Bei der Neuauflage der vom MSC Kaltenkirchen ausgerichteten internationalen Endurofahrt zeigen 184 Motorsportler ihr Können

Kaltenkirchen. Großer Sport und Missgeschicke, dramatische Szenen und Glücksgefühle, Leidenschaft und Tradition – die Endurorallye „Onkel Toms Hütte“ in Kaltenkirchen und Nützen bot alles, was das Herz eines Motorsportlers begehrt. Auch Monika Henning, Vorsitzende des ausrichtenden MSC Kaltenkirchen, zog nach der eintägigen Neuauflage der Traditionsveranstaltung ein durchweg positives Fazit: „Ich habe sehr viele Menschen getroffen, die ich lange nicht gesehen habe. Einige Fahrer, die früher hier gestartet sind, waren sichtlich gerührt“, sagte die Clubchefin.

Ostern 1955 wurde „Onkel Toms Hütte“ erstmals ausgetragen. Der Name, der auf den Titel eines amerikanischen Romans aus dem Jahr 1852 zurückgeht, stammt von Kaltenkirchens früherem Bürgervorsteher Robert Wulf. Der damalige MSC-Vorsitzende hatte 1952 ein Motel mit diesem Namen in Springhirsch eröffnet. 1997 führten hohe Umweltschutzauflagen und das fehlende Gelände zu der 17 Jahre währenden Pause.

Ein paar Kinderkrankheiten waren beim Neustart noch vorhanden. So mussten die 184 gemeldeten Starter länger als geplant auf die Siegerehrung warten. Der Grund: In der Transponder-Apparatur hatte sich Sand festgesetzt, der die direkte Datenübertragung erschwerte. Alle Zeiten mussten manuell nachgetragen werden, sodass die Pokalübergabe an die besten fünf Fahrer der acht Startklassen nicht – wie geplant – um 17 Uhr, sondern erst um 19.30 Uhr stattfinden konnte.

Einige Witzbolde hatten zudem Wegweiser entfernt. Fahrtleiter Alexander Valentin: „Es gibt Leute, die sehen es als Leistung an, andere zu ärgern.“ Diese Kleinigkeiten störten die Teilnehmer indes kaum. Monika Henning: „Ich habe nur Lob bekommen. Alle sind froh, dass ,Onkel Toms Hütte‘ endlich wieder stattfindet.“

Damit die Motoren wieder aufheulen und die knatternden Zweiräder durchs Gelände preschen durften, war im Vorfeld viel Arbeit erforderlich. „Wir mussten Umweltschutzauflagen erfüllen, Genehmigungen vom Amt Kaltenkirchen-Land und von der Flughafengesellschaft einholen sowie Einverständniserklärungen zum Befahren von Grundstücken einholen.“

Auf die 140 Kilometer lange Strecke gingen nur Sportler mit zugelassenen Motorrädern. Die sieben Kilometer lange Sonderprüfung auf einem Maisacker verlangte den Teilnehmern in jeder der vier Runden alles ab. „Das ging ganz schön in die Arme. Ich fand die Prüfung etwas zu lang“, sagte der Alvesloher Leon Schüle, der mit 17 Jahren der jüngste Teilnehmer war. Während die Fahrt auf dem staubigen Geläuf eine konditionelle Herausforderung war, kam es auf dem Gelände der Firma Brockmann auch auf Konzentration, Kraft und vor allem Geschicklichkeit an.

Schwungvoll versuchten die Zweiradakrobaten, die Hügel zu erklimmen und hangelten sich dann auf ihren Maschinen wie Bergziegen die steilen Hänge wieder hinab. Ein Ausflug in die Schlammlöcher hinterließ deutliche Spuren an Motorrädern und Kleidung. Und die sandigen Abschnitte brachten einen Hauch der Wüstenrallye Paris - Dakar nach Nützen.

Leon Schüle, der in der Klasse E1 (Motorräder ohne Hubraumbeschränkung) einen ausgezeichneten vierten Platz belegte, war begeistert: „Die Fahrt durchs Gelände hat richtig Spaß gemacht. Die Vielseitigkeit ist genau das, was den Endurosport ausmacht.“

Siegreich waren Jordie Berghorst (E1, Holland), Nico Rambow (E2, MC Woltersdorf), Björn Feldt (E3, MSC Grevesmühlen), Frank Reiher (S40, MSC Kaltenkirchen), Norbert Mehlitz (S50, MC Woltersdorf), Katrin Montag (Damen, Hamburg), Stefan Schmiedel (Hobby, MC Woltersdorf) und Christian Tesdorff (Klassik, MC Rehna).