Die Regionalliga-Fußballfrauen des SV Henstedt-Ulzburg dominieren das temporeiche Rückspiel beim Hamburger SV

Norderstedt. Mangelnden Sportsgeist kann man Ralf Schehr, Trainer der Regionalliga-Fußballfrauen des Hamburger SV, nicht vorwerfen. Nach der 0:5 (0:2)-Heimpleite im Derby gegen den SV Henstedt-Ulzburg hatte der erfahrene Coach viel Anerkennung für den Sieger übrig. „Klar, will ich jedes Spiel gewinnen. Aber wenn ein Gegner stärker ist, und das war der SVHU, dann kann ich damit leben“, sagte Schehr, „mich ärgern die Begegnungen, die wir selber aus der Hand geben. In diesem Fall bin ich jedoch ganz entspannt.“

Weise Worte des Trainers, denn die Partie auf Platz vier der HSV-Anlage an der Ulzburger Straße hatte – von kurzen Druckphasen der Gastgeberinnen zu Beginn beider Halbzeiten abgesehen – nur einen Sieger verdient: den SV Henstedt-Ulzburg. Anders als beim ersten Aufeinandertreffen, das am 22. September 2013 mit einem 2:2-Remis endete, bestimmten die Gäste das Match.

„Das war aber auch ein Duell, auf das knapp die Hälfte meiner Spielerinnen allein wegen ihrer gemeinsamen Vorgeschichte mit dem HSV hingefiebert hat“, sagte SVHU-Trainer Claus Rath. Mit Bianca Weech, Lina Kunrath, Kathrin Patzke, Christine Schoknecht, Alina Witt und Svenja Winter standen im Kader gleich sechs Akteurinnen, die im Jugend- oder Frauenbereich das Trikot mit der Raute getragen haben.

So war auch bezeichnend, wie Alina Witt in der 16. Minute die Gästeführung erzielte. Mit einem Schlenzer aus rechter Position ließ sie der starken HSV-Torhüterin Saskia Schippmann, die ihrem Team mit einigen Paraden ein größeres Debakel ersparte, keine Chance. „Ich konnte kaum glauben, mit welchem Tempo Alina an einer so erfahrenen Verteidigerin wie Cathérine Knobloch im Zweikampf vorbeigezogen ist“, sagte Rath über seine Stürmerin, die erst vor einer Woche ihre neunmonatige Zwangspause wegen einer Schulterverletzung beendet hat. „Das Spiel gegen den HSV war für Alina in der Reha ein Fixpunkt, der sie motiviert hat.“

Damit nicht genug: Die unermüdliche Witt wurde kurz vor dem Pausenpfiff beim Versuch, einen von Schippmann parierten Schuss im Nachsetzen zu versenken, gefoult. Den fälligen Strafstoß verwandelte Mannschaftsführerin Kathrin Patzke mit Hilfe des rechten Innenpfostens unhaltbar.

Unfreiwillig sorgte Patzke fünf Minuten nach dem 3:0 (61.), das erneut Witt per Sololauf erzielt hatte, für die dramatischste Szene des Spiels. Quasi als „Chefsache“ kollidierte die Mannschaftsführerin mit HSV-Kapitän Knobloch und prallte mit dem Gesicht auf den Boden. Beide Spielerinnen schieden verletzt aus, Patzkes rechtes Auge schwoll schnell und spektakulär zu. „Da ist noch eine Gehirnerschütterung dazugekommen“, sagte die SVHU-Stürmerin.

Gegen den Hamburger SV waren auch noch Bianca Weech – per Kopf nach Ecke von Christine Schoknecht (76.) – und die für die Schlussviertelstunde eingewechselte und gewohnt spritzig agierende Jennifer Michel (87.) erfolgreich.

Während die SVHU-Frauen am kommenden Sonntag im Heimspiel gegen die TSG Burg Gretesch kaum etwas ändern müssen, um weiterhin erfolgreich zu spielen, weiß HSV-Coach Schehr, woran er mit seinem Team vor dem Match beim TSV Havelse arbeiten muss: „Wir haben schlecht gestaffelt gestanden, diese Nahtstellen hat Henstedt-Ulzburg immer wieder getroffen.“

Tore: 0:1 Alina Witt (16.), 0:2 Kathrin Patzke (44./Foulelfmeter), 0:3 Alina Witt (61.), 0:4 Bianca Weech (79.), 0:5 Jennifer Michel (87.). Hamburger SV: Schippmann – Holst, F. Witte, Knobloch (66. Akbulut), K. Witte (46. Weisser) – Kretzschmar, Michel, Zollfrank, Dairecioglu – Ogundipe, Bistricianu (46. Gara). SVHU: Voigt – v. Appen, Hegeler, Schubring, Weech – Engel, Einfeldt – Schoknecht, Patzke (66. Zietz), Witt (81. Winter), Kunrath (76. Michel). Tabelle: 1. Holstein Kiel (36 Punkte/39:5), 2. TSV Havelse (22/22:15), ..., 6. Bergedorf 85 (17/23:18), 7. Hamburger SV (15/21:19), 8. SV Henstedt-Ulzburg (14/23:18), 9. Burg Gretesch (14/23:21), ..., 11. SF Wüsting-Altmoorhausen (1/6:52), 12. FFC Oldesloe zurückgezogen.