Gerhard Neumann aus Wahlstedt belegt bei der Deutschen Meisterschaft im Indoor-Rudern den zweiten Platz
Bad Segeberg. Der große Segeberger See hält noch Winterschlaf. Und die Mitglieder des Segeberger Ruderclubs müssen sich noch ein wenig gedulden, ehe sie ihre Boote wieder zu Wasser lassen können. Doch untätig ist niemand, gerudert wird trotzdem – und zwar auf dem Trockenen.
Auf dem Ergometer reißt auch Gerhard Neumann fast täglich Kilometer um Kilometer ab, und das nicht nur zum Spaß. Bei der nationalen Indoor-Rowing-Serie, deren Sieger Deutscher Meister ist, landete der Wahlstedter in seiner Altersklasse auf Platz zwei. In die Wertung ein gingen dabei die Veranstaltungen in Frankfurt, Berlin, Lübeck, Ludwigshafen und Essen-Kettwig.
Während die Sportler bei Ruderregatten auf dem See oft nur mit wenigen Störgeräuschen konfrontiert werden und sich im Einklang mit der Natur befinden, sind beim Kampf mit dem Ergometer laute Musik, eine muntere Moderation und vor allem frenetische Fans an der Tagesordnung.
Bei Indoor-Wettbewerben sitzen die Teilnehmer in zwei versetzen Reihen hintereinander auf einer Bühne und schauen dabei direkt ins Publikum. Der Moderator gibt die Kommandos: „Attention – Row!“ Alle Rudergeräte sind miteinander verkabelt, auf einer großen Leinwand sehen die Zuschauer, welcher Sportler die Nase vorn hat.
Bei der deutschen Ergometerserie mussten alle Aktiven 1000 Meter absolvieren – Gerhard Neumann benötigte in Essen 3:23,7 Minuten, nur Rolf Meyer (RC Favorite Hammonia Hamburg/3:19,1 Minuten) war schneller. Für seinen Erfolg bekam der Notar ein silbernes Lorbeerblatt. Neben Gerhard Neumann war auch Jutta Gelhausen mit von der Partie. Die Segebergerin landete in der Altersklasse 40 bis 50 Jahre auf Platz sieben der Gesamtwertung.
„Ich habe 30 Jahre lang Radrennsport betrieben. Meine Lieblingsdisziplin war dabei immer das Einzelzeitfahren. Der Radsport ist mir aber mittlerweile zu gefährlich geworden“, so Gerhard Neumann, der zuletzt 2008 bei den Deutschen Mastersmeisterschaften in Görlitz mit seiner Rennmaschine startete.
Nun hat sich der Jurist und frühere Judoka freiwillig in ruhigeres Fahrwasser begeben. „Das Rudern hat mir ein Freund empfohlen. Nach der Radsport-DM habe ich mich dann in Bad Segeberg gemeldet“, sagt Neumann, dessen Leidenschaft für den Wassersport schnell wuchs. „Angefangen habe ich in einem Übungsboot, dem so genannten Trimmi. Ich musste erstmal die Technik lernen. 2009 habe ich mir dann ein eigenes Renngerät gekauft.“ Ein Ergometer besitzt Gerhard Neumann seit 2006.
„Aber im Vergleich zum Rudern auf dem Wasser ist das nur blindes Ziehen. Das hat nichts mit Technik zu tun.“ Um sich fit zu halten, nutzen dennoch immer mehr Ruderer das Trockentraining. Und die elektrisierende Stimmung bei der Hallenserie hat es auch Gerhard Neumann und seiner Vereinskollegin angetan. Jutta Gelhausen: „Alle sind total fokussiert und blicken auf die kleine elektronische Anzeige am Ergometer. Welche Musik da läuft, bekommt man gar nicht so mit.“
„Eigentlich ist das Langstreckenrudern aber viel schöner“, sagt Gerhard Neumann. Er schwärmt geradezu von der Rose-Regatta auf dem Wörthersee. 16 Kilometer absolvierten Gelhausen und er im Oktober des vergangenen Jahres. Für die landschaftlich schöne Strecke benötigte Neumann als Zweiter seiner Altersklasse 1:14 Stunden, Jutta Gelhausen beendete das Rennen nach 1:20 Stunden als Fünfte.
Dauerrudern ist auch zum Abschluss der Indoor-Saison angesagt. Das SRC-Duo startet am Wochenende bei den Deutschen Langstreckenmeisterschaften im bayerischen Starnberg. Auf dem Programm stehen 30 Minuten Dauerrudern. „Mein Ziel sind 8000 Meter“, sagt Gerhard Neumann.
Am 14. April wollen die Mitglieder des Segeberger Ruderclubs dann endlich wieder ihre Boote ins Wasser lassen. Auf das Anrudern freuen sich auch Gerhard Neumann und Jutta Gelhausen. Gemeinsam mit zehn weitern Routiniers wird dann wieder regelmäßig trainiert.
Wer mehr über den Segeberger Ruderclub wissen will oder selber einmal ins Boot steigen möchte, findet auf der Internetseite des Vereins alle wichtigen Informationen.