Drittliga-Handballfrauen des SVHU werden im Final Four des Landespokals ihrer Favoritenrolle gerecht und kassieren 400 Euro

Altenholz-Stift. Das Endspiel um den Landespokal des Handballverbandes Schleswig-Holstein zwischen den Frauenmannschaften des SV Henstedt-Ulzburg (3. Liga Ost) und Schleswig-Holstein-Ligist HSG Reinfeld/Hamberge beginnt mit einer Panne. Als der SVHU durch Kunstnebelschwaden hindurch in die Edgar-Meschkat-Halle von Altenholz-Stift einläuft und der Hallensprecher die Kaderliste verliest, fehlt plötzlich der Name von Miriam Hawen. Die Torhüterin des SVHU reagiert amüsiert, zuckt mit den Schultern, winkt dem Publikum dennoch lachend zu und geht dann mit ihren Teamkameradinnen an die Arbeit.

„Die haben wohl endlich mit dem Spiel anfangen wollen“, sagte die35-Jährige schmunzelnd und spielte auf die zehnminütige Verzögerung an. Grund: Die vorangegangene Partie um Platz drei hatte Landesligist TSV Lindewitt erst in der Verlängerung nach hartem Kampf mit 25:24 gegen Oberliga-Vertreter HSG Holstein Kiel/Kronshagen gewonnen.

Dramatik wollten die Henstedt-Ulzburgerinnen im Finale des Final Four auf keinen Fall aufkommen lassen. Wie schon beim standesgemäßen 42:20 (22:11)-Halbfinaltriumph am Vortag über den TSV Lindewitt sollten auch der HSG Reinfeld/Hamberge früh und deutlich ihre Grenzen aufgezeigt werden.

Ein Vorhaben, das Volker Pauls Team, das am Vortag noch von Sven Wegner gecoacht worden war, mustergültig umsetzte. Nur rund zehn Minuten lang gestatteten die SVHU-Frauen dem zwei Klassen tiefer angesiedelten Kontrahenten einen ansatzweise offenen Schlagabtausch. Danach regierten nur noch die „Frog-Ladys“, die zur Halbzeit mit 18:6 führten und am Ende mit 29:16 die Oberhand behielten.

Bemerkenswert war, wie konsequent die Henstedt-Ulzburger Abwehr zupackte und die Ballgewinne gnadenlos in Gegenstoßtore umsetzte. Hauptwaffe für das schnelle Spiel nach vorn war wie so oft Nina Schilk, die sich vor der Pause siebenmal in die Torliste eintrug.

Kein Wunder, dass die pfeilschnelle Außenspielerin zusammen mit der gewohnt starken Keeperin Jennifer Knust in der Vorwoche beim Zweitligaclub SGH Rosengarten-Buchholz vorspielen durfte. „Das ist aber ein ganz normaler Vorgang“, sagte SVHU-Teammanager Lukas David, „ob es für unseren Kader in der kommenden Saison Konsequenzen hat, darüber ist noch keine Entscheidung gefallen.“

Dafür steht fest, dass die Frauen des SV Henstedt-Ulzburg wie das Männerteam des Vereins in der Saison 2014/2015 in der ersten Runde des DHB-Pokals stehen. Dann haben sie die große Chance, auf einen attraktiven, vielleicht sogar lukrativen Gegner aus der 1. oder 2. Bundesliga zu treffen.

Dann wird der SVHU, anders als in der Schlussphase des Cup-Endspiels, sicherlich auch wieder Volldampf gehen. Trainer Volker Paul nutzte in Altenholz ausgiebig seine Wechselmöglichkeiten, die Abwehr packte nicht mehr so konsequent wie im ersten Durchgang zu, und die HSG entschied die torarme erste Hälfte des zweiten Abschnitts mit 5:4 für sich.

„Wir hatten eigentlich unser Tempospiel in die zweite Hälfte mitnehmen wollen“, sagte Paul, „ich mache den Spielerinnen aber keinen Vorwurf, dass die Konzentration angesichts des deutlichen Vorsprungs nachgelassen hat. Unterm Strich hat die Mannschaft die Finalaufgabe als Team souverän gemeistert.“ Auch, indem sie das Tempo noch einmal an- und binnen acht Minuten auf 27:12 (56.) davonzog. Und Keeperin Miriam Hawen, die in der kompletten zweiten Halbzeit zwischen den Pfosten stand, versöhnte sich selber für den hakeligen Auftakt. Sie glänzte mit elf Paraden.

Nach der stilvollen Siegerehrung, durch die erneut – wie schon vor einer Woche beim Final Four der Männer – NDR-Moderator Ralf Huber führte, rückte bei Volker Paul auch ganz schnell der Alltag wieder in den Vordergrund. „Man darf nicht aus den Augen verlieren, dass wir in der 3. Liga Ost nach Minuspunkten gerechnet nur fünf Zähler vor einem Abstiegsrang liegen“, sagte der Coach, der zum Saisonende seinen berufsbedingten Rückzug verkündet hat, „wir haben zuletzt wieder große Fortschritte gemacht und wollen möglichst gleich in den beiden kommenden Partien gegen Grün-Weiss Schwerin und den Rostocker HC jeweils zwei Punkte einfahren.“

Tore des SV Henstedt-Ulzburg im Halbfinale: Nina Schilk (8), Tina Pejic (7), Mirlinda Hani (5/1 Siebenmeter), Janicke Bielfeldt, Annika Fimmen, Marleen Völzke (je 4), Laura Neu (4/1), Alisa Oehme, Janne Harbeck (je 2), Janne Hübner, Inga Schlegel (je 1).Tore des SV Henstedt-Ulzburg im Endspiel: Nina Schilk (8), Laura Neu (8/4), Marleen Völzke (6/2), Christina Vogt und Janne Hübner (je 2), Tina Pejic, Alisa Oehme und Mirlinda Hani (je 1).