Mit Jan Kaetow in der Innenverteidigung gastiert Regionalligist Eintracht Norderstedt beim ETSV Weiche Flensburg

Norderstedt. Auf dem Weg dorthin, ein gestandener Regionalliga-Verteidiger zu werden, warten auf einen ambitionierten Fußballer viele unliebsame Bekanntschaften. So wie für Jan Kaetow von Eintracht Norderstedt am vergangenen Sonntag gegen den VfB Oldenburg (0:2). „Der Pierre Merkel, das war ein ganz schöner Brocken. Ich bin da kaum an den Ball gekommen.“

Merkel, das erlebten die Garstedter leidvoll, war im Alleingang mit seinen zwei Toren verantwortlich für die erste Saisonniederlage der Eintracht im heimischen Edmund-Plambeck-Stadion. Es sind Kaliber wie dieser Top-Stürmer, an denen Kaetow wachsen will und soll. Denn vor seinem Wechsel vom FC Elmshorn an die Ochsenzoller Straße im Sommer hatte er nie höher als in der Ober- oder Schleswig-Holstein-Liga gespielt. „Ich war in diesem Jahr einer der ersten Neuen, der zugesagt hat, und habe dann verfolgt, wer noch alles geholt wurde. Da wusste ich schon: Der Kader wird stark sein.“

Das bedeutete: Auch wenn Jan Kaetow vier Wochen bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien verbrachte, wurde dort keineswegs nur gefeiert und gefaulenzt. „Ich bin da jeden Tag gelaufen oder habe Fitness gemacht.“ Zurück in Norderstedt, hatte die Vorbereitungsphase bereits begonnen. Und Kaetow lernte schnell, dass er nun ein anderes, höheres Niveau erreichen müsse. „Hier ist im Training viel mehr Spannung drin, viel mehr Willen, allein schon jedes Übungsspiel zu gewinnen. Hier wird um jeden Zentimeter gefightet, das gefällt mir gut.“

Auch deswegen ist er zuversichtlich, was die Serie 2014/2015 betrifft. „Wir sollten schon so selbstbewusst sein, zu sagen: Da, wo wir jetzt stehen, gehören wir auch hin. Klar, erstmal müssen wir die 40 Punkte erreichen, aber wir sollten uns auch höhere Ziele stecken.“

Beobachter der regionalen Fußballszene hatten den 24 Jahre alten Immobilien- und Einzelhandelskaufmann, der in Norderstedt aufgewachsen ist, schon früher in der vierthöchsten deutschen Spielklasse erwartet. „Es war auch schon einmal im Gespräch, dass ich zum TSV Havelse gehe. Aber das hat nicht so zusammen gepasst, deswegen bin ich beim SV Henstedt-Ulzburg geblieben.“

Insgesamt arbeitete er dort drei Jahre mit Trainer Jens Martens zusammen, ehe der Defensivspezialist 2012 zum FC Elmshorn wechselte. Ein damals aufstrebender Club aus dem Kreis Pinneberg, der 2013 mit Kaetow als Leistungsträger und Führungsfigur sogar die Meisterschaft in der Oberliga Hamburg gewann – um dann unter chaotischen Umständen die Regionalliga-Qualifikation abzugeben, sodass die Eintracht profitierte.

Später als gedacht, ist Kaetow nun zum Regionalliga-Stammspieler geworden

Heute legt die Statistik nahe, dass Jan Kaetow den Sprung geschafft hat. Siebenmal wurde er eingesetzt, stand dabei sechsmal von der ersten bis zur letzten Minute auf dem Platz, und das jeweils als Innenverteidiger. Es liest sich wie der Arbeitsnachweis eines Stammspielers. „Er hat sich relativ schnell an die Liga angepasst, damit muss man zufrieden sein“, sagt sein Trainer Thomas Seeliger.

Zufrieden, mehr aber nicht. Denn was sowohl den Coach als auch die Mannschaft ärgert: Lediglich einmal blieb Norderstedt bisher ohne Gegentreffer, ist auch deswegen mit einer negativen Tordifferenz (12:13) Tabellenvierter. Dessen ist sich auch Neuzugang Kaetow bewusst: „Die Abstimmung zwischen Abwehr und Mittelfeld muss besser werden, die defensive Umschaltbewegung insgesamt.“

Aus dem Mund von Thomas Seeliger klingt es ähnlich: „Ich habe mir noch einmal die erste Halbzeit des Spiels gegen Oldenburg auf Video angesehen. Ich will nicht alles schlecht reden, aber es gab da schon erhebliche Abstimmungsprobleme.“

An diesem Sonnabend muss es besser funktionieren, die Auswärtspartie beim ETSV Weiche Flensburg (14 Uhr, Manfred-Werner-Stadion) zählt für ihn zu den schwierigsten Aufgaben. Dabei sei unerheblich, dass der Club aus dem hohen Norden durchwachsen gestartet ist, mit nur einem Sieg und drei erzielten Toren aktuell lediglich Rang 14 belegt. „Das ist für mich eine Mannschaft, die ins obere Drittel kommen wird, da hat sich an meiner Meinung nichts verändert.“ Zumal seine Eintracht bei der letzten Fahrt an die Förde am 10. Mai böse mit 0:4 unter die Räder kam.

Auf Jan Kaetow werden die Blicke sowieso gerichtet sein. „Meine Verwandtschaft kommt aus Flensburg. Die sind sonst eher Handballfans, aber das wird für mich eine Art Heimspiel.“