Die Halle des KSC Kaltenkirchen ist durch Orkantief „Xaver“ beschädigt worden und soll abgerissen werden

Kaltenkirchen. Im Gewerbegebiet Kaltenkirchen Süd herrscht Ruhe. Es ist dunkel in der Werner-von-Siemens-Straße, Nebelschwaden wabern überm Asphalt. Nur in dem Gebäude, das unweit der früheren Großraumdiskothek Traffic (später umbenannt in Palace) steht, leuchtet ein schwaches Licht nach außen.

Hier hat der Kegelsportclub Kaltenkirchen seine Heimat. Von den 27 Mitgliedern absolvieren fünf Aktive ihr wöchentliches Trainingspensum, um sich für die am 26. Januar anstehenden Punktspiele fit zu halten. „Wir starten in den Teams des VSK Segeberg, da wir selber nicht genug Spieler für eine eigene Mannschaft haben“, sagt Holger Gripp. Der 39-Jährige und sein Trainingskollege Manfred Keil treten mit der zweiten Herrencrew des VSK in der Kreisliga Süd an, Eberhard Sprakties und Anton Brodersen gehen mit der dritten Mannschaft in der Kreisklasse auf Punktejagd.

Im Laufe des Abends kommen noch weitere Kegelbrüder hinzu, um ein bisschen zu klönen. Gastronomin Petra Pöhls sorgt für das leibliche Wohl. Zahlreiche Pokale und Urkunden an den Wänden laden zum Rückblick in glorreiche Zeiten ein, als der gesellige Sport noch eines der beliebtesten Freizeitvergnügen in Deutschland war.

Die vier Bohlen, die 1985 aufgebaut wurden, werden noch bis zum 31. März von Vereins- und Hobbysportlern genutzt. Dieter Grotherr, 73, betreut zudem Fünft- und Sechstklässler, die aus den umliegenden Kaltenkirchener Schulen gemeinsam in einer Arbeitsgemeinschaft aktiv sind.

„Wir haben die Anlage in der Vergangenheit von der Stadt Kaltenkirchen gepachtet und müssen für die Betriebskosten aufkommen“, so Holger Gripp. Bis jetzt wurde der Kontrakt jedes Jahr verlängert, sodass die Traditionssportart auch in Kaltenkirchen einen festen Platz hat – auch wenn sich viele Erwachsene und Jugendliche in ihrer Freizeit mittlerweile lieber beim Bowling amüsieren.

Doch nun steht der 1973 gegründete KSC Kaltenkirchen vor dem Aus. Orkan „Xaver“ hat das Dach des Gebäudes am Nikolaustag stark beschädigt, zu allem Überfluss kam es auch noch zu einem Wassereinbruch. Das Dach wurde von der Stadt inzwischen notdürftig repariert. Gipp: „Bis zum Saisonende im März dürfen wir hier noch kegeln, aber am 1. April müssen wir raus sein.“

Der kaufmännische Angestellte bedauert die Grundsatzentscheidung, die Halle nicht sanieren zu wollen, hat sich aber damit abgefunden. „Das Gebäude soll abgerissen werden. Ich stehe in Verhandlungen mit der Stadtverwaltung, die uns helfen will, und suche jetzt nach einem anderen Gebäude, wo wir die Bahnen wieder aufbauen können.“

Sollte dies nicht klappen, müssten die KSC-Mitglieder wohl außerhalb von Kaltenkirchen ihren Sport ausüben, denn im Ort selber steht keine weitere Anlage zur Verfügung. „In Henstedt-Ulzburg kann man zwar noch auf zwei Bahnen kegeln, aber die sind nicht mehr so gut in Schuss.“

Nach Norderstedt möchten die Kealtenkirchener, die sich teilweise schon im Rentenalter befinden, nur ungern ausweichen. Die Entfernung ist den meisten Aktiven dann zu groß. Deshalb ist Holger Gripp auf der Suche nach einer neuen Bleibe für seine muntere Truppe. Benötigt wird eine 40 Meter und 12,5 Meter breite Halle mit Strom- und Wasseranschluss. „Ich habe mich bei vielen Fachleuten und Firmen erkundigt, man kann die Bahnen in Einzelteile zerlegen und wieder aufbauen. Den Anlauf müsste man wahrscheinlich erneuern.“

Neben viel Eigenarbeit sind also ein passendes Gebäude und Geld nötig. Wer den Kegelsport in Kaltenkirchen retten und den KSC-Mitgliedern helfen möchte, sollte sich umgehend mit Holger Gripp per E-Mail in Verbindung setzen.

lenge.gripp@t-online.de