1000 Teilnehmer begeistern beim 19. Landesbreitensportturnier in Bad Segeberg ihr Publikum mit einem abwechslungsreichen Programm

Bad Segeberg. Leslie von Elm kam beim 19. Landesbreitensportturnier der Reiter in Bad Segeberg mächtig ins Schwitzen. Die 17 Jahre alte Preetzerin verkleidete sich als Rindviech und schlüpfte dafür in ein selbstgeschneidertes, weiß-schwarz geflecktes Kuh-Kostüm. Dann lief sie auf den Hauptplatz, ließ sich von Cowboy Thomas Lorenzen ein wenig treiben und hüpfte dabei – sehr zur Freude der zahlreichen Zuschauer – hektisch hin- und her. Sobald Leslie einen Schritt nach links machte, reagierte auch das Pferd von Thomas Lorenzen und versperrte ihr sofort den Weg.

„Dieses Jagen wird im Westernreiten als Cutting bezeichnet. Damit können Reiter eine Kuh aus einer Rinderherde isolieren“, sagte Thomas Lorenzen, der aus Hütten bei Eckernförde stammt. Mit seiner „Chefkuh“ Leslie war der Reitlehrer sehr zufrieden, sie machte ihre Sache gut. „Aber bei richtigen Tieren gehen die Pferde noch viel mehr ab“, so Lorenzen schmunzelnd.

Die Zuschauer verfolgten den Ausflug in die Westernreiterei mit großem Interesse. Auf dem Landesturnierplatz stand für Lorenzen und seinen Partner Oliver Kraft verständlicherweise die Show im Vordergrund. Im Alltag bieten die beiden Freizeitcowboys regelmäßig Seminare an. „Wir haben Kurse in den Disziplinen Cutting, Reining und Roping in unserem Angebot. Der Bedarf ist da, das wird auch in unseren Breiten noch praktiziert“, so Lorenzen, der hauptberuflich in der Hüttener Büchereizentrale arbeitet.

Wildwest-Legende Buffalo Bill hätte seine Freude gehabt

In Bad Segeberg war die Vielfalt des Pferdesports Trumpf – und bei allen Vorführungen stand eindeutig der Spaß im Vordergrund. Bevor die „Kuh“ Leslie von Elm hin und her gescheucht wurde, fing Oliver Kraft beispielweise noch schnell „Bernd den Bullen“ – ein Stofftier auf einem Schlitten – gekonnt mit per Lasso ein; Wildwest-Legende Buffalo Bill hätte an diesem Kunststück seine Freude gehabt. Der Applaus am Ende der Vorführung war der Lohn für eine von den Protagonisten liebevoll gestaltete Showeinlage

1000 Teilnehmer sorgten während der zweitägigen Veranstaltung für kurzweilige Unterhaltung. Wer bei Pferdesport bisher nur an seriöses Dressur- und Springreiten dachte, wurde beim Landesbreitensportturnier eines Besseren belehrt. Neben dem ausrichtenden Pferdesportverband Schleswig-Holstein präsentierten sich die Islandpferdezüchter, die Deutschen Friesenzüchter, das Team Légèreté, der Verband für Reiterspiele Mounted Games Deutschland, der Verein Schleswiger Pferdezüchter, die Fahrergemeinschaft Schleswig-Holstein/Hamburg, die Erste Westenreiter Union (EWU), der Landesverband der Reit- und Fahrvereine Hamburg, das Pferdestammbuch Schleswig-Holstein/Hamburg und der Verein der Freizeitreiter und -fahrer Deutschlands.

Hinzu kamen Vorführungen im Kostüm- und Barockreiten, Zirkusküren, Geschicklichkeitsspiele für Pferd, Mensch und auch Hund sowie viele Möglichkeiten zum Ausprobieren. Dabei wurde deutlich, dass die Arbeit mit dem Pferd mehr ist, als nur die Jagd nach dem fehlerlosen Springen oder der perfekten Kür in der Hohen Schule.

In Schleswig-Holstein darf nur auf ausgewiesenen Wegen geritten werden

„Viele Freizeitsportler wollen nicht in der Halle oder auf dem Springplatz trainieren, sondern einfach nur mit ihrem Pferd ausreiten. Wir kämpfen für mehr Reitwege und für die Möglichkeit, auf unseren Pferden von A nach B zu kommen, ohne eine Straße überqueren zu müssen“, sagte Petra Dau aus Aukrug. Das Problem: Während beispielsweise in Niedersachsen überall geritten werden darf, wo es nicht verboten ist, dürfen in Schleswig-Holstein nur ausgewiesene Wege genutzt werden.

Dau war eine der Reiterinnen und Reiter, die die Nordstafette transportierten. Die 47-Jährige überreichte dem Vorsitzenden des Pferdesportverbandes Schleswig-Holstein, Dieter Medow, die blaue Fahne, die im Mai in Dänemark auf den Weg in die Kreisstadt geschickt worden war. 136 Freizeitreiter und sieben Kutschen transportierten die Stafette zum zweiten Mal nach 2013 nach Bad Segeberg und legten dabei insgesamt rund 350 Kilometer zurück. Die Botschaft „Für mehr ausgewiesene Wege im Pferde- und Reiterland Schleswig-Holstein“ hatten sie dabei stets im Gepäck und trugen diese auch regelmäßig bei den Gemeindevertretern vor. Nach jeder Etappe wurde ein Abzeichen am Tuch befestigt, den 15. Stern heftete Dieter Medow auf dem Landesturnierplatz auf die Stafette.

Petra Dau war begeistert von der ganzen Aktion und freute sich auch, am Aufmarsch aller Teilnehmer auf dem Landesturnierplatz teilnehmen zu dürfen. „Wir Freizeitreiter kommen ja sonst nie auf diesen tollen Platz. Der ist normalerweise für die Turniersportler reserviert.“