Immer montags treffen sich Sportler aller Generationen auf dem Platz an der Dorfstraße in Ellerau, um für das Deutsche Sportabzeichen zu trainieren

Ellea. Nachbarschaftshilfe mal anders, so kann man das gemeinsame Sportabzeichentraining der Bewohner eines Ellerauer Neubaugebietes getrost bezeichnen. „Wir wollten mal zusammen etwas machen und sind dabei auf das Sportabzeichen gekommen“, sagt Julia Eder. Die 40-Jährige trifft sich seit geraumer Zeit mit ihren Mitstreiterinnen und Mitstreitern immer montags auf dem Sportplatz an der Dorfstraße.

Alleine sind die motivierten Eltern und deren Kinder dort indes nicht, in Ellerau gehört das Absolvieren des Sportabzeichens quasi zum guten Ton. Handballteams versuchen sich ebenso im Mehrkampf wie Nachwuchsfußballer und Laufgruppenteams. Auch eingefleischte Einzelkämpfer nehmen seit Jahren den Kampf mit dem Maßband und der Uhr freiwillig auf sich, um am Ende die begehrte Nadel in Bronze, Silber oder Gold zu erhalten. Koordiniert wird das Ganze seit vielen Jahren von der ehemaligen Vereinsvorsitzenden des TSV Ellerau, Gisela Schultz.

Sie und ihr Nachfolger Dietmar Jodies sind stolz auf die Bilanz des rund 600 Mitglieder starken Vereins, der regelmäßig vom Kreissportverband für die hohe Zahl der abgelegten Prüfungen ausgezeichnet wird. Im vergangenen Jahr gewann der TSV die Wertung der Kategorie B (500 bis 999 Mitglieder) mit 339 vergebenen Abzeichen deutlich. Auch die Grundschule Ellerau war mit einer Quote von 88,8 Prozent Spitze im Kreis. 223 von 251 Schülerinnen und Schülern machten ihr Sportabzeichen, damit kamen die Ellerauer in der Landeswertung immerhin auf Rang drei.

Dietmar Jodies stellt sich selbstverständlich auch regelmäßig der Herausforderung. „Meistens allerdings auf den letzten Drücker“, sagt der 74-Jährige schmunzelnd. Gisela Schultz freut sich über das rege Treiben, das auf dem Sportplatz in Ellerau herrscht und genießt die Anerkennung, die ihr Verein einmal im Jahr auf der Versammlung des KSV Segeberg erhält. Auf den Lorbeeren ruht sie sich dennoch nicht aus. Jedes Jahr aufs Neue macht sie Werbung, trommelt Helfer zusammen und geht in die Schulen, um auch den Nachwuchs für den sportlichen Vierkampf zu begeistern.

Und der ist nichts für lahme Enten. Aus den Bereichen Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit und Koordination muss jeweils eine Übung aus einer Liste ausgewählt werden. Die Anforderungen sind je nach Alter verschieden. Wer sich mit Bronze statt Gold zufrieden gibt, muss weniger Leistung erbringen. Beispiel gefällig? Eine 18-Jährige Frau, die im Ausdauerbereich Gold anvisiert, muss dafür 800 Meter in 15:50 Minuten schwimmen oder 3000 Meter in 18 Minuten laufen.

Wer 48 Jahre alt ist und sich mit dem bronzenen Abzeichen zufrieden gibt, hat für dieselben Strecken 35:10 Minuten (Schwimmen) oder 24:40 Minuten (Laufen) Zeit. Im Kraftbereich stehen Kugelstoßen, Standweitsprung oder Medizinballwurf zur Auswahl. Zum Block Schnelligkeit gehören 200-Meter-Radfahren, 25 Meter Schwimmen oder ein 100-Meter-Lauf. Die Koordination wird schließlich mit Weitsprung, Schleuderball oder Seilspringen getestet. Letzteres ist dabei – je nach Alter – vorwärts, rückwärts oder im Kreuz- oder Doppeldurchschlag vorgeschrieben.

Dass nicht alle Anforderungen auf Anhieb erfüllt werden können, ist kein Problem – im Gegenteil: „Wir treffen uns ja auch, um zu üben“, sagt Gisela Schultz. Dazu passt auch die Einstellung der meisten Hobbysportler. Nicht der persönliche Ehrgeiz treibt die Menschen Woche für Woche auf den Sportplatz an der Dorfstraße. Viel wichtiger ist das gesellige Miteinander beim gemeinsamen Absolvieren des Fitnessprogramms.

Viele Eltern oder Übungsleiter unterstützen das Organisationstrio des TSV – Gisela Schultz, Horst Sommer und Helge Siedler – gerne, wenn der Andrang groß ist. Stefanie Krumme, Handballtrainerin der Ellerauer C-Mädchen, und auch Matthias Stöver, der die D-Jugend betreut, sind da keine Ausnahme. Wie Schleuderball, Kugelstoßen oder Standweitsprung funktioniert, können auch Jürgen Andersen, 77, der die Prüfung für das Deutsche Sportabzeichen bereits 38-mal erfolgreich abgelegt hat, oder Reinhold Wolter, 71 (20 Wiederholungen) bestens erklären.