Der Wahlstedter Roman Wagner ist einer von 25.000 Volontären bei den am Freitag beginnenden 22. Olympischen Winterspielen

Wahlstedt. Wenn am Freitag die 22. Olympischen Winterspiele in Sotschi mit einer großen Feier und dem Einmarsch der Athleten eröffnet werden, ist Roman Wagner mittendrin. Der 49 Jahre alte Wahlstedter ist einer von 25.000 Freiwilligen, die vor Ort ehrenamtlich für einen reibungslosen Ablauf der 14-tägigen Veranstaltung sorgen werden.

Für den dreifachen Familienvater ist die Reise nach Russland auch eine Begegnung mit der Vergangenheit. Geboren wurde der Diplom-Sportlehrer im 300 Kilometer von Alma Ata entfernten Ort Kamenka. Der gebürtige Kasache war in seiner Jugend ein erfolgreicher Biathlet. Und als solcher genoss er in der damaligen Sowjetunion die ins Schulsystem integrierte Sportförderung und -ausbildung. Seine Stärke waren das Stehendschießen und der Skilanglauf – natürlich noch im klassischen Stil.

Als aktiver Biathlet war Roman Wagner in der 80er-Jahren zweimal in Sotschi

„1985 habe ich in Sotschi einen Armee-Wettkampf absolviert, ein Jahr später waren wir noch einmal zur Saisonvorbereitung dort. Erst haben wir in der Bergregion trainiert, anschließend waren wir noch ein paar Tage am Badestrand“, erzählt Roman Wagner. In seiner aktiven Zeit lernte Wagner auch viele spätere Olympiateilnehmer kennen. Noch heute hat er ein gutes Verhältnis zu seinen ehemaligen Mitstreitern und Trainern.

Dass er nie an Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen teilnehmen durfte, stimmt ihn heute nicht allzu traurig. „Es gab immer sehr viel Konkurrenz, es hat eben nicht gereicht.“ Nun erfüllt sich Roman Wagner – als einer von nur zwei Schleswig-Holsteinern – endlich den olympischen Traum.

Ausgewählt wurden die Freiwilligen in einem mehrmonatigen Verfahren. Alle Kandidaten hatten Onlinetests in Englisch und Interviews des Moskauer Volontär-Zentrums für Sotschi 2014 zu bestehen. Die Förderung von Ehrenamtlichen und freiwillig Engagierten ist eine der Aufgaben des Bundesprogramms des deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) mit dem Titel „Integration durch Sport“.

Das Programm ist Roman Wagner bestens bekannt. Der Wahlstedter ist Mitarbeiter beim Landessportverband und betreut als Regionalkoordinator die ehrenamtlichen Mitarbeiter, die in vielen Vereinen tätig sind. Oft ist Roman Wagner auch beim SV Friedrichsgabe zu Gast. Seit 2001 bietet der Sportverein verschiedene Aktivitäten für Mitglieder mit Migrationshintergrund an. Dazu gehören Fußball, Volleyball, Sambo, Gymnastik für Frauen und Gorodki, das traditionelle Wurfspiel des osteuropäischen Volkes. Die dafür benötigten Holzklötze und die Wurfstange nimmt Roman Wagner sogar nach Sotschi mit. „Ich werde dort die europäische Variante des Gorodki beim Deutschen Tag vorstellen“, so Wagner.

Untergebracht ist der ehemalige Winterzweikämpfer in einem eigens für die vielen Freiwilligen eingerichteten Wohnkomplex. Sein Tätigkeitsgebiet wird das Langlauf- und Biathlonstadion Laura sein. „Ich bin Teil des Eventteams, das für den Ablauf und die Ordnung bei den Wettkämpfen zuständig ist. Wenn ich Zeit finde, werde ich in Sotschi bei der kasachischen Biathlonmannschaft vorbeischauen.“

Die Vorbereitungen sind abgeschlossen. Bereits am Sonntag – fünf Tage vor dem offiziellen Beginn der Spiele – reist Roman Wagner nach Russland. Mit dem Zug geht es um 5.50 Uhr von Wahlstedt über Hamburg nach Frankfurt. Fortgesetzt wird die Reise per Flugzeug direkt nach Sotschi.

Einzig das Einreisevisum ließ ein wenig auf sich warten. Das begehrte Dokument im Reisepass bekam der Volontär erst vier Tage vor der Abreise im russischen Konsulat in Hamburg in die Hand gedrückt. Aber auch das brachte Roman Wagner nicht aus der Ruhe.

„Aufgrund der russischen Feiertage im Januar hat das alles eben etwas gedauert. Nun habe ich alle Unterlagen, und die Vorfreude ist groß.“