Der „Toyota G+S Automobile Cup“ in Kisdorf erfreut sich bei Fußballteams aus ganz Norddeutschland großer Beliebtheit, stößt aber an seine Grenzen

Kisdorf. Die Information fällt nur beiläufig, ist aber bezeichnend – und zwar im positiven Sinne. Als Michael Handschug erklärt, warum es sich für den VfL Bergen immer lohnt, die knapp vierstündige Anreise von Rügen bis auf die Sportanlage des SSC Phoenix Kisdorf am Strietkamp auf sich zu nehmen, fallen ihm viele Gründe ein.

Natürlich, den jungen Kickern bringt die Teilnahme am größten Jugendfußballturnier des Kreises, dem zweitägigen „Toyota G+S Automobile Cup“, zunächst einmal eine Menge Spaß. Handschug, der nicht nur B-Jugend-Coach, sondern auch Vorsitzender des Inselclubs ist, hat allerdings vor einigen Jahren einen viel praktischeren Nutzen aus dem traditionellen Wochenend-Trip in den Süden Schleswig-Holsteins gezogen.

„Ich habe damals Frauke Kuhlmann kennengelernt. Und seitdem rüstet sie mit ihrer Firma Crazy Sports aus Henstedt-Ulzburg unsere Jugendteams aus.“ Die Entfernung ist in diesem Fall keine Barriere für eine gut funktionierende Partnerschaft. Und wer an den zwei Turniertagen über das Gelände streift, kommt genauso wie Handschug in der Regel kaum daran vorbei, hier und da das eine oder andere Netzwerk zu knüpfen.

Auch im 40. Jahr verbucht das Turnier einen Anstieg der Teilnehmerzahl

In ihrem 40. Jahr ist die Großveranstaltung wieder ein Stück gewachsen. Insgesamt 119 Mannschaften, von Bambini bis U19, waren dabei, das sind 17 Teams mehr als noch 2013. Gespielt wird auf vier Halbfeldern, die Kapazitäten werden längst absolut ausgereizt.

Gerade diejenigen Personen, die das Turnier zum Laufen bringen, sind zudem nonstop im Einsatz. „Ich nehme mir immer extra Urlaub“, sagt etwa Hauptorganisator Arno Müller, der in einem Krankenhaus im Schichtbetrieb arbeitet. Am Strietkamp wäre es in diesem Sinne eine 24-Stunden-Schicht. Müller: „Unser Vereinswirt schläft an diesem Wochenende vermutlich überhaupt nicht.“

Zumal die Wettbewerbe 2014 passenderweise parallel zur Fußball-WM stattfanden, also an den Abenden auch Bürger der Gemeinde zum gemeinsamen TV-Gucken vorbeigeschaut haben. Ehrensache, dass die Kisdorfer eine große Leinwand aufstellten, auf der bis in die Nacht die Partien geschaut wurden. Zusätzlich lief tagsüber eine Panini-Tauschbörse für Fußball-Sammelbilder – auch das war ein Selbstgänger.

In insgesamt zwölf Konkurrenzen gab es Sieger aus sieben Vereinen

Aktiv waren alle Teams allerdings auch. Zwölf Konkurrenzen wurden ausgespielt, dabei siegten sieben verschiedene Vereine. „Bei den Bambinis haben wir aber keine Ergebnisse ermittelt, da sind alle Mannschaften Sieger“, sagte Arno Müller.

Davon abgesehen entschied der benachbarte SV Henstedt-Ulzburg vier Wettbewerbe für sich: die A-Jugend, die spielstarke sowie die weniger spielstarke F-Jugend und auch die G-Jugend. Zweimal gewannen Mannschaften von Inter Türkspor Kiel bei der C-Jugend und der E-Jugend (jeweils weniger spielstark). Weitere erste Plätze gingen an den FFC Nordlichter Norderstedt (E-Jugend), den Harburger TB (D-Jugend, weniger spielstark), TuRa Harksheide (D-Jugend) und an die B-Junioren des weitgereisten VfL Bergen.

Wobei das mit den langwierigen Fahrten fast schon Standard ist für ein Team aus Rügen. „Mit der B-Jugend spielen wir in der Verbandsliga Mecklenburg-Vorpommern. Da fahren wir ohnehin pro Jahr 5500 Kilometer, zumal meine Jungs auch von der ganzen Insel kommen“, so Michael Handschug.

Die geografische Lage hat ihre Nachteile, eine A-Jugend können die Bergener nicht aufbieten, da nicht genügend Akteure zur Verfügung stehen. Grund ist, dass viele junge Leute im Alter von 17, 18 Jahren Rügen verlassen, um auf dem Feststand eine Lehre zu beginnen. Der Fußball rückt dann in die zweite Reihe. Das heißt wiederum, dass B-Junioren beim VfL die U19 überspringen und vielmehr direkt in die Herrenmannschaft aufrücken.

Diese wäre in Kisdorf allerdings nicht teilnahmeberechtigt. Wobei die emsige Organisationscrew um Arno Müller trotzdem „ihr“ Turnier gerne weiter anwachsen ließe. Claus Rath, Trainer der Fußballfrauen des SV Henstedt-Ulzburg, hat beispielsweise angeboten, sich um die Zusammenstellung eines Mädchenwettbewerbs kümmern zu wollen. „Aber dafür bräuchten wir mehr Platz“, so die Antwort von Arno Müller.

Den gäbe es, wenn der längst nicht mehr zeitgemäße, höchstens an trockenen Wintertagen noch genutzte Sandplatz ersetzt würde durch einen modernen Kunstrasen. Diesen Wunsch hegt der SSC Phoenix Kisdorf und hat dies auch gegenüber der örtlichen Politik kommuniziert. Ein derartiges Projekt würde indes mindestens rund 500.000 Euro kosten, wobei auch der Club einen sechsstelligen Anteil leisten müsste. Nicht zuletzt aufgrund der schwierigen Finanzierung ist das Vorhaben vorerst nicht realisierbar.

Ansonsten rücken die Talente eben noch mehr zusammen. Das nämlich funktioniert immer, wie ein Beispiel verdeutlicht. Denn der WTSV Concordia hätte eigentlich seine Teilnahme in der F-Jugend absagen müssen oder nur mit einem reduzierten Team antreten können – die Hamburger hatten aufgrund von Krankheiten einige kurzfristige Absagen hinnehmen müssen.

Doch in der Not half mit dem MTV Dänischenhagen ein Kontrahent spontan aus. Die Gäste aus dem Kreis Rendsburg-Eckernförde hatten ihrerseits so viele Talente an Bord, dass sie Concordia kurzerhand ein paar Kicker ausborgten, sodass alle Partien wie geplant durchgeführt werden konnten. Der WTSV wurde letztlich Achter, Dänischenhagen Dritter, als Sieger fühlten sich aber beide Truppen.