Der neue SVHU-Frauentrainer Sebastian Schräbler spricht zum Punktrundenstart der 3. Handball-Liga Nord im Abendblatt-Interview über sein Team

Henstedt-Ulzburg. Vor fast genau vier Monaten hat die erste Handball-Frauenmannschaft des SV Henstedt-Ulzburg zum letzten Mal um Drittliga-Punkte gekämpft: In eigener Halle gab es einen 31:20-Kantersieg gegen Zweitliga-Aufsteiger TSV Travemünde, das Team des damaligen Trainers Volker Paul belegte in der Abschlusstabelle der Ost-Staffel mit 30:22 Zählern den sechsten Platz.

Seitdem hat sich viel getan bei den SVHU-Frauen, den „Lady-Frogs“: Paul und Teammanager Lukas David sind gegangen, Leistungsträgerinnen wie die Torhüterinnen Jennifer Knust und Miriam Hawen, Allrounderin Nina Schilk oder Kreisläuferin Christina Vogt stehen nicht mehr zur Verfügung.

Und auch im strukturellen Bereich hat es eine wichtige Veränderung gegeben: Die Mannschaft wurde aus der finanziellen Trägergesellschaft für die Leistungs-Handballer des SV Henstedt-Ulzburg herausgelöst, muss somit in Geldfragen auf eigenen Beinen stehen – fraglos eine schwierige Zeit des Umbruchs für die SVHU-Crew, die an diesem Sonntag mit der Auswärtspartie beim Buxtehuder SV II (15 Uhr, Schulzentrum Nord, Hansestraße) in die Punktrunde der 3. Liga Nord startet.

Mit welchen Erwartungen geht der neu formierte Kader in die Saison? Was sind die Ziele, wie sieht das Konzept der Vereinsverantwortlichen aus? Der neue Trainer Sebastian Schräbler, 31, der beim SV Henstedt-Ulzburg weiterhin als Handball-Jugendkoordinator fungiert, gibt im Interview mit dem Hamburger Abendblatt die Antworten.

Hamburger Abendblatt:

Herr Schräbler, als Coach haben Sie bisher ausschließlich im Nachwuchsbereich gearbeitet, eine Frauenmannschaft zu trainieren ist für Sie eine neue Erfahrung. Was hat Sie zu diesem Schritt bewogen?

Sebastian Schräbler:

Die Aufgabe ist reizvoll, ich habe mich aber auch ein wenig in die Pflicht nehmen lassen. Schon im Februar war klar, dass Volker Paul nach zwei Jahren Trainertätigkeit aufhören würde. Im März haben Gespräche mit zwei möglichen Nachfolgern stattgefunden, doch es kam zu keiner Einigung. Als das Team im Mai immer noch keinen Coach hatte, wurde es langsam brenzlig, die Mannschaft drohte auseinanderzufallen. Also habe ich den Job übernommen. Das geht allerdings nur, weil mir unsere Jugendwartin Sabine Schoeps den Rücken frei hält und mir viel von der Büroarbeit abnimmt, die ich als Jugendkoordinator erledigen muss.

Haben Sie eine Philosophie als Trainer? Wie soll der SV Henstedt-Ulzburg in der Serie 2014/2015 spielen?

Schräbler:

Ich favorisiere einen schnellen, beweglichen, attraktiven Handball aus einer sicheren Abwehr heraus.

Ist das mit dem aktuellen Kader denn überhaupt möglich? Der personelle Aderlass Ihrer Mannschaft vor der Saison war ja beträchtlich …

Schräbler:

Das Team kann das, auch wenn es sicherlich noch einige Zeit dauern wird, bis alle Abläufe stimmen. Wir verfügen ja immer noch über ein stabiles Gerüst, das Drittliga-Erfahrung hat, und die Stimmung bei uns ist gut – das war in der vergangenen Saison nicht immer so. Alle ziehen an einem Strang, das ist in der Vorbereitung deutlich geworden. Wir haben uns kontinuierlich verbessert und nicht ohne Grund die zweite Runde im DHB-Pokal erreicht. Es wäre allerdings vermessen zu behaupten, dass wir die Spielerinnen, die den Verein verlassen haben, gleichwertig ersetzen konnten. Da uns finanziell weitestgehend die Hände gebunden sind, gehen wir jetzt den aus unserer Sicht einzig möglichen Weg: Wir geben Talenten aus der Region, die für ihre Stammvereine in der Jugend-Bundesliga auflaufen, die Chance, bei uns auf hohem sportlichen Niveau Erfahrungen im Erwachsenenbereich zu sammeln.

Bei besagten Talenten handelt es sich um Hannah Belgardt, Celina Meißner und Katharina Rahn vom VfL Bad Schwartau, Stefanie Schöneberg vom TSV Travemünde sowie Sabrina Langmann von der JSG Alstertal/Norderstedt. Wie oft kommt dieses Quintett zum Training, und wie viele Einsätze sind für den SV Henstedt-Ulzburg in der 3. Liga geplant?

Schräbler:

Die Mannschaft trainiert einmal pro Woche mit dem gesamten Kader. Bezüglich der Drittliga-Partien haben wir gute Absprachen mit den Stammvereinen getroffen. Unsere Neuzugänge werden nicht immer, aber regelmäßig spielen.

Wie gut ist die Mannschaft in Schuss?

Schräbler:

Körperlich sehe ich uns aktuell bei etwa 70 Prozent, da ist auf jeden Fall noch Luft nach oben. Und im spielerischen Bereich brauchen wir sicherlich noch diverse Trainingseinheiten und etwas Zeit, um unser Potenzial voll auszuschöpfen. Verbesserungswürdig war zuletzt vor allem das Rückzugsverhalten. Und wir müssen im Angriff geduldiger und cooler werden.

Der SV Henstedt-Ulzburg hat zwei Jahre lang in der ungeliebten 3. Liga Ost gespielt, für die Serie 2014/2015 ist der SVHU nun doch endlich in die 3. Liga Nord eingruppiert worden. Wie schätzen Sie diese Staffel ein?

Schräbler:

Sehr, sehr ausgeglichen, die 3. Liga Nord hat ein wesentlich geringeres Leitungsgefälle als die 3. Liga Ost in der letzten Saison. Die Siegchancen stehen praktisch an jedem Wochenende bei 50:50, es wird immer wieder auf die Tagesform ankommen.

Was ist Ihr Saisonziel?

Schräbler:

Die Vorgabe ist ganz klar, so früh wie möglich den Klassenerhalt zu schaffen. Unser Konzept ist langfristig angelegt, und je eher Klarheit über die sportliche Situation herrscht, desto besser können wir für die Zukunft planen.