Der eingewechselte Stürmer schießt Eintracht Norderstedt zum 2:1 gegen die FT Braunschweig

Norderstedt. Die Geschichte des Spiels schien schon geschrieben. Ausgekontert, entzaubert, zurück auf dem Boden. So hätte es kommen können für die Regionalliga-Fußballer von Eintracht Norderstedt, die sich daheim im Duell mit Aufsteiger FT Braunschweig unwahrscheinlich schwer taten. Einer Fülle von Fehlpässen und Missverständnissen war kurz nach Start der zweiten Halbzeit in der 49. Minute das für derartige Partien so typische 0:1 gefolgt – ein Steilpass, die Abwehrkette reagierte zu langsam, Stürmer Nils Gehde vollendete.

Auch als die Schlussviertelstunde angebrochen war, hatte sich das Bild zunächst nicht geändert. Die Eintracht war optisch klar überlegen, aber zu langsam – mit den Gedanken, mit den Füßen. Nur: Als Schiedsrichter Lukas Benen (Vorwärts Nordhorn) 15 Minuten später überpünktlich abpfiff, war es wieder wie immer in dieser Saison. Die Punkte blieben zum vierten Mal in Folge im Edmund-Plambeck-Stadion, wenn auch ziemlich glücklich.

„Das war nicht unser Sahnestück. Aber wir sind ja nicht Bayern München“, sagte Trainer Thomas Seeliger. Wobei: Würde etwa ein Weltklassemann wie Robert Lewandowski einen Siegtreffer erzielen wie Jan Lüneburg, dann hätte er wohl beste Chancen auf die Wahl zum „Tor des Monats“. Mit Gewalt und Präzision, einer perfekten Mischung, drosch der eingewechselte Stürmer den Ball ansatzlos aus 20 Metern in den rechten Winkel (85.). „Deran Toksöz hat noch gerufen, dass ich den Ball durchstecken soll. Aber als Stürmer dachte ich: Halt doch einfach mal drauf.“ Und das, obwohl sein letztes Ligator einige Wochen her war; zuletzt hatte Lüneburg am ersten Spieltag gegen den VfR Neumünster jubeln dürfen.

Sein fulminanter Abschluss war einer von zwei Norderstedter Geistesblitzen. Der erste war ein gelungener Doppelpass auf engstem Raum zwischen Linus Meyer und Björn Nadler in der 79. Minute. Braunschweigs Okan Uysal schaltete hierbei eine Sekunde zu langsam und rannte Nadler ungelenk um, sodass Referee Benen sofort auf Strafstoß entschied. Diesen verwandelte Meyer; er vertrat somit den erkrankten Philipp Koch nicht nur als Kapitän, sondern auch als Elfmeterschützen.

Was die 565 Zuschauer ebenso zu sehen bekamen, war ein neuer Plan „B“. Ein 4-4-2 als Formation mit zwei echten Mittelstürmern und geradlinigem Flügelspiel brachte die Wende. „Es waren einfache Mittel“, so Thomas Seeliger. „Umso schöner, wenn das klappt.“

Übermütig wird bei der Eintracht trotz Tabellenplatz drei kein Protagonist. Die Rhetorik bleibt defensiv, der Klassenerhalt das (Fern-)Ziel, was in der aktuellen Verfassung aber kein Problem sein sollte. „Wir wollen so schnell wie möglich 40 Punkte“, sagte etwa Deran Toksöz stoisch.

Unausgesprochen, aber nicht zu übersehen blieb allerdings, dass Abstiegskampf durchaus Spaß machen kann, wenn er mit einem großem Vorsprung wie derzeit 13 Punkten auf die bedrohten Plätze bestritten wird. Eine Fortsetzung soll der Höhenflug am nächsten Sonntag finden – dann empfängt die Eintracht erneut zu Hause den VfB Oldenburg.

Tore: 0:1 Nils Gehde (49.), 1:1 Linus Meyer (79./Foulelfmeter), 2:1 Jan Lüneburg (85.).

Zuschauer: 565.

Eintracht Norderstedt: Höcker – Aniteye, Mandic, Kaetow, Kummerfeld – Lindener (57. Lüneburg) – Kunath (57. Schultz), Toksöz, Meyer, Nadler – Veselinovic (88. Rose).

Die Tabelle der Regionalliga Nord: 1. Hamburger SV II (21 Punkte/22:5 Tore), 2. TSV Havelse (16/10:5), 3. Eintracht Norderstedt (15/12:11), 4. SV Meppen (13/12:7), 5. VfL Wolfsburg II (13/13:9), 6. VfB Lübeck (13/9:11), ..., 11. FC St. Pauli II (8/5:12), ..., 16. BV Cloppenburg (2/5:10), 17. FT Braunschweig (2/3:10), 18. Lüneburger SK Hansa (2/7:18).