Die 14 Jahre alte Ju-Jutsu-Kämpferin gewinnt nach der U15-Weltmeisterschaft nun EM-Gold in der Altersklasse U18

Norderstedt. Zweimal pro Woche steht für Katharina Kienitz vom Norderstedter Verein Kodokan in der Schule das Ju-Jutsu auf dem Stundenplan. Seit Februar 2014 besucht die 14 Jahre alte Garstedterin das Gymnasium Heidberg, und die Vorzüge liegen klar auf der Hand.

„Während andere Schüler in dieser Zeit Unterricht in Wahlpflichtfächern haben, trainieren wir bei Stefan Jacobs“, sagt die junge Kampfsportlerin. Die zusätzlichen Übungseinheiten beim Kodokan-Chefcoach, der gleichzeitig schleswig-holsteinischer Landestrainer ist, tragen Früchte.

Nach dem Gewinn der U15-Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr in Athen in der Gewichtsklasse bis 44 Kilogramm hat sich Katharina Kienitz nun auch den Europameistertitel in der Altersklasse U18 bis 48 Kilogramm gesichert.

In Lund/Schweden besiegte Katharina Kienitz ihre drei Kontrahentinnen. Während der Erstrundenfight gegen die Griechin Evgenia Petousi noch über die volle Kampfzeit von drei Minuten ging und die Norderstedterin nach Punkten mit 10:4 gewann, waren die Duelle gegen die Russinnen Kamola Asimova und Anastasia Dikolenko wesentlich schneller beendet. Hier triumphierte Kienitz vorzeitig.

Ihre Erfolgstaktik: „Ich mache am Anfang immer möglichst viele Punkte mit Schlägen und Tritten. Danach greife ich mir meine Gegnerinnen am Revers und versuche, sie zu Boden zu reißen oder zu werfen“, sagt die zierliche Garstedterin ganz cool.

Zweimal funktionierte dieses Prinzip perfekt und bescherte dem Ju-Jutsu-Ass einen Full Ippon, also eine große Wertung in allen drei Kampfbereichen. Der Lohn war eine überdimensionale Goldmedaille in der Größe eines Smartphones. Katharina Kienitz: „Die macht schon was her.“

Ihr Vereinskamerad Leon Wehowsky (Altersklasse U18) gewann Bronze in der Gewichtsklasse bis 73 Kilogramm. Trainer Stefan Jacobs ärgerte sich ein wenig über die Wertungen für den 16-Jährigen, der in der ersten Runde gegen den späteren Sieger Nikola Trajkovic aus Serbien knapp verlor, den beschwerlichen Weg durch die Trostrunde gehen musste und so das kleine Finale erreichte. „Hätten die Kampfrichter im ersten Fight bei den vielen knappen Entscheidungen einmal zugunsten von Leon gewertet, wären auch Silber oder Gold drin gewesen. Das Potenzial dazu hat er“, so Jacobs. Kodokan-Neuzugang Milena Kräenbring (U21) wurde in der Gewichtsklasse bis 55 Kilogramm Fünfte.

Katharina Kienitz hatte die Reise nach Schweden eigentlich gar nicht auf dem Zettel gehabt. „Es ist ja mein erstes Jahr in der Altersklasse U18, und es gibt pro Gewichtsklasse nur zwei Startplätze für ein Land.“ Beim kurzfristig angesetzten Sichtungsturnier im März in Zeitz setzte sie sich dann aber gegen ihre nationalen Konkurrentinnen durch und löste so das Ticket für die EM.

Trotz der Nominierung war zunächst nicht von vornherein klar, ob die Gymnasiastin ihr Startrecht auch tatsächlich wahrnehmen würde. „Ich hatte ausgerechnet am EM-Wochenende Konfirmation. Aber da meine Schwester Lea zeitgleich beim Deutschland-Cup der Schüler angetreten ist, um sich für den U15-Worldcup in Bukarest zu qualifizieren, haben wir entschieden, dass auch ich starte. Ich bin dann abends nach der Siegerehrung noch zurück nach Norderstedt gefahren.“

Auch für Lea Kienitz lohnte sich der Reisestress: Die 13-Jährige wurde in Gelsenkirchen Zweite und hat nun große Chancen, für die internationalen Meisterschaften im Herbst nominiert zu werden.

Zur Konfirmation in der Garstedter Christuskirche erschienen die frischgebackene Europameisterin und ihre Schwester übrigens pünktlich. „Naja, ich war halt ein bisschen müde“, sagt Katharina Kienitz schmunzelnd.

Hellwach werden ihre Vereinskollegen an diesem Wochenende sein, wenn in Aschersleben die Deutschen Meistertitel vergeben werden. Mit dabei für Kodokan ist auch U18- und U21-Weltmeister Tim Weidenbecher, 20, der erstmals in der Seniorenklasse startet.