Fußball-Regionalligist Eintracht Norderstedt verliert gegen den SV Meppen in Überzahl die Kontrolle, gewinnt aber durch ein Last-Minute-Tor mit 2:1

Norderstedt. Die Fußballer von Eintracht Norderstedt genossen ihr Bad in der Menge, auch wenn ihnen dabei von so mancher Seite verbal der Kopf gewaschen wurde. „Fragt ihn auch nach den Fehlpässen“, scherzte ein Fan des Regionalligisten, als sich Björn Nadler den Fragen der Medienvertreter stellte. Dieses Thema sollte ebenso zur Sprache kommen, insbesondere aus dem Mund von Trainer Thomas Seeliger, doch zunächst hatte eine Szene alle anderen Momente der Begegnung mit dem SV Meppen übertüncht.

„Ich bin volles Risiko gegangen, ich habe alles in diesen einen Schuss reingepackt“, so beschrieb Nadler die Sekunde, als er den Kopf ausschaltete und das Schicksal der Mannschaft seinem linken Fuß überließ. Fast alle Spieler beider Kontrahenten befanden sich hierbei zwischen dem Mittelfeldakteur und dem 25 Meter entfernten Tor der Gäste, doch allen blieb nur, unbeteiligt die Köpfe zu recken, bis der Ball sich in hohem Bogen senkte. Ein Kunstschuss aus dem Nichts war dieser Siegtreffer zum 2:1 (1:0), ein Schock für die trotz Unterzahl überzeugenden Meppener, ein etwas schmeichelhaftes Ergebnis für die Eintracht.

„Dass das Siegtor glücklich gefallen ist, darüber müssen wir nicht diskutieren“, sagte Thomas Seeliger gerichtet an seinen Kollegen Christian Neidhart, und ging sogar noch weiter: „Ich hatte das Gefühl, dass wir noch ein Tor bekommen.“

Und zwar trotz einer langen Überzahlphase. Ausgerechnet Meppens Keeper Benjamin Gommert hatte nach einer Notbremse an Sinisa Veselinovic die Rote Karte erhalten (35.). Das Foul war unstrittig, allerdings hatten nicht nur Neidhart, sondern auch viele Zuschauer zuvor eine Abseitsposition des Norderstedter Angreifers gesehen. Die Fahne des Assistenten regte sich zum großen Ärger des SVM nicht.

Rasch stellte sich heraus, dass Gommerts Vertreter, der 20 Jahre alte Hannes Frerichs, kein gleichwertiger Ersatz ist. Dessen komplett misslungener Abschlag landete erst bei Verteidiger Hiromu Watahiki, ehe gleich drei Eintracht-Spieler unbehelligt auf Frerichs zumarschierten. Björn Nadler verwertete schließlich einen Querpass von Pablo Kunter zur Führung (39.).

Nur: Wie in Überzahl agiert werden muss, das schien die Seeliger-Elf nach dem Seitenwechsel vergessen zu haben. „Eigentlich müssten wir mittlerweile die Routine haben, um hier kein Gegentor zu bekommen. Das müssen wir souveräner gestalten“, so die selbstkritischen Worte von Kapitän Philipp Koch, während Björn Nadler achselzuckend sagte: „Wir haben den Spielfluss komplett verloren.“

Meppen glich nicht nur verdientermaßen aus durch Viktor Maier (61.), sondern brachte die Garstedter auch darüber hinaus wiederholt ins Schwimmen. Thomas Seeliger tobte an der Seitenlinie angesichts der Vielzahl an fahrlässigen Aktionen. „Wir haben dusselig, pomadig gespielt. Es ging immer nur durch das Zentrum, wir haben beide Flügel vernachlässigt – ich weiß nicht, wie oft ich gerufen habe, dass wir das Spiel breiter machen müssen.“

Es ging noch einmal gut. Zumindest in den Schlussminuten war die Eintracht aktiver und versuchte, über die Außenbahnen Chancen zu erspielen. Das 2:1 indes entstand, als ein Freistoß unkontrolliert in den Rückraum direkt zu Björn Nadler abgewehrt wurde. Alles oder nichts, dieses Motto war in diesem Fall drei Punkte wert.

Tore: 1:0 Björn Nadler (39.), 1:1 Viktor Maier (61.), 2:1 Björn Nadler (90.).Rote Karte: Benjamin Gommert (SV Meppen/35./Notbremse).Eintracht Norderstedt: Höcker – Browarczyk, Büchler (73. Kaetow), Mandic, Lindener – Koch – Kunter (58. Kummerfeld), Toksöz, Meyer, Nadler – Veselinovic (64. Lüneburg).Zuschauer: 563.Die Tabelle: 1. HSV II (9 Punkte/9:0 Tore), 2. TSV Havelse (7/4:1), 3. VfL Wolfsburg II (6/5:2), 4. Eintracht Norderstedt (6/4:5), 5. SV Meppen (4/4:3), ..., 8. FC St. Pauli II (4/1:2), ..., 11. VfB Lübeck (3/2:4), ..., 18. Goslarer SC (1/1:7).