Trainer Jens Martens verlängert beim SV Henstedt-Ulzburg, das Gerüst für den Leistungsfußball steht. Für die 5. Liga sind 60.000 Euro eingeplant

Henstedt-Ulzburg. Ein letztes Mal trafen die Protagonisten zusammen, es musste eine Entscheidung geben. Letztlich stellte sich folgende Grundsatzfrage: Kann und will sich der SV Henstedt-Ulzburg den Leistungsfußball auch in Zukunft leisten? Denn alle Themen, die in den kontroversen Diskussionen zwischen der Abteilung, dem Vereinsvorstand, Sponsoren sowie den sportlich Verantwortlichen in den vergangenen Monaten behandelt wurden, lassen sich hierauf zurückführen. Im Zentrum dabei: Trainer Jens Martens. Für die Spieler der ersten Herrenmannschaft, für die wichtigsten Sponsoren ist er unverzichtbar. Andere Personen, etwa in der SVHU-Sparte, waren da lange Zeit skeptischer. Unbestritten ist, dass Martens den Fußball auf dem Rhen verkörpert wie kein Zweiter.

Nun meldete der Coach Vollzug. „Ich verlängere meinen Vertrag um zwei weitere Jahre.“ Es ist die dritte Erfolgsmeldung binnen weniger Tage. Erst stieg Jens Martens mit seinem Team nach nur einem Jahr Abstinenz wieder in die Schleswig-Holstein-Liga auf, dann gewannen die Rhener den Kreispokal mit einem 2:0 gegen den SV Todesfelde. Erst jetzt steht aber endgültig fest: Das Startrecht in der höchsten Landesklasse wird wahrgenommen.

Eine monatelange Hängepartie ist somit beendet. Nervenaufreibend sei es gewesen, so Martens. „Im März, April sah es nicht gut aus. Aber ich habe mir immer gesagt: Es muss einen Weg geben.“ Gerichtet an den Gesamtverein, mahnt Jens Martens: „Uns fehlen Führungspersönlichkeiten in den entscheidenden Positionen. Für viele Leistungsmannschaften, und damit meine ich nicht nur den Fußball, fehlt eine spielklassenadäquate Finanzierung. Der Verein muss sich Gedanken machen, wie er Leistungs- und Breitensport künftig kombinieren will.“

Über die Rahmenbedingungen für den Fußballbereich wurde lange gerungen. Als Sponsoren standen zwei Personen bereit: Michael Neu und Heinz Papenhagen, beide schon zu Zeiten des SV Henstedt-Rhen Fußball-Förderer, Geschäftsführer von Unternehmen im maritimen beziehungsweise im Kaffeehandel. Von einem Mäzenatentum kann hier keineswegs die Rede sein, sondern von vernünftigen, der 5. Liga angemessenen Summen.

Die Unterstützer stellten aber eine Bedingung: Auch der SV Henstedt-Ulzburg müsse als Verein bereit sein, die Fußballer finanziell zu unterstützen. Papenhagen, selbst fünf Jahre lang im SVHU-Aufsichtsrat tätig, sagt: „Ich kämpfe seit längerer Zeit für den Leistungssport, bin dabei aber auch immer ein bisschen gegen die Wand gelaufen. Leistungs- und Breitensport müssen unterschiedlich behandelt werden, das eine bedingt das andere.“

Bezogen auf den Fußball fügt er hinzu. „Wäre die erste Mannschaft nicht in der Schleswig-Holstein-Liga angetreten, könnten auch die Jugendteams nicht in der jetzigen Form existieren. Wenn man Leistungsfußball haben will, muss man das von der F-Jugend an durchziehen. Jens Martens ist ein Garant dafür.“

Generell liegt er damit auf einer Linie mit Horst Werner, dem Finanzvorstand des SVHU. „Der Verein muss sich zum Leistungssport bekennen. Dieser kann aber nicht nur aus Mitgliedsbeiträgen finanziert werden.“ Sondern so, dass Club und Sponsoren jeweils die Hälfte des Etats in Höhe von 60.000 Euro tragen. Unterschieden wird konkret zwischen Reisekosten, Aufwandsentschädigungen für Spieler und Trainer sowie andererseits grundsätzlichen Ausgaben, etwa für den Unterhalt der Sportanlage am Schäferkampsweg.

Warum die Planungen über einen derartig langen Zeitraum stockten, erklärt Werner wie folgt: „Es gab inhaltlich komplett unterschiedliche Auffassungen. Erschwerend kam hinzu, dass die Fußballsparte nur eine kommissarische Leitung hat.“ Das soll sich bald ändern. Derzeit ist Wolfgang Göttling Interims-Chef einer Abteilung mit über 1000 Mitgliedern und 55 Fußballmannschaften. Er hat bereits signalisiert, sich ein dauerhaftes Engagement vorstellen zu können.

Aktuell hilft das Jens Martens jedoch nicht. Der 58-Jährige steht vor einer der größten Herausforderungen in seiner Trainerkarriere. „In möglichst kurzer Zeit müssen wir eine schlagkräftige Mannschaft zusammenbekommen. Alle Gespräche muss zunächst ich führen. Ich muss meine Fächer noch weiter als sonst ausbreiten. Es ist eine Mammutaufgabe.“ Dass die Spieler unschlüssig sind, verwundert Martens nicht. „Das ist der Situation geschuldet. Ich habe gesagt: Ihr müsst euch um eure Zukunft kümmern. Es ist legitim, dass ihr mit anderen Vereinen sprecht.“

Zentrale Figuren wie Torhüter und Kapitän André Zick, Innenverteidiger Nils Großmann, Angreifer Pierre Hallé sollen unbedingt gehalten werden, gleiches gilt für die Mittelfeldkräfte Nils Niedermeyer und Samir Kabashi. Auf „Standby“ bleiben Sascha Schwarzwald, Jannick Martens, Volker Steen und Sven Barth. Mehr steht noch nicht fest.

Gleichwohl gibt es derzeit nur einen Abgang. Der allerdings schmerzt, denn mit Aaron Meyerfeldt verlässt ein Hoffnungsträger den SV Henstedt-Ulzburg und wechselt zum TuS Hartenholm. Bitter sieht es in der A-Jugend aus, wo eine Reihe von Talenten zum benachbarten SSC Phoenix Kisdorf abwanderte. Auch das verdeutlicht: Durch die Hängepartie seit Jahresbeginn ist wertvolle Zeit verloren gegangen.