2012 sorgte der Offensivallrounder mit seinem Abgang für einen Eklat. Jetzt hat er einen neuen Vertrag bei Eintracht Norderstedt unterschrieben

Norderstedt. Ein paar höfliche Worte des Vorstands, ein nettes Präsent im Namen des Vereins – so werden Fußballspieler normalerweise verabschiedet, wenn sie einen Club verlassen. Manchmal gibt es ein Grillbesteck, ansonsten hochwertige Schreibsets oder auch eingerahmte Fotos. Die Geste zählt, man möchte sich im Guten trennen.

Für Marco Schultz und Eintracht Norderstedt traf all dies im Juli 2012 allerdings nicht zu. Im Gegenteil: Der Offensivspieler hinterließ verbrannte Erde. Umso überraschender ist nun diese Nachricht: Schultz kehrt zurück. Ein Vertrag bis 2016 ist bereits unterschrieben, im Sommer verlässt der 22-Jährige den VfR Neumünster und verstärkt dann das Norderstedter Regionalligateam.

Warum diese Personalie verblüffend erscheint, erklärt ein Rückblick. Nachdem Schultz einen Großteil der Serie 2011/2012 mit einer komplizierten Knöchelverletzung verpasst hatte, kam er lediglich in den letzten sieben Partien für die Eintracht zum Einsatz, erzielte dort allerdings sieben Tore und galt entsprechend als Hoffnungsträger. Bis er nicht zum Start der Saisonvorbereitung erschien, sondern sich per SMS beim damaligen Coach Matthias Dieterich abmeldete. Marco Schultz wollte sich beim VfB Lübeck anbieten und nutzte die Tatsache, dass er noch keinen bindenden Vertrag in Norderstedt unterschrieben, sondern „nur“ mündlich zugesagt hatte. Später landete er in Neumünster, hatte damit aber trotzdem sein Ziel Regionalliga erreicht.

Die Zeit hat alle Wunden geheilt. „Marco ist ein junger Kerl, er hat einen Fehler gemacht.“ So beendete Reenald Koch, Vorsitzender der Eintracht, das Thema. „Die Vergangenheit kam in den Gesprächen gar nicht zum Vorschein“, sagte Schultz, der aber einräumte: „Ich würde es heute anders machen.“

Schultz könnte auf Rechtsaußen der Nachfolger von Yayar Kunath werden

In den letzten Monaten hat er aufmerksam registriert, wie sich die Norderstedter nach dem Aufstieg in der Regionalliga Nord zurechtgefunden haben. „Das hört sich alles gut an. Die Mannschaft hat sich positiv entwickelt, das sieht man auch an der Tabellenposition.“ Aus persönlicher Sicht sei es für ihn zudem von Vorteil, dass sich seine Fahrzeit im Vergleich zur Strecke nach Neumünster halbieren werde – Schultz macht derzeit eine Ausbildung zum Bürokaufmann und wohnt in Eppendorf.

Der Youngster könnte die Position von Rechtsaußen Yayar Kunath einnehmen, der nach Thailand wechselt. „Wobei man die Art und Weise, wie Yayar agiert, nicht so oft hat. Marco ist geradliniger und vielseitig einsetzbar“, sagte Trainer Thomas Seeliger. „Er macht einen hoch motivierten Eindruck. Und mit 22 Jahren ist er quasi immer noch ein Perspektivspieler.“

Aber erst in der kommenden Serie. Die laufende Saison bietet noch zwei Partien – eine davon ist das Heimspiel am Sonnabend gegen den SC Victoria (13.30 Uhr, Edmund-Plambeck-Stadion). Dass die Hamburger in der Hinrunde mit 1:0 gewinnen konnten, wurmt die Norderstedter weiterhin. „Da geht es um Prestige, wir haben etwas gutzumachen“, so Seeliger. „Das Hinspiel war eine der schlechtesten Saisonleistungen, das dürfen wir so nicht stehen lassen.“

Vor dem Derby am Sonnabend stichelt Trainer Seeliger gegen den SC Victoria

Auch eine zweite Sache lässt der Coach nicht unkommentiert und bezieht sich auf Aussagen seines Victoria-Kollegen Lutz Göttling, die ihm zu Ohren gekommen sind. „Es stimmt nicht, dass wir eine so gute Saison gespielt haben, weil wir große Sponsoren haben. Vom Etat her sind wir nicht besser aufgestellt als Vicky. Man sollte auch beachten, dass wir Jungs aus der eigenen Jugend in der Startelf haben.“

Verpflichtungen oder Eigengewächse – was zählt, ist der Ertrag. Victoria steht 17 Punkte schlechter als die Eintracht auf Platz 17, weist auswärts eine miserable Bilanz von nur einem Sieg in 16 Begegnungen auf. Zuletzt verlor die Mannschaft dreimal in Folge in fremden Stadien mit 0:5.

Der Klassenerhalt ist kurioserweise trotzdem absolut realistisch. Einzige Bedingung: Der Regionalligameister – VfL Wolfsburg II oder Werder Bremen II – steigt in die 3. Liga auf. Dann würde lediglich der Tabellen-18. absteigen. Nach jetzigem Stand wäre dies der SV Eichede.

Für den SC Victoria 00keine ungewohnte Konstellation. Schon in der Saison 2012/2013 blieb dem Traditionsclub der Sturz in die Oberliga Hamburg nur erspart, weil mit dem FC Oberneuland und dem VfB Lübeck zwei Vereine zwangsrelegiert wurden.

Eine Regelung, dass es in solchen Fällen zusätzliche Aufsteiger geben dürfte, sehen die Verbandsstatuten nicht vor. Für Thomas Seeliger ist das aus sportlichen Gründen nicht nachvollziehbar: „Es ist schade, dass nicht weitere Mannschaften aufsteigen können, dafür aber Vicky zum zweiten Mal in Folge nicht absteigen würde.“