Norderstedter Regionalliga-Fußballer verlieren mit 0:3 bei den geschlossener auftretenden Hamburgern

Hamburg. Johannes Höcker nahm entschlossen Anlauf und versetzte dem Übeltäter einen kräftigen Tritt mit dem rechten Fuß. Irgendwie musste sich der Ärger in der 87. Minute schließlich entladen, und der rechte Pfosten konnte sich vor dem Keeper von Fußball-Regionalligist Eintracht Norderstedt nicht in Sicherheit bringen.

Zu viele Dinge waren an diesem Nachmittag schief gelaufen im Derby bei der U23 des Hamburger SV. So wie die Szene unmittelbar vor Höckers nachvollziehbarem Frustausbruch. Im Prinzip hatte er den Foulelfmeter von Christian Derflinger bereits pariert, ehe der Ball vom Innenpfosten doch noch über die Linie sprang. Ein ernüchternder Schlusspunkt zum 0:3 (0:1)-Endstand aus Sicht der Eintracht, wobei die Niederlage vor 610 Zuschauern im Wolfgang-Meyer-Stadion zu diesem Zeitpunkt gefühlt schon nicht mehr zu verhindern gewesen war.

„Verdient“ sei es gewesen, sagte Höcker später, man sei nicht ausreichend in die Zweikämpfe gekommen, habe zu selten die „zweiten Bälle“ erobert. Als trügerisch erwies sich somit, was viele Anwesende beim Einlaufen der beiden Kontrahenten beobachtet und auch ausgesprochen hatten. Jeder Feldspieler der Gäste war seinem Pendant größenmäßig überlegen, die physische Komponente hätte also für Norderstedt sprechen müssen.

Das war zu kurz gedacht. Eintracht-Coach Thomas Seeliger: „Das hat nichts mit Größe zu tun. Der HSV war als Mannschaftsverband besser, aggressiver, giftiger, eben sehr bissig.“ Als Beispiel nannte er den erst 19 Jahre alten südkoreanischen Innenverteidiger Dongsu Kim, ein Regionalliga-Debütant wohlgemerkt, der sich mit großer Leidenschaft gegen Angreifer Sinisa Veselinovic stemmte. „Das war oft grenzwertig, aber er hat fast jedes Duell gewonnen.“

Wo auch immer es die Norderstedter versuchten, mindestens ein, meistens sogar mehrere HSV-Akteure standen schon bereit und verengten die Räume. Spielwitz und Unberechenbarkeit waren gefragt, doch in diesen Punkten rief Seeligers Elf ihr Potenzial nicht ab.

„Gewisse Dinge entscheiden ein Spiel eben“, konstatierte der Norderstedter Trainer. Sprich: Trotz ordentlicher Leistung fehlten oftmals Kleinigkeiten, die in der Summe nicht mehr zu kompensieren waren.

Wie etwa beim durchaus vermeidbaren 0:1 in der 44. Minute: Eine Situation, die geklärt schien, dann ein Ballverlust in der Vorwärtsbewegung, zwei Sekunden später war Mohamed Gouaida nach Vorlage von Nico Charrier frei vor Johannes Höcker und schob überlegt ein. „So ein Pass durch die Schnittstelle darf nicht passieren“, so Thomas Seeliger.

Seine Mannschaft blieb zunächst geduldig und kam durchaus zu Gelegenheiten. Wie durch Björn Nadler, der HSV-Torhüter Alexander Brunst aus spitzem Winkel zu einem Reflex zwang (50.). Oder durch Veselinovic, dessen Schlenzer aus 17 Metern knapp vorbeiflog. Ab einem bestimmten Zeitpunkt musste die Schlagzahl allerdings erhöht werden. Seeliger stellte auf zwei Stürmer um, brachte Jan Lüneburg für Abwehrmann Marin Mandic, dem seine Auswechslung sichtbar missfiel.

Auch eine offensivere Ausrichtung kann die Eintracht nicht mehr retten

Diese Maßnahme aus der 71. Minute verpuffte binnen Sekunden. Mit dem nächsten Angriff spielte sich der HSV sehenswert mit schnellen Kombinationen über die linke Seite in den Strafraum, wo schließlich Nico Charrier aus zentraler Position mit einem Flachschuss abschloss. Die Punkte waren nun fest in Hamburger Hand.

Was der Eintracht lediglich blieb, war die Selbsterkenntnis. „Wir haben es nicht gut gemacht. Der HSV hat seine Ordnung gut gehalten, wir haben dagegen zu wenige Anspielstationen geschaffen“, sagte Linus Meyer. „Wir haben es uns selbst zuzuschreiben“, fügte Thomas Seeliger hinzu, „aber die Welt bricht jetzt nicht zusammen.“

Tore: 1:0 Mohamed Gouaida (44.), 2:0 Nico Charrier (72.), 3:0 Christian Derflinger (87./Foulelfmeter).Hamburger SV II: Brunst – Jordan (81. Adomah), Götz, Kim, Marcos – Arslan, Mende, Masek (58. Derflinger), Gouaida – Cigerci, Charrier (73. Brüning).Eintracht Norderstedt: Höcker – Browarczyk, Büchler, Mandic (71. Lüneburg), Kummerfeld – Koch – Schultz (46. Heinemann), Meyer (66. Kunath), Toksöz, Nadler – Veselinovic.Zuschauer: 610.