Eintracht Norderstedt liefert Regionalliga-Tabellenführer VfL Wolfsburg II einen offenen Fight, unterliegt aber mit 0:2

Norderstedt. Auf halbem Weg zum Ziel ist es aller Ehren wert, was den Fußballern von Eintracht Norderstedt im ersten Regionalligaspiel des Jahres gegen die U23-Mannschaft des VfL Wolfsburg gelingt. Anerkennend applaudieren die 521 Zuschauer im Edmund-Plambeck-Stadion, während der Aufsteiger und die Profis des Tabellenführers nach 45 Minuten torlos in die Kabinen gehen.

Die Zufriedenheit wächst kurz darauf mit jeder gelungenen Aktion im zweiten Durchgang. Auf dem Rasen feuern sich die Norderstedter untereinander; sie stehen defensiv solide und erspielen sich im Angriff wiederholt aussichtsreiche Chancen. Die 50., 60., 70. Minute verrinnt, Wolfsburg prallt regelmäßig ab an einem Abwehrbein, einem Kopf oder auch einmal dem Pfosten. Die Eintracht ist auf Augenhöhe, das Match völlig offen.

Bis zu einer unheilvollen Szene, die alle Bemühungen der Hausherren zunichte macht. Schon die gesamte Partie über hat der VfL vom kleinlichen Schiedsrichter Franz Bokop (Vechta) viele Freistöße zugesprochen bekommen. Meist entschlossen, manchmal mit Glück verteidigt die Eintracht diese Standardsituationen. Immer mittendrin: Abwehrtalent Clifford Aniteye und Keeper Johannes Höcker.

So auch in der 87. Minute, als die nächste scharfe Hereingabe von der halblinken Seite auf den kurzen Pfosten fliegt. Wie bereits viele Male zuvor will Höcker die Flanke unter sich begraben, verschätzt sich aber. Der Ball prallt von seiner Brust ab und flippert für einen kurzen Augenblick im Fünfmeterraum umher, dann kommt ein Wolfsburger zum Schuss. Aniteye schmeißt sich mit einer beherzten Grätsche auf den Boden, will in letzter Sekunde retten. Und tatsächlich gelingt ihm dies.

Dann aber pfeift Referee Bokop, greift sich an die hintere Hosentasche und zückt erbarmungslos die Rote Karte. Clifford Aniteye hat den Ball mit der Hand abgewehrt, der Platzverweis sowie ein Strafstoß sind die Konsequenz. Der 19-Jährige gibt das Vergehen später zu, sagt aber auch: „Das war auf keinen Fall absichtlich. Ich bin in den Schuss hineingerutscht, hatte den Arm oben.“

Gästestürmer Kevin Scheidhauer verwandelt den Elfmeter flach zum 0:1. Johannes Höcker ahnt die Ecke zwar, fliegt aber vergeblich. Es ist die Entscheidung. Dass Wolfsburg mit dem Abpfiff per Konter auf 2:0 erhöht (Dragan Erkic/90.+3), hat eher statistische Bedeutung.

Der deprimierte Aniteye, erst kurzfristig für den erkrankten Mike Eglseder in die Startelf gerückt, bekommt nach dem Abpfiff sofort mentale Unterstützung. Beispielsweise von den Fans, die ihn aufmuntern und für eine gute Leistung loben. Johannes Höcker nimmt den ersten Gegentreffer auf die eigene Kappe. „Das war mein Fehler“, räumt er zerknirscht ein. Auch Björn Nadler ist tief enttäuscht. „Das ist so bitter für Clifford, er hat so gut gespielt, das war Note eins.“

Es gibt allerdings noch einen zweiten Grund, warum Nadler nach eigenem Bekunden „eine schlechte Nacht“ erwartet. Als er in der 62. Minute frei aus kurzer Distanz zum Flugkopfball kommt, steht ihm das Tor quasi weit offen. Doch der Mittelfeldakteur vergibt die beste Chance der Partie. „Die Flanke ist immer länger geworden, ich bin da nicht richtig hingekommen. “

Dann zieht er einen Schlussstrich. „Ätzend“ sei das alles gewesen, die ganze Mühe letztlich ohne Ertrag. Was bleibt, ist ernst gemeinter Respekt wie etwa vom Wolfsburger Trainer Valérien Ismaël. „Kompliment an Norderstedt. Seit dem Hinspiel hat sich hier deutlich etwas entwickelt, die Mannschaft hat Struktur bekommen und uns alles abverlangt.“

Norderstedts Coach Thomas Seeliger dankt mit einem bittersüßen Lächeln. „Leider Gottes hat Johannes Höcker den Ball vor dem Elfmeter von der Brust abprallen lassen, sonst hätten wir wohl einen Punkt mitgenommen. Aber wir werden Motivation aus diesem Spiel nehmen. Meine Jungs haben bewiesen, dass sie konkurrenzfähig sind.“

Tore: 0:1 Kevin Scheidhauer (87./Handelfmeter), 0:2 Dragan Erkic (90.+3).

Rote Karte: Clifford Aniteye (Eintracht/87./Handspiel auf der Torlinie).

Zuschauer: 521.

Eintracht Norderstedt: Höcker – Marxen, Aniteye, Mandic, Kummerfeld – Koch – Kunath (26. Meyer), Browarczyk (88. Tunjic), Toksöz, Nadler – Lüneburg (70. Heinemann).