Bei Fußball-Regionalligist Eintracht Norderstedt konkurrieren in der nun begonnenen Vorbereitung 24 Spieler um die Plätze in der Mannschaft

Norderstedt. Ein Vorbereitungsstart trägt bei Fußballmannschaften immer gewisse Züge einer Inventur mit sich. Der Blick schweift über das Trainingsgelände, gesucht wird nach den Neuverpflichtungen, oder es werden diejenigen Akteure in Erinnerung gerufen, die den Club verlassen haben beziehungsweise noch im Urlaub weilen. Im Falle von Eintracht Norderstedt gibt es noch eine dritte Kategorie, die allerdings nur aus einer Person besteht. Jirdjanik Ghazaryan ist gefühlt zwar ebenso ein Neuling, tatsächlich aber seit einem Jahr dabei. Nur: Allzu viel konnte der 21-Jährige bisher nicht von seinen Qualitäten zeigen.

Jirdjanik Ghazaryan meldet sich nach erfolgreicher Reha zurück

Am 11. August 2013, es war erst der zweite Regionalliga-Spieltag, hatte die Saison des Mittelfeldallrounders in den Anfangsminuten der Partie gegen den BV Cloppenburg ein abruptes Ende genommen. Ein Kreuzbandriss, die schlimmste aller möglichen Verletzungen für einen Fußballer, setzte ihn seither außer Gefecht. Die Reha-Phase war – wie immer in diesen Fällen – lang, erforderte Disziplin, nahm allerdings den gewünschten Verlauf. Und so meldete sich Jirdjanik Ghazaryan nun wieder zum Dienst.

„Das ist das erste Mal seit zehn Monaten, dass ich am Mannschaftstraining teilnehmen konnte“, sagte er nach der knapp 60-minütigen Einheit auf dem Kunstrasenplatz an der Ochsenzoller Straße.

Nicht nur das: Im obligatorischen Trainingsmatch gelang ihm sogar ein Treffer, generell sahen die Bewegungen rund, also nicht betont vorsichtig aus. Diesen Eindruck hatte auch Coach Thomas Seeliger. „Ich war erstaunt. Nach so einer langen Zeit sollte zwar alles in Ordnung sein, aber man weiß ja nie bei einer solch schweren Verletzung.“

Das offenbar gelungene Comeback von Ghazaryan – noch muss die Reaktion des Knies auf die Belastungen abgewartet werden – ist ein weiterer Faktor im wohl härtesten Konkurrenzkampf, den es in einem Eintracht-Kader bisher gegeben. „Das wird knackig. Wir haben in allen Bereichen viele Möglichkeiten. Und die neuen Spieler sind alle bissig“, so Thomas Seeliger.

Der Ex-Flensburger Didier Webessie trainiert vorerst zur Probe mit

Kurzfristig ist zudem noch ein Platz frei geworden. Jan-Marc Schneider hat sich beim Verein abgemeldet, er möchte aufgrund seines bald beginnenden BWL-Studiums kürzer treten, folglich nur noch in der Oberliga kicken. Prinzipiell können die Verantwortlichen das zwar akzeptieren, doch weil der Angreifer noch einen laufenden Vertrag hat, wird er kaum zum Nulltarif wechseln dürfen.

Ein potenzieller Nachfolger stellt sich gleichwohl bereits in dieser Woche zur Probe vor. Der Kameruner Didier Webessie, 24, vergangene Saison noch beim Ligarivalen ETSV Weiche Flensburg aktiv, kann offensiv im Sturmzentrum oder auf Rechtsaußen eingesetzt werden. Zu seinen Ex-Clubs zählen unter anderem Holstein Kiel, der VfB Oldenburg und Kickers Emden.

Ob mit Webessie oder einem anderen Transfer, letztlich wird der Kader von Eintracht Norderstedt 24 Mann umfassen – darunter sind zwei Torhüter. Noch fehlen indes einige Spieler. Deran Toksöz, Linus Büchler, Jan Lüneburg und Jan Kaetow werden bis Anfang Juli zurückerwartet. Pablo Kunter verpasste den Trainingsstart mit einer Erkrankung, Maciej Kwiatkowski hat geheiratet und daher einen Extratag frei bekommen.

Tatenlos am Strand wird keiner von ihnen gelegen haben, auch wenn es vor der Sommerpause keine detaillierten Fitnesspläne gegeben hat. „Das habe ich noch nie gemacht. Man kann sowieso nicht überprüfen, ob jeder seine Läufe absolviert“, so Thomas Seeliger. „In den ersten Trainingseinheiten gucke ich, wie die Jungs drauf sind. Jeder ist verantwortlich dafür, in einem guten körperlichen Zustand hier aufzulaufen.“