Kreisliga-Tabellenführer Fetihspor Kaltenkirchen hat kein eigenes Clubheim, peilt aber trotzdem die Verbandsliga an

Kaltenkirchen. Sich nach einem Fußballmatch frisch geduscht ins Vereinsheim setzen, über die soeben beendete Partie noch einmal sprechen, dazu nebenbei auf einer Leinwand live Bundesliga schauen, vielleicht dazu noch Currywurst mit Pommes und ein Pils. Dieses Bild bietet sich traditionell immer am Sonntagnachmittag bei vielen Amateurvereinen im Kreis Segeberg. Aber nicht bei allen.

Denn im Falle von Kreisligist Fetihspor Kaltenkirchen sah es nach dem Derby gegen den SSC Phoenix Kisdorf (1:3) so aus: Ein Teil des Teams klemmte sich die mobilen Werbebanden unter den Arm und schleppte diese zum Parkplatz, andere Kicker pflückten die Eckfahnen aus dem Rasen und nahmen diese mit, der Rest trottete zum gelben Container neben dem Geläuf, nahm die dort abgelegten Sporttaschen und zog weiter in Richtung der einige hundert Meter weit entfernten Umkleidekabinen, die zu einer Sporthalle gehören.

Gerne hätte es die Mannschaft etwas zentraler und komfortabler. Doch weil Fetihspor seine Heimspiele am Porschering austrägt, auf dem dortigen Sportplatz der Erich-Kästner-Gemeinschaftsschule, müssen sich die Aktiven an die Gegebenheiten anpassen. „Wir hätten gerne ein kleines Clubhaus, haben dieses auch schriftlich bei der Stadt beantragt“, sagt Teammanager Alexander Nagel. „Aber dadurch, dass wir hier auf einem Schulgelände sind, haben wir keine Chance. Wir können es leider nicht ändern.“ Ebenso wenig die Tatsache, dass fest installierte Werbung für die Sponsoren mit Rücksicht auf die Schule nicht erlaubt ist.

Früher teilte man sich die Sportanlage an der Schirnauallee mit dem FSC Kaltenkirchen. Doch da Fetihspor über lediglich zwei Herrenteams verfügt, der Nachbar jedoch gerade im Jugendbereich breiter aufgestellt ist, einigten sich beide Clubs auf die jetzige Lösung. Umso bemerkenswerter ist der folgende Zwischenstand: Wäre die Saison in der Kreisliga Segeberg heute zu Ende, würde Fetihspor als Tabellenerster direkt in die Verbandsliga Süd-West aufsteigen. Das 1:4 gegen Verfolger Kisdorf war im neunten Spiel die erste Niederlage nach zuvor sieben Siegen und einem Remis.

„Wir sind im Soll“, sagt Trainer Klaus Kasper, 53, betreibt damit aber eher fleißiges Understatement. Im Dezember 2013 war er als Nachfolger des erfolglosen Jörn Schwinkendorf zu Fetihspor gekommen; der erfahrene Übungsleiter hatte zuvor über vier Jahre in der Schleswig-Holstein-Liga und Verbandsliga Süd-West beim SV Schackendorf als Assistent gearbeitet. Zu seinen früheren Stationen zählt auch der TuS Wakendorf-Götzberg. „Als ich Ende der letzten Halbserie bei Fetihspor angefangen habe, hatten wir gerade einmal neun Punkte.“

Die Leistungen wurden stabiler, höher als Platz elf kamen die Kaltenkirchener aber nicht mehr. Dennoch: Potenzial wurde ihnen auch vor der Saison 2014/2015 wieder bescheinigt. Der Kader ist zwar dünn, aber zumindest die Startelf muss sich vor keinem Konkurrenten fürchten. Gerade, weil viele der Kicker seit Kindesalter zusammenspielen, ist der Zusammenhalt groß. „Platz eins bis fünf“ hatte Alexander Nagel im Sommer voller Optimismus auf die Frage nach den Zielen für die Punktserie geantwortet. Bisher gibt es wenig Anlass dazu, daran zu zweifeln.

Der ambitionierte SSC Phoenix Kisdorf verfolgt einen Drei-Jahres-Plan

Was tatsächlich möglich ist für Fetihspor, hängt jedoch auch unmittelbar mit der Entwicklung beim SSC Phoenix Kisdorf zusammen. Der Club vom Strietkamp, dessen Vorgängerverein SC Kisdorf lange Jahre und bis zu seiner Insolvenz in der Verbandsliga vertreten war, gilt als Topfavorit auf den Titel.

„Wir haben einen Drei-Jahres-Plan aufgelegt“, sagt Trainer Boris Völker, 33. Demnach müsse der SSC Phoenix erst 2016 aufsteigen. „Aber es hat ja fast im ersten Jahr schon geklappt, wir waren am Ende der letzten Serie nur einen Punkt hinter Platz zwei, der gereicht hätte“, so Völker.

Als Ergänzung zum umworbenen Torjäger Daniel Buhrke ist es Völker gelungen, eine Reihe von Talenten aus den Reihen des Nachbarn SV Henstedt-Ulzburg abzuwerben. „Wir hatten gegen Fetihspor vier 18-Jährige auf dem Platz. Die sind noch grün hinter den Ohren. Ich habe ihnen bereits gesagt: Nur, wer bei einem Foulspiel auch schreit, bekommt den Freistoß“, so der Trainer, der in seiner aktiven Zeit ein überdurchschnittlicher offensiver Mittelfeldspieler war. Völker sagt jedoch auch offen: „Wir müssen bald in die Verbandsliga, sonst werden unsere Talente zu anderen Vereinen gehen.“