Sprinterin Anna-Sophie Bellerich, 18, kam erst mit 12 Jahren zur Leichtathletik und ist heute schon eine der schnellsten Juniorinnen Deutschlands

Bad Segeberg. Hündin Mona spitzt die Ohren und wedelt freudig mit dem Schwanz. Wenn Anna-Sophie Bellerich ihren Vierbeiner der Rasse Entlebucher Sennenhund zu sich ruft, ist die Begeisterung riesengroß. Beim Gassigehen am Ihlsee in Bad Segeberg oder beim Joggen ist Mona oft dabei und weicht ihrer Besitzerin nicht von der Seite.

Wenn Anna-Sophie Bellerich zum Training beim SC Rönnau 74 fährt, muss Mona allerdings zu Hause bleiben. „Da kann ich sie nicht gebrauchen“, sagt die Leichtathletin. Unter der Regie der beiden SCR-Coaches Ralph Meyer und Sören Kuhn ist aus der anfänglichen Hobbysportlerin mittlerweile eine Topsprinterin geworden, die bundesweit zu den Besten ihres Jahrgangs gehört.

Bei den Deutschen U20-Meisterschaften in Sindelfingen verpasste Anna-Sophie Bellerich die Bronzemedaille über 200 Meter nur um eine Hundertstelsekunde. In den engen Kurven der Rundbahn hatte die 1,83 Meter lange Athletin einen kleinen Nachteil, doch mit der Zeit von 24,77 Sekunden waren alle Beteiligten im Großen und Ganzen zufrieden. An diesem Wochenende steht die Gymnasiastin schon wieder im Startblock und geht in Leipzig bei den nationalen Titelkämpfen der Frauen auf derselben Distanz an den Start.

„Viel wichtiger ist für mich aber die Freiluftsaison“, sagt Anna-Sophie Bellerich, und fügt hinzu: „Mein Traum ist die Nominierung für die U20-Weltmeisterschaften, die vom 22. bis 27. Juli in Eugene stattfinden.“ Anna-Sophie hofft vorrangig auf einen Platz in der deutschen 4 x 400-Meter-Staffel. Es wäre nicht der erste Einsatz im Trikot des Deutschen Leichtathletikverbandes: 2012 war Anna-Sophie schon Mitglied der U18-Staffel bei der Jugend-WM in Barcelona und wurde dort Fünfte.

Das Talent der bescheidenen Sportlerin schlummerte lange im Verborgenen. Bis 2011 stand Tennis beim MTV Segeberg im Fokus. Zudem ist Anna-Sophie Bellerich begeisterte Jazztänzerin. Während das Racket 2011 in die Ecke geworfen wurde, ist der Spaß am Tanzen geblieben. Einmal pro Woche trifft sich die Gruppe des MTV in der Rantzauschule, Anna-Sophie ist fast immer dabei – auch wenn die Leichtathletik Vorrang genießt.

„Meine Freundin Steffi war zuerst beim SC Rönnau 74 aktiv. Sie nahm mich mal mit zum Training“, sagt Bellerich. Schülertrainer Ralph Meyer bewies – wie schon oft in den vergangenen Jahren – sein Gespür für Talente und förderte Anna-Sophie gezielt. Das Laufen machte ihr am meisten Spaß, andere Disziplinen eher nicht. „Vor allem im Werfen war ich immer grottenschlecht. das konnte ich nie“, sagt Anna-Sophie.

Trainiert wurde anfangs nur einmal pro Woche. Anna-Sophie Bellerich: „Das habe ich sogar ziemlich lange so gemacht.“ Heute ist der Wochenplan voll. Mit der Leistungsgruppe von Sören Kuhn, zu der unter anderem Lasse Prüß und Pascal Nabow gehören, geht es zwei- bis dreimal pro Woche in die Segeberger Kreissporthalle.

Probleme, Sport und Schule unter einen Hut zu bringen, hat die sympathische Leichtathletin nicht. „Ich habe in diesem Jahr einen günstigen Stundenplan und genug Zeit zum Trainieren. Motivationsprobleme habe ich nicht, ich bin da sehr diszipliniert.“ Viele Übungseinheiten absolviert die erfolgreiche Sprinterin in Eigenregie. Die Trainingspläne, die sie von Sören Kuhn erhält, werden gewissenhaft abgearbeitet. Schwächen hat Bellerich fast keine. „Auf den kürzeren Strecken könnte ich noch an meinem Start arbeiten. Ich komme manchmal etwas langsam aus dem Block.“

Beim Sport holt sich Anna-Sophie Bellerich durch jeden gelaufenen Meter mentale Fitness, die sie in den kommenden, wahrscheinlich stressigen Monaten brauchen wird. Schließlich stehen im April an der Dahlmannschule in Bad Segeberg die ersten schriftlichen Abiturprüfungen an – Anna hat sich für das Sprachprofil entschieden. „Nach dem Sport fühle ich mich immer richtig gut. Auch geistig bin ich dann frischer und aufnahmefähiger.“