Eintracht Norderstedt macht gegen den VfR Neumünster aus wenigen Chancen zwei Tore und kassiert einen unnötigen Gegentreffer

Die Fans von Eintracht Norderstedt im Edmund-Plambeck-Stadion hielten kollektiv den Atem an. Die Köpfe drehten sich nach rechts zum Mittelpunkt des Geschehens, die ersten Zuschauer zuckten voller Vorfreude. Gefühlt dauerte es eine Ewigkeit, bis Sinisa Veselinovic den ersten, den zweiten Gegner ausgespielt, schließlich mit einem Linksschuss aus zehn Metern die aus seiner Sicht rechte, untere Ecke anvisiert hatte. In Echtzeit? Vielleicht zwei Sekunden.

Dann spannte sich das Netz. Der Stürmer von Eintracht Norderstedt explodierte, startete seinen Jubellauf, die Mitspieler zerrten am ersten Torschützen der neuen Regionalliga-Saison. Nach 20 Metern stoppten sie ihn, von allen Seiten des Platzes sprinteten die Spieler auf Veselinovic zu, schrien ekstatisch auf ihn ein. Der Neuzugang aus Siegen wiederum schaltete mental ab. „Ich weiß gar nicht mehr, wie ich das 1:0 gemacht habe. Ich bin irgendwie nach rechts, dann nach innen...“ Dann hörte die Erinnerung auf.

Allerdings gab es genügend Zeugen, die dem 23-Jährigen im Anschluss darüber berichten konnten, wie er den Führungstreffer gegen den VfR Neumünster erzielt hatte, wie die Eintracht nicht glanzvoll, aber konzentriert aufgetreten war und sich einen 2:1 (1:0)-Heimerfolg am ersten Spieltag verdient hatte. 1109 Zuschauer wurden am Einlass gezählt, Rekord für ein Liga- oder Pokalmatch an der Ochsenzoller Straße, seitdem der Club vor elf Jahren gegründet wurde. Das Stadion war kein Hexenkessel, soweit ist Norderstedt noch nicht, aber die Kulisse war dennoch ein unbekannter Anblick für die Mannschaft, als diese um kurz vor 19.30 Uhr einlief.

Eine Saisoneröffnung lässt sich stets auch dadurch charakterisieren, dass beide Kontrahenten zunächst einmal nicht den ersten schweren Fehler begehen wollen, vielmehr auf der Suche nach Sicherheit sind. Mehr oder weniger halbe Torchancen ergaben sich in den Strafräumen, erst in der 33. Minute musste erstmals ein Keeper – Neumünsters Ole Springer – einen Schuss festhalten. Als er kurz darauf erneut einen Ball auf sich zukommen sah, war er chancenlos. Sinisa Veselinovic, 34. Minute, 1:0, jetzt auch digital zu sehen auf der neu installierten Anzeigetafel.

Der Spielfilm lief weiter, die Eintracht kontrollierte weitestgehend das Geschehen, vergab so manchen aussichtsreichen Angriff, während der VfR bei seinen Offensivaktionen zu oft disharmonisch wirkte. Zum ungefähr gleichen Zeitpunkt, als er noch im ersten Durchgang getroffen hatte, wurde Veselinovic in der zweiten Halbzeit ausgewechselt (78.) – sein Konkurrent Jan Lüneburg sollte sich ebenso zeigen dürfen. „Ich habe zu mir gesagt: Jan macht heute einen“, sagte Norderstedt-Coach Thomas Seeliger später.

Dass Lüneburg hierfür jedoch nur eine Ballberührung benötigen würde, hätte der Trainer nicht zu hoffen gewagt. In der 80. Minute trieb Deran Toksöz einen Konter durch das Mittelfeldzentrum, schickte Linksaußen Björn Nadler steil, der Jan Lüneburg am langen Pfosten so präzise bediente, dass dieser lediglich einschießen musste.

Es war die Entscheidung, das verdeutlichte die Körpersprache bei Gewinnern und Verlierern sofort. Immer wieder blickten die Eintracht-Spieler nun zur Anzeigetafel, verloren dabei aber ausgerechnet in letzter Sekunde Neumünster-Stürmer Christopher Kramer aus den Augen. „Mit mehr Körperspannung hätte ich den gehalten“, gab Schlussmann Johannes Höcker zu, als er auf das 2:1 angesprochen wurde. Kurzzeitig genervt vom vermeidbaren Gegentor war Regionalliga-Debütant Jan Kaetow. „In letzter Minute, das ist sehr ärgerlich, da standen wir zu offen.“

Konsequenzen hatte dies nicht. Fifa-Schiedsrichterin Riem Hussein (TSG Bad Harzburg) ließ noch den Anstoß ausführen, pfiff dann in der 94. Minute ab. Mit glänzenden Augen ließen sich die Norderstedter feiern. „Das war nicht perfekt, aber das erste Spiel will man einfach nur gewinnen“, sagte Sinisa Veselinovic. Kaetow lobte die treffsicheren Angreifer („zwei Superstürmer“), Höcker gleich das ganze Team („extrem stark durch die Bank“).

Tore: 1:0 Sinisa Veselinovic (34.), 2:0 Jan Lüneburg (80.), 2:1 Christopher Kramer (90.+3). Eintracht Norderstedt: Höcker – Browarczyk, Büchler, Kaetow, Kummerfeld – Koch – Schultz (72. Kunter), Meyer, Toksöz (89. Lindener), Nadler – Veselinovic (78. Lüneburg). Zuschauer: 1109.