Der TuS Hartenholm spielt sich beim 6:1 gegen Dornbreite Lübeck zeitweise in einen Rausch. Auch der SV Henstedt-Ulzburg gewinnt zu Hause

Hartenholm/Henstedt-Ulzburg. Es war der „perfekte Sturm“, 45 Minuten, die den Fußballern des TuS Hartenholm in Erinnerung bleiben werden. Im Spiel gegen den FC Dornbreite Lübeck passte in der entscheidenden Phase alles nahtlos genau so zusammen, wie es niemand geahnt oder geträumt hatte. Aber Tore lügen nicht. 6:1 (1:1) siegte Hartenholm, hat damit in den ersten zwei Saisonbegegnungen der Schleswig-Holstein-Liga bereits elf Tore geschossen, weit mehr als jeder andere Konkurrent. Die Tabellenführung ist da fast schon zwangsläufig, auch wenn Platz eins den Akteuren des Dorfclubs fast schon surreal erscheint.

Was angesichts des Kantersieges kaum geschrieben werden darf: Zur Pause hätte Dornbreite führen können, die Gäste hinterließen zunächst den besseren Eindruck – einzig Hartenholms Keeper Felix Rathjen verhinderte in der 45. Minute per Reflex das 1:2.

Kurz nach Wiederanpfiff brachen die Dämme. Das Führungstor für den TuS durch Kapitän Martin Genz veranlasste Lübeck dazu, jegliche Ordnung auf dem Platz aufzugeben. Vielmehr machte der Gast genau den Kardinalfehler, der gegen ein konterstarkes Team niemals passieren darf.

Eine „Einladung“ nannte es Hartenholms Trainer Jörg Schwarzer. Sein Team durfte unbehelligt die Abwehr sezieren, fast minütlich tauchten Jannik Holz, Aaron Meyerfeldt, Thilo Quinting und Christian Jaacks im Strafraum auf. Und nicht nur sie – den wichtigsten Impuls gab zweimal Abwehrchef Björn Johannsson. Zum einen, als er per Kopf auf Flanke von Christian Jaacks das 3:1 erzielte, zum zweiten, als er auch am vierten Tor beteiligt war. „Wenn ich abgesichert bin, darf ich mich vorne einschalten. Beim 3:1 wusste ich aus dem Training, wie Christian die Flanke schlägt“, sagte der Innenverteidiger.

Was Spieler und Trainer nach dem 6:1 einte: Sie genossen, ohne aus dem Resultat zwanghaft Schlussfolgerungen zu ziehen. „Jetzt dürfen die Jungs feiern, Freitag holen wir sie dann wieder herunter“, sagte Coach Jörg Schwarzer.

Die (hörbare) Erleichterung bei Liganachbar SV Henstedt-Ulzburg nach dem 0:4 vom Auftaktspiel beim SV Todesfelde hatte einen Namen: Jannick Martens. Der SVHU-Stürmer hielt sich in der 48. Minute des Heimspiels gegen TuRa Meldorf mit seiner Freude nicht zurück. Mit weit ausgebreiteten Armen und lauthals „Jaaaaaa...!“ brüllend drehte er nach seinem 1:0-Führungstreffer Richtung Seitenlinie ab und ließ sich dort erst einmal standesgemäß von seinen Teamkameraden feiern.

Das erste Saisontor des Aufsteigers entsprang aber einem Geschenk der Meldorfer, die wie der SVHU zu den Abstiegskandidaten der Liga zählen. Martens spritzte in eine Rückgabe Richtung TuRa-Keeper Markus Pycha, gegen den er beim anschließenden Pressschlag das glücklichere Ende für sich hatte. Frei und mit Ball vor dem Tor ließ sich Martens diese Chance nicht mehr nehmen.

Doch anstatt weiter zu drücken und den neuen Schwung, mit dem die Henstedt-Ulzburger aus der Kabine gekommen waren, in Chancen umzusetzen, kamen die Gäste auf. Das 1:1 durch den eingewechselten Mark Freitag resultierte aus der nicht einzigen Abwehrschwäche des SVHU an diesem Abend.

Doch weitere Geschenke stellten die Weichen auf Heimsieg. Acht Minuten nach dem 1:1 schnappte sich Jannick Martens den Ball, marschierte von der linken Eckfahne halb um den Strafraum und zog aus 18 Metern ab. Ein guter Schuss ins rechte Eck, den aber Pycha eigentlich sicher hatte. Doch dem TuRa-Keeper rutschte der Ball durch die Finger – 2:1. Und auch als Alexander Gretsov, der als „rechte Sechs“ neben Tobias Wittke aufgelaufen war, drei Minuten später einen Sololauf mit einem 25-Meter-Schuss abschloss, hatte Meldorfs Tormann die Finger am Ball, der dann doch an gleicher Stelle wie zuvor Martens’ Treffer in die Maschen ging.

Es war die Entscheidung, die jedoch durch die schwere Verletzung des in der 76. Minute eingewechselten TuRaners Marvin Ehlert überschattet wurde. Der Youngster war im Luftkampf mit SVHU-Keeper André Zick kollidiert, verletzte sich schwer am Rücken und wurde vom Rettungswagen abtransportiert. Die Partie endete mit 16-minütiger Nachspielzeit im letzten Tageslicht.

Zum Saisonstart hatte der SV Todesfelde noch selbst mit frühen Treffern und hoher Effizienz geglänzt, in der Auswärtspartie beim Preetzer TSV (0:3) war es nun der Kontrahent, der diese Vorzüge aufwies und gewann.

„Da wäre etwas gegangen“, sagte Trainer Sascha Sievers und verwies auf eine Fülle an guten Einschussgelegenheiten, die ausnahmslos vergeben wurden. Unverblümt fügte er hinzu: „Es wurde deutlich, warum wir gerne noch einen Stürmer verpflichten würden.“ Gerade wenn, wie in Preetz, mit Oliver Zebold (Prellung am Hüftkamm) sein bester Torschütze ausfällt.