Der Trainer der Regionalliga-Kicker von Eintracht Norderstedt lässt sich in Hennef zum Fußball-Lehrer ausbilden

Norderstedt. Je nachdem, welche Herangehensweise gewünscht ist, hätte es entweder nicht besser oder nicht schlechter kommen können für die Fußballer von Eintracht Norderstedt. Nachdem alle Aufstiegsspiele beendet sind, steht das 18er-Feld für die Saison 2014/2015 in der Regionalliga Nord fest. Mit Meister VfL Wolfsburg II, der den Sprung in die 3. Liga nicht geschafft hat. Mit dem VfB Lübeck, mit dem Lüneburger SK sowie der Freien Turnerschaft Braunschweig. Eine Zusammenstellung, die ein deutliches Upgrade ist gegenüber der abgelaufenen Serie, an deren Ende der SV Wilhelmshaven, der SV Eichede sowie der SCVictoria absteigen mussten.

Was sportlich fraglos reizvoll erscheint, ist gleichermaßen eine enorme Herausforderung. Trainer Thomas Seeliger: „Ich bin einhundertprozentig davon überzeugt, dass die Regionalliga stärker wird. Ohne diese Clubs abwerten zu wollen, Victoria und Eichede sind zu Recht abgestiegen. Lübeck dagegen hatte schon in der abgelaufenen Saison die Qualität einer Regionalliga-Mannschaft. Die werden eine Bereicherung sein.“ Das viel beschworene schwierige zweite Jahr für einen Aufsteiger sei zudem keinesfalls eine Phrase. „Das habe ich als Spieler selbst erlebt, ich bin ich Realist. Unser Ziel wird wieder sein, nicht abzusteigen.“

Bei der Eintracht kommt indes noch ein weiterer Aspekt hinzu, der planerisches Geschick erfordert. Denn an diesem Dienstag beginnt Thomas Seeliger seine Ausbildung zum Fußball-Lehrer; er wird zehn Monate lang zwischen Garstedt und der Hennes-Weisweiler-Akademie in Hennef pendeln. Auf dem Lehrplan stehen fußballspezifische Inhalte, Psychologie, Pädagogik und Trainingslehre, Praktikumsphasen sowie eine Scoutingreise zur U19-Europameisterschaft nach Ungarn.

„Ich habe mich mit einigen Kollegen unterhalten, die die Ausbildung gemacht haben. Die ist mit viel Stress verbunden, weil ich ja weiterhin in der Regionalliga tätig bin“, sagt Seeliger. Dass die Arbeit in Norderstedt nicht leiden darf, das setzt der Verein voraus. Die Koordination ist wiederum Sache von Seeliger und seinem Team mit Assistent Stefan Siedschlag, Torwarttrainer Oliver Hinz sowie den Fitness- und Koordinationsexperten Hans Baudisch und Axel Bösselmann.

Von Montag bis Mittwoch kann Thomas Seeliger in der Regel nicht die Einheiten an der Ochsenzoller Straße leiten. Theoretisch könnte er zwar hin und wieder kurzfristig in den Norden fahren, denn es wird nur eine Anwesenheitspflicht von 80 Prozent erwartet. Gewünscht ist dies aber aber nicht und eigentlich auch nur für den Fall gedacht, dass die Eintracht beispielsweise eine sportliche Krise durchlebt. Dass einer der Lehrgangsteilnehmer seinen Job während der Ausbildung verliert, möchte der DFB verhindern. Passiert ist dies aber schon mehrfach.

Damit es nicht dazu kommt und die Mannschaft mindestens ihren zehnten Platz aus der Vorsaison verteidigt, war der Club auf dem Transfermarkt aktiv. „Zunächst einmal freue ich mich, dass wir den Kader fast komplett zusammenhalten konnten“, sagt Seeliger. „Punktuell haben wir Leute dazubekommen, die das Zeug haben, eine Verstärkung zu werden. Der Konkurrenzkampf sollte so sein, dass jeder Spieler viel tun muss, um in der Mannschaft zu bleiben.“

Durch Sinisa Veselinovic (Sportfreunde Siegen), Marco Schultz (VfRNeumünster) und Pablo Kunter (Hamburger SV U19) soll die Offensive mehr Punch entwickeln. Zuletzt war Angreifer Jan Lüneburg mit zehn Treffern bester Schütze – so richtig zufrieden schien niemand damit zu sein. „Eigentlich eröffnet unsere Spielweise allen Offensivkräften viele Chancen. Ich hoffe, dass uns gerade Sinisa voranbringt“, so Thomas Seeliger.

Nimmt man die ebenso verpflichteten Defensivallrounder Linus Büchler (FC St: Pauli II) und Jan Kaetow (FCElmshorn) hinzu, umfasst der Kader derzeit 23 Akteure. Einen Platz hat die Eintracht noch zu vergeben. Ein weiteres Talent möchte Seeliger allerdings nicht: „24 Spieler wären gut. Aber der letzte Zugang sollte einer sein, der uns nachweislich sofort hilft.“

Bis zum Trainingsstart am 22. Juni dürfte seine Mannschaft komplett sein. Dass der Vorbereitungsbeginn auf einen Sonntag fällt, ist ungewöhnlich, aber dadurch bedingt, dass der Coach tags darauf wieder in Hennef sein muss. Sieben Testpartien hat die Eintracht bisher vereinbart – Gegner sind der FCSüderelbe, der SV Rugenbergen, der SV Todesfelde, der ETSV Weiche Flensburg, Holstein Kiel, die TuS Dassendorf sowie die SV Blankenese.