Im Kreispokal-Finale kontert Außenseiter SV Henstedt-Ulzburg den SV Todesfelde kurz vor Abpfiff entscheidend aus und siegt verdient mit 2:0

Bad Bramstedt. Ob der Sprecher seinen Kommentar sarkastisch meinte, ernsthaft angetan war von dem Geschehen oder die etwa 400 Zuschauer beim Kreispokal-Endspiel zwischen dem SV Henstedt-Ulzburg und dem SV Todesfelde einfach nur aufmuntern wollte, ist zwar nicht überliefert. Zumindest sorgte die Ansage für Heiterkeit. „So, es ist Halbzeit, es steht 0:0, Applaus für die Spieler!“, schallte es aus den Lautsprechern der Sportanlage am Schäferberg in Bad Bramstedt.

Die Fans beider Lager und auch die neutralen Besucher hielten die Hände still. Denn 45 Minuten lang war das mit Spannung erwartete Duell der beiden Fußballmannschaften vorrangig langweilig, zerfahren, eben äußerst arm an berichtenswerten Höhepunkten. Zwei Routineparaden des Ulzburger Keepers Josip Starcevic waren die packendsten Strafraumszenen. Ansonsten gab es zwar so manchen robusten Zweikampf, aber kaum temporeiche Aktionen.

Man könnte auch sagen: Es lief nach dem Geschmack des SV Henstedt-Ulzburg. Wohl zum ersten Mal in seiner Geschichte war der Club als Underdog in ein Pokalfinale gegangen. Nominell bot Todesfelde die schlagkräftigere Mannschaft auf, hatte sogar den langzeitverletzten Torjäger Oliver Zebold rechtzeitig fit bekommen.

Andererseits kennen sich beide Kontrahenten in- und auswendig, wissen also, wie der jeweilige Gegenüber zu reizen ist. Und wieder fand der SVHU hier den richtigen Schalter. Innenverteidiger Nils Großmann beschrieb es – nicht ohne schelmisches Lächeln – wie folgt: „Wir wussten, dass der SV Todesfelde in der Rückserie nicht den besten Rhythmus hatte. Und das war auch im Pokalendspiel der Fall.“

Durchaus auch deshalb, weil der SVHU nicht nur vereinzelt Härte sprechen ließ, was oftmals fruchtlose Diskussionen zwischen den Todesfeldern und Schiedsrichter Patrick Petersen-Lund zur Folge hatte.

Ohne, dass einer der beiden Finalisten glänzte, ergaben sich nach der Pause abseits der Streitigkeiten allerdings einige aussichtsreiche Gelegenheiten. Für den SVHU durch Pierre Hallé (53./54.), für den SVT in Person von Dennis Studt (49./78.). Bis Nils Großmann ein zweites Mal Recht behalten würde. „Wir wussten auch, dass die Abwehr der Todesfelder eher langsam ist.“

Ganz im Gegenteil also zu Jannick Martens, dem Sohn von SVHU-Coach Jens Martens, der im Finale als zweite Spitze auflief. Der 23-Jährige Collegestudent, der in seinen Semesterferien ein Zweitspielrecht für die Rhener nutzt, sparte sich seine beste und letztlich entscheidende Szene für die 90. Minute auf. Pierre Hallé verlängerte einen Befreiungsschlag per Kopf, Martens reagierte eine Sekunde schneller als Todesfeldes Innenverteidiger Florian Petzold und war schließlich von Keeper Joshua Du Preez nur per Notbremse zu stoppen. Den fälligen Foulelfmeter verwandelte Hallé souverän, wenig später erhöhte Aaron Meyerfeldt auf 2:0 – der SV Todesfelde war geschockt und geschlagen.

Du Preez zuckte später bedröppelt mit den Schultern. „Was soll ich machen?“, signalisierte er damit. Petzold gab zu, sogar selbst ein Foul außerhalb des Strafraums versucht zu haben. „Ich wollte noch das Bein reinstellen, aber Jannick Martens war zu schnell.“

Sein Trainer Sascha Sievers sprang den vermeintlichen Sündern überraschend zur Seite. „Ich hätte den Elfmeter nicht gepfiffen. So wie Martens da gelaufen ist, wollte er nicht am Torwart vorbei. Und Josh hat noch die Arme weggelassen.“ Er schränkte aber genauso ein: „Viele Gründe entscheiden über Sieg oder Niederlage. Wir haben dazu beigetragen.“

Auf der Gegenseite strahlte Jens Martens aus vielerlei Gründen. Den Pokal hatte sich Henstedt-Ulzburg nicht zuletzt mit einer guten Teamleistung erarbeitet. Und auch die Planungen für die Schleswig-Holstein-Liga haben endlich eine positive Entwicklung genommen – in den nächsten Tagen könnte den Erhalt des Leistungsfußballs beim SVHU endgültig feststehen.

Tore: 0:1 Pierre Hallé (90./Foulelfmeter), 0:2 Aaron Meyerfeldt (90.+1). SV Henstedt-Ulzburg: Starcevic – Höche, Kuate Nzuakue, Großmann, Tiedemann – Meyerfeldt (90.+4 Petersen), Schmidt (75. Niedermeyer), Kabashi, Wittke (90.+3 Schauer) – Jannick Martens, Hallé.SV Todesfelde: Du Preez – Haldau, Petzold, Lembke, Hamann – Yavuz (76. Zebold), Bernoth, Testa (62. Bruhn) – Schumacher, Lübcke – Studt.