In Düsseldorf kämpfen Norderstedter mit geistiger Behinderung um die Tickets für die Weltspiele

Norderstedt. Das Jahr 2011 war für Leichtathletin Annika Sube ein ganz besonderes: Die damals 26-Jährige qualifizierte sich zusammen mit Silke Sacher für die Weltspiele der Menschen mit geistiger Behinderung in Athen und holte dort Silber mit der deutschen 4 x 100-Meter-Staffel. Silke Sacher packte noch eins drauf, gewann Gold im Ballwurf und holte zudem Bronze im 50-Meter-Sprint.

Die beiden Frauen, die in den Norderstedter Werkstätten arbeiten und dort auch unter der Regie von Trainerin Maike Rotermund Sport treiben, haben ihr sportliches Ziel schon erreicht. Ein zweites Mal können sie in ihren Disziplinen nicht an den Special Olympics teilnehmen. „Jeder darf nur einmal bei den Weltspielen mitmachen, damit auch andere einmal die Chance bekommen, dabei zu sein“, erklärt Annika Sube, und fügt gelassen hinzu: „Das finde ich in Ordnung.“

Annika und Silke sind nicht die ersten Bewohner der Norderstedter Werkstätten, die sich für die alle vier Jahre stattfindenden Vergleichswettkämpfe der Menschen mit geistiger Behinderung qualifiziert haben. 2007 fuhr Tobias Meyer als einziger Norderstedter zu den Titelkämpfen nach Shanghai und holte dort im Ballwurf Bronze.

Die Erfolge auf internationaler Ebene motivieren Sportler und Betreuer gleichermaßen. Von Neid ist bei den Bewohnern der Norderstedter Werkstätten keine Spur. Im Gegenteil: Hier freuen sich alle gemeinsam und nutzen jede Gelegenheit, Sport zu treiben.

Dabei sind die gehandicapten Männer und Frauen keineswegs mehr unter sich. Im 2006 gegründeten Integrativen Sportverein Norderstedt (ISN) sind behinderte und nichtbehinderte Mitglieder Seite an Seite aktiv und treten in diesem Jahr sogar erstmals gemeinsam bei den nationalen Special Olympics in Düsseldorf im Unified Basketball an. Zum Team, das aus zwölf Aktiven besteht, gehören bis zu fünf Sportler ohne geistiges Handicap. Im Match stehen fünf Aktive auf dem Feld, maximal zwei davon sind ohne Behinderung.

Vom 18. bis 23. Mai kämpfen 4800 deutsche Sportlerinnen und Sportler um die Tickets für die Weltspiele, die 2015 in den USA stattfinden. Im Basketball tritt das Team des ISN als „Mad Dogs“ an, im Radrennen und in den Disziplinen Laufen, Weitsprung, Speer- und Ballwurf, Kugelstoßen und Staffellaufen kämpfen die Mitglieder der Werkstätten um Medaillen und gute Platzierungen.

Unterstützt werden die 40 Sportler und Betreuer dabei unter anderem von der Norderstedter Bank, von den Stadtwerken und von Auto Wichert, das für die Zeit der Special Olympics zwei VW-Busse zur Verfügung stellt, mit denen Athleten und Funktionäre an- und abreisen sowie vor Ort pendeln können.

Die Kosten für die Fahrt, Unterkunft, Verpflegung und Betreuung belaufen sich auf rund 16.000 Euro. Maike Rotermund freut sich über den Zuspruch und sagt: „Ohne die Sponsoren wäre eine Teilnahme gar nicht möglich.“