Vielseitigkeitsreiterin Hanna Knüppel wird für die Junioren-Europameisterschaft nachnominiert und holt mit der deutschen Mannschaft Silber

Kisdorf. Noch vor zwei Wochen war Hanna Knüppel fest davon überzeugt, das Ende der Schulferien mit ihrer Familie im schwedischen Karlskrona zu verbringen. Die Vielseitigkeitsreiterin vom Reit- und Fahrverein Kisdorf, Henstedt-Ulzburg und Umgebung rechnete zu diesem Zeitpunkt nicht mehr damit, für die Junioren-Europameisterschaften in England berücksichtigt zu werden. „Sechs Sportler wurden ausgewählt. Ich war nur dritte Reserve.“ Doch dann kam alles anders: Die 17-Jährige wurde überraschend nachnominiert, gewann in Bishop Burton/Yorkshire zusammen mit Flora Reemtsma (RSV Zierow), Rebecca Gerken (RV Floggensee) und Jerome Robiné (RFV Griesheim) hinter dem Team aus Irland mit der deutschen Mannschaft die Silbermedaille.

Die letzten 14 Tage hatten es in der Tat in sich. „Ich habe vor unserer Abreise nach Schweden mit Bundestrainer Rüdiger Schwarz telefoniert. Er sagte mir, dass die Wahrscheinlichkeit gering sei, dass noch jemand ausfällt und ich beruhigt fahren kann.“ Hannas Holsteiner Wallach Carismo wurde auf dem Gestüt Pohlsee in Kiel „geparkt“, und die Schülerin des Heidberg-Gymnasiums in Hamburg-Langenhorn startete zusammen mit ihren Eltern Maren und Olaf sowie den Geschwistern Lea und Mattis nach Südschweden.

Doch nach einer Woche klingelte das Telefon. Am anderen Ende der Leitung: Rüdiger Schwarz. „Ein Pferd hatte sich verletzt, sodass ich nun doch mit nach England fahren sollte. Am nächsten Morgen bin ich nach Hamburg geflogen, zum Vorbereitungslehrgang nach Warendorf gefahren, und zwei Tage später ging’s nach England. Das war alles ziemlich aufregend, ich hatte gar keine Gelegenheit, nervös zu werden“, so Hanna Knüppel.

Auf der britischen Insel hatten Pferde und Reiter zwei Tage Zeit, um sich zu akklimatisieren. Dann wurde es ernst. Nach der Verfassungsprüfung folgte die Dressur, danach die Geländeprüfung. Am letzten Tag stand das Springen auf dem Programm. Hanna Knüppel landete in der Einzelwertung der Vielseitigkeit auf dem 30. Platz und war damit zufrieden. Aber der Gewinn der Silbermedaille stand natürlich über allem. Bei der Siegerehrung konnte die Kisdorferin ihr Glück kaum fassen. „Das alles ist ziemlich unglaublich“, sagte sie.

Bis vor zwei Jahren schwankte Hana Knüppel noch zwischen Pferdesport und Handball – kein Wunder, denn der schnelle Mannschaftssport spielt eine wichtige Rolle in der Familie. Vater Olaf Knüppel ist Geschäftsführer der Zweitliga-Handballer des SV Henstedt-Ulzburg, Mutter Maren war Jugendnationalspielerin. Vor zwei Jahren testete Hanna mit Carismo den Ausflug ins Gelände. Zunächst standen Prüfungen der Klasse A an, später folgten L-Wettbewerbe. 2013 qualifizierte sie sich erstmals für die Deutschen Meisterschaften in Bad Harzburg. „Die Prüfung war aber noch zu schwer für uns, wir sind im Gelände ausgeschieden.“

In diesem Jahr schaffte das Duo den Durchbruch. In Bad Segeberg wurde Hanna Knüppel Vize-Landesmeisterin, bei der DM in Kreuth wäre die Silbermedaille ebenfalls möglich gewesen. „Im Gelände habe ich mir leider eine Unkonzentriertheit geleistet, sodass Carismo an einem Hindernis vorbeigelaufen ist und wir viele Strafpunkte kassiert haben.“ Bundestrainer Rüdiger Schwarz wurde trotzdem auf die talentierte Reiterin aufmerksam und lud sie zum EM-Sichtungslehrgang ein.

Der Rest ist bekannt: Die talentierte Reiterin kehrte mit der Silbermedaille dekoriert nach Hause zurück. Einziger Wermutstropfen: Viel Zeit zur Erholung blieb nicht, denn heute hat in Hamburg das Schuljahr 2014/2015 begonnen.