Im März entscheidet sich, ob der Frauen-Leistungshandball beim SV Henstedt-Ulzburg noch eine Zukunft hat

Henstedt-Ulzburg. Der Heilungsprozess verläuft nicht wie geplant. Volker Paul, Trainer der Drittliga-Handballfrauen des SV Henstedt-Ulzburg, laboriert immer noch an den Folgen einer Fuß-OP im Dezember 2013. „Ich muss mich nach wie vor schonen. Das nervt“, sagt der 56 Jahre alte Übungsleiter, dem wegen seines Handicaps der direkte Zugriff auf die Mannschaft fehlt – und die ist aktuell in einer ähnlich maladen Verfassung wie Pauls Operationswunde.

Das 21:32-Debakel im Match bei der TSG Wismar war der vorläufige Tiefpunkt einer Saison, die bisher von Pleiten, Pech und Pannen geprägt ist. Der vor der Punktrunde als einer der Meisterschaftsfavoriten gehandelte SVHenstedt-Ulzburg schaffte es nur ganz selten, sein zweifellos vorhandenes Leistungspotenzial auszuschöpfen.

Die Ursachen sind vielfältig: Zunächst einmal sorgte ein veritabler Fehlstart mit drei Niederlagen am Stück für Verunsicherung. Dann, nachdem das Team endlich seinen Rhythmus gefunden zu haben schien, funkte der Spielplan mit vier Pflichtpartien in einer Woche dazwischen; mit dem 19:24 gegen den TSV Owschlag gab es Mitte November in eigener Halle folglich den nächsten Nackenschlag.

Damit nicht genug: Beim 30:31 in Travemünde fehlte der Crew das nötige Quäntchen Glück. Außerdem ging die erst Partie des Jahres 2014 beim SVGrün-Weiß Schwerin überraschend mit 22:24 verloren. Hinter den Kulissen sorgte derweil die angespannte finanzielle Situation beim SV Henstedt-Ulzburg für mächtig Unruhe. Zwar ist der Frauenbereich nicht direkt vom Insolvenzantrag der den Spielbetrieb der Drittliga-Männermannschaft tragenden SVHU Handball GmbH betroffen; eine negative Strahlkraft lässt sich indes nicht leugnen.

„Auch wir suchen nach Sponsoren. Dieses Problem hat aber nicht nur der SV Henstedt-Ulzburg, sondern viele andere Handballvereine in Deutschland“, sagt Volker Paul.

Anzahl der Trainingseinheiten ist von drei auf zwei reduziert worden

Demzufolge wird beim Geldausgeben jeder Euro umgedreht. Wie angespannt die Lage in Henstedt-Ulzburg sein muss, lässt eine ungewöhnliche Maßnahme der Vereinsverantwortlichen zur Kostendämpfung erahnen. Die Zahl der wöchentlichen Übungseinheiten ist von bisher drei auf nur noch zwei abgespeckt worden – so können die vor der Saison vereinbarten Aufwandsentschädigungen in Form eines Benzingeldzuschusses ein wenig reduziert werden.

Dass dieser Schritt Auswirkungen auf die physische und psychische Verfassung des Teams hat und zu atmosphärischen Spannungen im Kader führt, versteht sich von selbst. Demzufolge hat Volker Paul das Saisonziel nach unten revidiert. „Dass es miese Stimmung und Schuldzuweisungen gibt, wenn es nicht läuft, ist nicht ungewöhnlich. An eine Spitzenplatzierung in der 3. Liga Ost denkt angesichts der jetzigen Umstände bei uns niemand mehr. Wir konzentrieren uns darauf, noch möglichst viele Punkte in der 3. Liga zu sammeln und wollen am 9. März erneut den Landespokal gewinnen.“

Es bleibt die Frage: Hat Frauen-Leistungshandball in Henstedt-Ulzburg überhaupt noch eine Chance? Paul: „Das wird sich im März entscheiden. Die Chancen stehen meiner Einschätzung nach bei 50:50.“

Am Sonnabend kommt der Tabellenzweite HC Leipzig II

Dessen ungeachtet müssen er und seine Spielerinnen das Hauptaugenmerk aufs Tagesgeschäft richten. Die nächste Gelegenheit, sich den gesamten Frust über die unbefriedigende Situation von der Seele zu werfen, hat der SVHU am kommenden Sonnabend: Dann nämlich gibt der HC Leipzig II um 16 Uhr seine Visitenkarte im Schulzentrum Maurepasstraße ab. Eine schwierige Aufgabe, der Gegner aus Sachsen ist mit 26:8 Punkten erster Verfolger von Spitzenreiter TSV 1860 Travemünde (28:4). Dass der SV Henstedt-Ulzburg das Kräftemessen im Oktober 2013 mit 33:23 gewonnen hat, macht dabei nicht unbedingt Mut; schließlich hatte der Tabellensiebte auch im Hinspiel gegen die TSG Wismar mit 33:24 die Oberhand behalten...