Mit Laura Jane Hackbarth holt sich erstmals in der Geschichte des Landesturniers der Reiter eine Frau den Titel im Springreiten

Bad Segeberg. Für Spannung war gesorgt vor dem großen Finale des 66. Landesturniers der Reiter in Bad Segeberg. Gleich sieben Starter hatten nach zwei von drei Wertungsprüfungen im Kampf um die gemeinsame Hamburger und Schleswig-Holsteinische Landesmeisterschaft der Springreiter null Fehler auf ihrem Konto und griffen nach dem Sieg.

Im abschließenden S***-Springen leisteten sich alle LM-Anwärter – unter ihnen auch der zweifache Sieger des Deutschen Derbys in Klein Flottbek, Nisse Lüneburg – Abwürfe. Nur der letzte Ritt war tadellos. Und den präsentierte Laura Jane Hackbarth. Die 23 Jahre alte Amazone vom Reitverein St. Peter-Ording hatte sich bewusst für einen Start bei den Herren entschieden und verzichtete dafür auf die Teilnahme am parallel ausgetragenen, reinen Damenwettbewerb.

Laura Jane Hackbarth bewies der männlichen Konkurrenz eindrucksvoll, dass Springreiten keine Männerdomäne ist. Als einzige Teilnehmerin blieb sie in drei Umläufen ohne Abwurf und freute sich, die erste Landesmeisterin der Herren in der 66-jährigen Geschichte des Landesturniers zu sein.

Im anschließenden Stechen um den Großen Preis von Schleswig-Holstein hatte zwar Rasmus Lüneburg vom RFV Uetersen knapp die Nase vorn. Er war auf Quintana mit einer Zeit von 36,69 Sekunden der Schnellste im Parcours vor Laura Jane Hackbarth (37,04) und freute sich über 2400 Euro Preisgeld. Für die Gesamtwertung war dies unerheblich, demzufolge blieb die Zweitplatzierte gelassen: „Ich bin sehr stolz, der Landesmeistertitel war mir am Wichtigsten.“

Für die Sieger im Springreiten, egal ob Frau oder Mann, gibt’s nach den Ehrungen traditionell kein Entkommen: Alle Landesmeister müssen ein Bad im Wassergraben nehmen. Das offensichtlich gefärbte, kühle Nass hinterließ bleibende Spuren auf den weißen Reiterhosen. Den Sportlern, aber vor allem deren Freunden und Bekannten war das gleich – der Spaß steht bei diesem Ritual im Vordergrund.

Die Dressurreiter blieben von dieser Art der „Belohnung“ verschont, freuten sich aber dennoch über viel Aufmerksamkeit. Wolfgang Schade, der schon oft in Bad Segeberg zu Gast war, war beeindruckt von der Kulisse am Pagelplatz. „Vor so vielen Zuschauern zu reiten, ist ziemlich aufregend“, sagte der 46-Jährige, der sich zum ersten Mal die Landesmeisterschaft sicherte. „Ich war immer Zweiter oder Dritter, toll, dass es jetzt geklappt hat“, so der Berufsreiter.

Einen Titel für den Kreis Segeberg holte die Kattendorferin Franziska Schwiebert. Die 17-Jährige sicherte sich wie 2013 den Dressurtitel bei den Junioren. Dritte bei den Jungen Reitern wurde Johanna Horstmann aus Bad Bramstedt.

Dieter Medow, seit fünf Jahren Vorsitzender des ausrichtenden Pferdesportverbandes Schleswig-Holstein, freute sich über gute Zahlen: 1400 Teilnehmer und rund 10.000 Zuschauer kamen in die Kreisstadt. „Mit unserer Veranstaltung wollen wir auch die Arbeit in den Vereinen fördern. Deshalb wird dieser Termin freigehalten, während des Landesturniers finden keine anderen Wettbewerbe in Schleswig-Holstein statt. Daran erkennt man den hohen Stellenwert.“

Erstmals war das Holsteiner Fohlenchampionat auf der Liste der Konkurrenzen vertreten. Die Prämierung der wenige Monate alten Stut- und Hengstfohlen nahm eine Jury vor, der unter anderem auch der Garstedter Dressurreiter und -ausbilder Wieger Derk de Boer angehörte.

58 Reitabteilungen bei den Junioren und Erwachsenen sorgten mit ihrem Aufmarsch am Ende des 66. Landesturniers zudem für ein beeindruckendes Schlussbild. Siegreich waren der Fehrmarnscher Ringreiterverein (Senioren) sowie der Reit- und Fahrverein Zarpen (Junioren).