Der 17 Jahre alte Azubi zählt zu den größten Enduro-Talenten im Kreis, doch bei einem Brand im Februar verlor er fast seine gesamte Ausrüstung

Alveslohe. An seine erste Motorradtour erinnert sich Leon Schüle noch ganz genau. „Ich bin auf unserem Acker hinterm Haus im Kreis herum gefahren und dann mit Volldampf durch die Hecke gerauscht“, sagt der heute 17-Jährige. Ernsthafte Folgen hatte die Spritztour jedoch nicht. Der kleine Leon war zwar erst vier Jahre alt, aber sein fahrbarer Untersatz hatte auch nur zwei Pferdestärken. „Das war so eine Art Kettensägenmotor“, erzählt er lachend.

Auch als Tischtennisspieler hatte der Youngster durchaus Talent, gewann den Ortsentscheid der Tischtennis-Minis und landete auf Kreisebene auf dem zweiten Platz. „Aber bei uns im TuS Alveslohe wechselten ständig die Trainer, sodass ich keine Lust mehr hatte.“

Pech für die Tischtennissparte, Glück für die Motorsportszene. Dort zählt Leon Schüle zu den größten Talenten der Region. Seine Leidenschaft gilt nicht dem Hochgeschwindigkeitsfahren auf Asphalt, sondern dem Endurosport im Gelände. „Die Strecken und Hindernisse sind naturbelassen. Es kommt nicht nur auf Geschwindigkeit, sondern auch auf Geschicklichkeit und Kondition an“, sagt Leon.

Zuletzt machte das Nachwuchs-Ass des MSC Kaltenkirchen beim Kaltenkirchener Enduroklassiker „Onkel Toms Hütte“ auf sich aufmerksam. Als jüngster Teilnehmer belegte er in der Klasse E1 (Motorräder ohne Hubraumbeschränkung) einen respektablen vierten Platz. In diesem Jahr fährt Leon unter anderem bei der Serie um den Deutschen Jugendcup mit und will dort im oberen Drittel landen. Momentan ist aus Naturschutzgründen Pause. Erst im August findet das nächste Rennen statt.

Leons Eltern Jörn und Andrea Schüle unterstützen ihren Filius, wo sie nur können. Zu den Rennen in ganz Deutschland fährt die Familie gemeinsam mit dem Wohnmobil. Das Gefährt dient nicht nur als Schlafplatz, sondern fungiert auch als Werkzeugschrank, Küche und Treffpunkt im Fahrerlager.

Seine Karriere drohte im Februar des Jahres jäh zu enden: Bei Schraubarbeiten in der eigenen Werkstatt in Alveslohe bildete sich durch einen Defekt ein Zündfunken, der auslaufendes Benzin in Brand setzte. In Sekundenschnelle brannte die komplette Werkstatt mit den dort stehenden Motorrädern – unter anderem die beiden Harley-Davidson-Maschinen der Eltern – aus.

Glücklicherweise regulierte die Versicherung schnell den Schaden, sodass der junge Rennsportler mittlerweile wieder im Besitz von zwei Motorrädern ist. Die Familie hat sich davon nicht aus dem Gleichgewicht bringen lassen und hält zusammen wie Pech und Schwefel. Auch Leons Großeltern Werner und Uta haben ihrem Enkel stets selbstlos unter die Arme gegriffen. „Durch den Brand sind leider auch viele Ersatzteile, Klamotten und Werkzeuge vernichtet worden. Wenn sich jemand findet, der mich in diesem Bereich unterstützt, wäre ich sehr dankbar“, sagt Leon Schüle.

Trainiert wird auf dem eigenen Areal in Alveslohe. „Wir haben das Gelände so gestaltet, wie wir es haben wollten“, sagt Andrea Schüle. Doch jeden Tag kann auch Leon Schüle nicht nach Herzenslust trainieren. Seit Sommer 2013 macht er im Meisterbetrieb von Peter Kröplin in Barmstedt eine Ausbildung zum Anlagenmechaniker für Heizung, Sanitär und Klimatechnik.

Mitinhaber Michael Schuster, der für Leons Belange zuständig ist, unterstützt den talentierten Sportler so weit es geht und gibt ihm schon mal einen oder zwei Tage frei, wenn ein Rennwochenende ansteht. Leon Schüle: „Dafür bin ich sehr dankbar. Die Ausbildung ist sehr wichtig für mich, denn vom Endurosport kann man nicht leben. Es sei denn, man ist der Beste.“ Der Deutsche Meister Markus Kehr aus Sachsen kassierte für seinen Sieg im vergangenen Jahr eine Prämie von 30.000 Euro – der Zweitplatzierte bekam nichts.