Eintrachts U17-Kicker gewinnen Pokalhalbfinale mit 3:1. Vier Nachwuchsteams des Clubs stehen im Endspiel

Norderstedt. Der Ort war ungeeignet für eine Siegesfeier, vielmehr musste sich Matthias Dieterich im Stillen freuen. Gerade erst hatten die U17-Fußballer von Eintracht Norderstedt im Pokalhalbfinale mit 3:1 (2:0) über das Bundesligateam des FC St. Pauli triumphiert, da packte der Coach seine Tasche und fuhr davon.

Gezwungenermaßen. Denn Beifahrer Melih Terzi musste mit einem dick bandagierten Knie schnellstens zur Untersuchung in die Asklepios Klinik Altona. Sein Trainer übernahm den Transport und blieb sogar noch bis 23 Uhr beim verletzten Innenverteidiger. Dann war ein langer Tag zu Ende; Terzi fuhr mit seinen Eltern nach Hause, und Dieterich hatte endlich Gelegenheit, sich den Sieg in aller Ruhe vor Augen zu führen.

„Ich bin total glücklich, ich habe großen Respekt vor dieser Leistung.“ Und die war wirklich bemerkenswert. Über weite Strecken der Begegnung hatte Norderstedt als Außenseiter den Gegner im Griff, ließ defensiv nur wenige Chancen zu und war seinerseits im Umschaltspiel regelmäßig brandgefährlich. „Die Jungs haben schnell gemerkt, dass etwas geht in dieser Partie“, so Dieterich.

Schon in der 3. Minute hatte der FC St. Pauli entscheidend das Nachsehen. Moritz Hintelmann, aufgerückt aus dem Mittelfeld, nahm im Strafraum eine Flanke von Dennis Limani direkt und vollendete zum 1:0. Auch der zweite Treffer (36.) ging auf das Konto des nicht unbedingt als Torjäger bekannten 17-Jährigen – zur Pause deutete sich die Überraschung mehr als nur an.

Zumal die Gäste auch im zweiten Durchgang Probleme hatten. Es waren nur ganz wenige Minuten, in denen die Eintracht-Junioren wackelten. Den Anfang machte besagte Verletzung von Melih Terzi (69.), die Mannschaft agierte kurzzeitig in Unterzahl. Und Referee André Busch entschied nach einem abgeblockten Freistoß auf Handelfmeter (70.).

Diesen von Brian Koglin durchaus platziert geschossenen Penalty parierte Norderstedts Keeper Victor Medaiyese zwar mit einem Reflex, direkt im Anschluss bekam Doppeltorschütze Hintelmann jedoch wegen Meckerns eine fünfminütige Zeitstrafe (71.).

Von der Überzahl profitierte der FC St. Pauli und kam durch Ante-Akira Kutschke (74.) schließlich doch zum 1:2. Den letzten, verzweifelten Angriffen der Hamburger hielt die Eintracht-Verteidigung aber beherzt stand. Bei einer der nun zahlreichen Kontermöglichkeiten köpfte der eingewechselte Stürmer Jan Zimmermann den Ball am herauseilenden St.-Pauli-Torhüter Svend Brodersen vorbei zum 3:1 über die Linie, der Favorit war damit nach 79 Minuten geschlagen.

Die Pokalsaison ist damit endgültig einzigartig in der bisherigen Clubhistorie der Eintracht. Schließlich hatten vor der U17 bereits drei weitere Nachwuchsmannschaften – die U19, U16 und U14 – jeweils das Finale in ihrer Altersklasse erreicht. „Da kann sich der Verein sehr freuen, solch eine Ausnahmesituation erleben zu dürfen“, so Matthias Dieterich.

Und Reenald Koch, Eintracht-Vorsitzender und selbst live dabei beim Sieg gegen St. Pauli, sagte anerkennend: „Wir sind superstolz auf diese Bilanz, die ein Verdienst der Mannschaften und ihrer Trainer ist. Das ist auch ein Ausdruck der Stärke, wir haben uns in Hamburg als Nummer drei im Jugendbereich etabliert.“

B-Junioren (U17), Hamburger Pokal, Halbfinale: Eintracht Norderstedt – FC St. Pauli 3:1 (2:0).Tore: 1:0, 2:0 Moritz Hintelmann (3./36.), 2:1 Ante-Akira Kutschke (74.), 3:1 Jan Zimmermann (79.). Finale: Niendorfer TSV – Eintracht Norderstedt (29. Mai, 14 Uhr). Weitere Endspiele, A-Junioren (U19): Eintracht Norderstedt – FC St. Pauli (29. Mai, 11 Uhr). Jüngere B-Junioren (U16): Eintracht Norderstedt – Harburger TB (1. Juni, 11 Uhr). Jüngere C-Junioren (U14): Eintracht Norderstedt – FC St. Pauli (31. Mai, 10 Uhr).