Es sind zwei zierliche, blonde Mädchen, die angesichts der Aufmerksamkeit leicht verlegen schauen, dann aber freudestrahlend auf ihre Fans zustürmen.

Sie haben sich den „großen Bahnhof“ redlich verdient. Um den Hals haben Lea Kienietz, 13, und Luzie Grutke, 12, jeweils eine handtellergroße Goldmedaille an einem rot-gelb-blauen Band hängen. Es sind die Landesfarben von Rumänien; dort hat das dynamische Duo einen Tag lang Großartiges geleistet. Beim Ju-Jutsu-Weltcup der Altersklasse U15 in Bukarest haben die Norderstedterin Lea die Kategorie bis 40 Kilogramm und ihre Vereinskameradin Luzie aus Quickborn die Konkurrenz bis 52 Kilogramm gewonnen. Damit dürfen sich die beiden Mädchen, die fast ihr halbes Leben lang Ju-Jutsu im Norderstedter Verein für Selbstverteidigung und Kampfsport Kodokan betreiben, Weltmeisterinnen nennen.

Eigentlich ja „Super-Weltmeisterinnen“. „Letztes Jahr hatte es in Athen die erste U15-WM gegeben, da hat Leas Schwester Katharina den Titel in der 48-Kilo-Klasse geholt“, sagte Stefan Jacobs, Träger des 7. Dan und erfahrenster Kodokan-Trainer. „Der Wettkampf wurde von allen Nationen so gut angenommen, dass der Weltverband für die Klasse U15 das Prädikat auf World Cup herabgestuft hat, um je Nation die Teilnahme von bis zu drei Jugendlichen pro Klasse zu ermöglichen.“

Lea Kienitz und Luzie Grutke durften sich ein halbes Jahr lang gezielt auf ihren Start vorbereiten. „Ich wusste schon seit dem Schülercup in Gelsenkirchen, dass ich nach Bukarest darf“, sagte Lea, die wöchentlich neben zwei vormittäglichen Übungseinheiten über das Sportprofil des Heidberg-Gymnasiums noch sechs weitere Trainingstermine bei Kodokan absolvierte. An letzteren Sessions unter der Regie von Stefan Jacobs oder auch Christian Birmele, dem U18-Weltmeister von 2009 und neben Jacobs zweiter Kodokan-Betreuer in Bukarest, nahm auch Luzie Grutke regelmäßig teil.

Ihr Trainingseifer zahlte sich im Finale aus, in das sie sich durch drei Siege vorgekämpft hatte. Gegen die Griechin Athanasia Panopoulou stand es nach regulärer Kampfzeit 9:9 unentschieden. „Und da hat dann den Ausschlag gegeben, dass ich meine Techniken sauberer ausgeführt habe.“ Lea Kienitz bewies im entscheidenden Fight gegen Athina Malli (Griechenland) Nervenstärke und hatte mit einem Full Ippon das bessere Ende für sich.

„Ich lag schon zurück“, sagte sie, „aber dann habe ich in den letzten 15 Sekunden doch noch in den ausstehenden Teilbereichen gepunktet und so den Kampf vorzeitig beendet.“

Die Auftritte seiner Schützlinge ließen Kodokan-Mitgründer Stefan Jacobs stolz und zufrieden Bilanz ziehen: „Lea und Luzie haben noch sehr viel Potenzial und unterstreichen mit ihren Leistungen, warum wir zurzeit der erfolgreichste Ju-Jutsu-Verein in Deutschland sind.“