Langstrecken-Radfahrer Dirk Ehling ist bei Großveranstaltungen als Safer-Cycling-Guide dabei

Tangstedt. Dass grüne Ampeln und das Befahren des Radweges auf der richtigen Seite nicht immer ausreichen, um sicher durch den Straßenverkehr zu kommen, hat Dirk Ehling schon mehrfach am eigenen Leib erleben müssen. Zweimal wurde der Radsportler schon von unaufmerksamen Autofahrern gerammt – die Folgen waren ein Schlüsselbeinbruch, blaue Flecken und ein Totalschaden am Zweirad.

Während Ehling noch relativ glimpflich davonkam, hat es diverse Vereinskameraden vom RSC Kattenberg in der Vergangenheit schon deutlich schlimmer erwischt. „Oft wird unsere Geschwindigkeit unterschätzt oder die Autofahrer passen beim Überholen nicht auf“, so Ehling, der seit Februar2. Vorsitzender des Clubs ist. „Diese Vorfälle und auch die Beinahezusammenstöße waren ein Grund, mir eine defensivere Fahrweise anzugewöhnen. Leider reicht das trotzdem nicht immer aus, um unfallfrei zu bleiben“, sagt der Tangstedter.

Nichtsdestotrotz ist Dirk Ehling in diesem Jahr beim Veloton in Berlin, dem zweitgrößten Jedermannrennen nach den Hamburger Cyclassics, zusammen mit rund 13.000 weiteren Aktiven gestartet. Auf der 117 Kilometer langen Strecke ging es dem 42-Jährigen indes nicht darum, möglichst schnell ins Ziel zu kommen. Stattdessen schlüpfte er in das rote Trikot mit dem Aufdruck „Safer Cycling“ und nahm als Guide an dem Radspektakel teil. „Ich fahre in einem Fahrerblock mit, geben den Sportlern Sicherheitstipps, helfe bei Pannen und führe diejenigen zurück ins Feld, die den Anschluss verloren haben.“

Dass die Guides, die sich seit drei Jahren beim Veloton und bei den Cyclassics unter die Teilnehmer mischen, ihre Daseinsberechtigung haben, kann Dirk Ehling nur bestätigen. „Schon wenn ich mit der U-Bahn zu den Rennen anreise, werde ich angesprochen. Die Leute haben immer viele Fragen. Wir haben zwar keine Weisungsbefugnis, sprechen aber zu ehrgeizige Sportler auf ihre Fehler an und empfehlen eine defensivere Fahrweise. Oft reicht auch schon unsere Präsenz aus, um den einen oder anderen zu einem etwas umsichtigeren Verhalten zu bewegen.“

Seine Finisherzeit interessiert Dirk Ehling mittlerweile nicht mehr allzu sehr. „Ich fahre mittlerweile vielmehr nach dem Motto Erlebnis vor Ergebnis. Das ist meine persönliche Grundeinstellung geworden. Deswegen bin ich ja auch als Safer-Cycling-Guide unterwegs.“

Erhöhte Aufmerksamkeit muss der Einzelhandelskaufmann jeden Tag auf dem Weg nach Norderstedt und zurück aufbringen. Er fährt mit Rad zu seiner Arbeitsstätte, dem „Futterhaus“ am Kohfurth, und reißt damit locker 55 Kilometer ab. Solche Entfernungen sind für den Ausdauersportler indes Peanuts, der Spaß am Radfahren beginnt bei ihm erst im dreistelligen Bereich. Der Familienvater hat schon 6000 Kilometer in den Beinen – seit Januar 2014. In der zweiten Jahreshälfte wird etwa dieselbe Menge hinzukommen.

„Ich möchte mich für die Tour Paris – Brest – Paris qualifizieren, die 2015 stattfindet“, sagt er. Die Marathonveranstaltung mit mehr als 5000 Teilnehmern ist 1200 Kilometer lang und dauert zwischen 40 und 90 Stunden. Um einen der Startplätze zu ergattern, muss Ehling vorgegebene Touren über 200, 300, 400 und 600 Kilometer absolviert haben.

Als erste Vorqualifikation dient am 21. Juni das Brevet Weserbergland über 600 Kilometer. Es folgt die 24-Stunden-Tour Fichkona, die vom Fichtelberg in Sachsen zum Kap Arkona auf Rügen führt. Am 24. Juli steht dann das Brevet Sachsen – eine weitere Vorqualifikation für „PBP“ – an. Hier absolvieren die Radler 1000 Kilometer von Bennewitz nach Österreich und zurück.

Ebenfalls in Dirk Ehlings Terminkalender stehen die Hamburger Cyclassics am 24. August. Dort wird er das Feld wieder als Guide begleiten. Nach dem Jedermann-Zeitfahren Hamburg – Berlin (270 Kilometer) ist die Saison beendet. Die Teilnehmer müssen in maximal neun Stunden von der Hanse- in die Bundeshauptstadt kommen.

Im Urlaub steht Dirk Ehlings Rennrad übrigens meistens im Keller und wird nur gelegentlich benutzt. „Wenn ich mit meiner Frau Tanja und meinem zwölfjährigen Sohn Fynn, der beim WSV Tangstedt Fußball spielt, unterwegs bin, schraube ich den Umfang deutlich herunter. Anschließend bekomme ich dann wieder umso mehr Appetit auf neue Touren.“