Die Regionalliga-Fußballfrauen des SV Henstedt-Ulzburg sollen nach dem Willen ihres Trainers Claus Rath möglichst bald aufsteigen

Henstedt-Ulzburg. In der Fußballabteilung des SV Henstedt-Ulzburg herrscht seit Oktober 2013 im wörtlichen Sinn Kopflosigkeit. Damals war die verbliebene Chefetage geschlossen zurückgetreten; seitdem hat sich aus Reihen der 1000 Mitglieder starken Sparte niemand gefunden, um die vakanten Posten mit Leben und Ideen zu füllen.

Kommissarisch ist gemäß der Satzung des Gesamtvereins Finanzvorstand Horst Werner der Boss der SVHU-Fußballer. Seine dringlichste Baustelle ist die Ausrichtung des Liga-Männermannschaft für die kommenden Saison. So steht zum Beispiel noch immer nicht fest, ob das Verbandsliga-Team weiterhin von Jens Martens trainiert wird, welcher Etat in der Serie 2014/2015 zur Verfügung steht und mit welchen Spielern fest geplant werden kann.

Im Frauen- und Mädchenbereich muss sich Horst Werner dagegen vorerst um keine weiteren Personalien mehr kümmern. Schon vor einigen Wochen hat er das Engagement von Claus Rath, dem Trainer des Regionalliga-Frauenteams, der sein Amt im Dezember 2013 vom zurückgetretenen Jan Siemers übernommen hatte, für die kommenden Spielzeit verlängert.

Rath, zuvor schon eineinhalb Jahre lang Assistenzcoach der Mannschaft, hat ein umfassendes Konzept für den Frauen- und Mädchenbereich des SVHenstedt-Ulzburg entwickelt. Im Gespräch mit dem Hamburger Abendblatt erläutert er seine Pläne für die Zukunft.

Hamburger Abendblatt:

Herr Rath, Sie sind jetzt seit fünf Monaten alleinverantwortlich für das erste Frauenteam des SVHU. Wissen Sie denn schon, wo die sportliche Reise hingehen soll?

Claus Rath:

Da gibt es kein langes Rätseln. Wir wollen und müssen aus der Regionalliga raus. Die negative Variante wäre der Weg zurück in die Schleswig-Holstein Liga, aber davon redet bei uns keiner. Wir möchten gerne in die 2.Bundesliga hoch.

Das ist eine engagierte Zielsetzung. Besteht denn nicht die Sorge, dass sich die Abteilung an so einer Aufgabe wirtschaftlich überheben könnte?

Rath:

Im Gegenteil. Für uns als Verein ist die Regionalliga die unattraktivste aller Spielklassen. Der kleine Fahrtkostenzuschuss, den wir vom Verband erhalten, geht praktisch komplett für die Schiedsrichterkosten drauf.

Und das sähe in der 2. Bundesliga anders aus?

Rath:

Zwar haben wir es jetzt in der Regionalliga Nord mit den Fahrtstrecken noch recht günstig getroffen, aber fünf Auswärtsreisen mit dem Bus kommen dennoch zusammen und reißen ein Loch von gut 3000 Euro, das wir eigentlich nur durch unsere Teilnahme am DFB-Pokal und den Gewinn des Landespokals ausgleichen konnten. Mit diesen Einkünften kalkulieren wir auch für die kommende Saison. Eine Klasse höher sieht das ganz anders aus. Für eine Punktrunde in der 2. Bundesliga würden wir einen Grundbetrag von 7000 Euro vom DFB erhalten sowie an einem weiterem Geldtopf für alle Vereine beteiligt werden.

Nun hat Ihre Mannschaft am letzten Spieltag nach sieben Partien ohne Niederlage, darunter das beachtliche 1:1-Unentschieden gegen Meister Holstein Kiel, beim Tabellendritten TSV Havelse eine deutliche 2:4-Pleite kassiert. Ist der SV Henstedt-Ulzburg denn sportlich überhaupt in der Lage, schon in der kommenden Saison um den Aufstieg mitzuspielen?

Rath:

Generell gehe ich davon aus, dass wir nach dem Aufstieg von Holstein Kiel sehr gute Aussichten haben werden, oben mitzuspielen. Aus der 2. Bundesliga wird wohl keine Mannschaft in unsere Klasse herunterkommen, stattdessen füllen gleich drei Aufsteiger aus den Landesverbänden unsere Staffel auf. Die Plätze eins bis vier sollten deshalb unsere klare Zielsetzung sein.

Aber dann darf sich das Team keine Aussetzer wie in Havelse leisten, wo Ihre Mannschaft schon zur Pause mit 0:3 zurückgelegen hat. Wie bekommen Sie Beständigkeit in den Kader?

Rath:

Die haben wir eigentlich schon. Zwar hat die Einstellung der mitgereisten Spielerinnen in Havelse nicht gestimmt, wir sind viel zu nachlässig in die Partie gegangen. Andererseits muss ich gestehen, dass ich die Niederlage vielleicht auch ein wenig durch die Abgabe von Spielerinnen an unsere zweite Mannschaft provoziert habe. Wir haben in der Verbandsliga mit dem Team von Christian Pusch, mit dem ich mich regelmäßig abstimme und eine hervorragende Zusammenarbeit pflege, noch die theoretische Chance auf den Aufstieg in die Schleswig-Holstein-Liga. Das möchten wir schon versuchen, um für potenzielle Talente oder engagierte Spielerinnen aus der Region eine noch attraktivere Adresse zu werden.

Hat denn das bisherige Auftreten des SVHU nach dem Regionalliga-Aufstieg schon genügt, um neue Spielerinnen nach Henstedt-Ulzburg zu ziehen?

Rath:

Bis jetzt gibt es zwei vielversprechende Verpflichtungen für die nächste Serie. Mit Maria Marrocu kommt die zweitligaerfahrene Mannschaftsführerin unseres Staffelkonkurrenten TSV Eintracht Immenbeck zu uns. Sie bringt viel Spielintelligenz und eine tolle Einstellung mit. Außerdem hat die 15 Jahre alte Landesauswahlspielerin Anna Linda Schulze von den B-Mädchen des FFC Oldesloe bei uns zugesagt. Sie sollte schon bald das Mittelfeld im Frauenbereich verstärken können.