Wie stehen die Chancen für ein Regionalliga-Fußballteam aus dem Liga-Mittelfeld im Punktspiel beim Tabellenzweiten, um auf diesem hohen Level einen 0:3-Pausenrückstand nicht nur aufzuholen, sondern in einen 5:3-Triumph umzuwandeln? Die Erfahrung sagt: „Das geht eigentlich nicht.“

Norderstedt.

Wie gut für Ralf Schehr, Trainer der Fußballfrauen des Hamburger SV, dass seine Kickerinnen von solchen Wahrscheinlichkeitsrechnungen nichts halten und bei der Pausenansprache lieber auf ihren Coach gehört haben. „Unser Trainer hat die gemachten Fehler angesprochen und dann betont, dass das Spiel nicht gelaufen sei, dass Havelse nicht besser sei und dass er nicht akzeptiere, gegen so eine Mannschaft zu verlieren“, sagte Sebnem Dairecioglu.

Die Mittelfeldspielerin profitierte auf der rechten Außenbahn nicht nur von ihrer Schnelligkeit. Wie das gesamte HSV-Team nutzte sie nach dem Seitenwechsel den nun enormen Rückenwind und setzte einen Doppelschlag (59., 61.) ans Ende der achtminütigen Drangphase, in der die Norderstedterinnen die Partie mit vier Treffern am Stück zu ihren Gunsten drehten.

„So, wie Havelse anfangs durch den Wind begünstigt teilweise mit Sonntagsschüssen getroffen hatte, war klar, dass uns das auch gelingen kann“, sagte Ralf Schehr, „die Mädchen mussten nur selbst dran glauben und möglichst schnell das erste Tor machen.“

Beides taten die HSV-Spielerinnen. Fjolla Gara (53.) und Henrike Zollfrank (56.) eröffneten die Aufholjagd, ehe Dairecioglu per Direktabnahme nach einer Ecke und anschließend aus spitzem Winkel über Keeperin Antje Schulz hinweg die Führung besorgte. Erneut Gara (82.) erzielte den 5:3-Endstand.

„In Bremen ein 0:2 zum 2:2 gedreht; nun nach der 0:5-Pleite gegen Henstedt-Ulzburg dieser Erfolg: Ich bin vom Team sehr angetan“, sagte Schehr, „jetzt können wir ohne Druck ins Match gegen Holstein Kiel gehen.“