Die Norderstedter Radsport-Brüder qualifizieren sich bei den Deutschen Cross-Meisterschaften in Döhlau für die Welttitelkämpfe Anfang Februar

Norderstedt. 16 junge Radsportler warten bei den Deutschen Querfeldeinmeisterschaften im bayerischen Döhlau gespannt auf ihren großen Einsatz. Nur noch wenige Sekunden, dann fällt der Startschuss und die Gruppe rast los. Nur Paul Lindenau nicht. Der 17 Jahre alte Norderstedter vom RV Germania Hamburg rutscht beim Einklicken des linken Schuhs ins Pedal in der Hektik ab, erwischt mit dem Fuß die Bremse, die daraufhin bricht.

„Glücklicherweise ist mir das Missgeschick im Startbereich passiert, sodass der Weg zum Depot unseres Stevens-Racing-Teams nicht so lang war und ich schnell ein Ersatzrad bekommen habe“, sagte der Unglücksrabe und füget hinzu: „In dem Moment habe ich schon befürchtet, dass der Traum von einer Teilnahme an der Weltmeisterschaft geplatzt ist.“

Doch der Deutsche U17-Meister von 2012 besann sich auf seine Stärken und rollte das Feld in 40 Minuten eisern von hinten auf. Er verkürzte den Rückstand von 40 Sekunden, holte kontinuierlich auf, war schon auf Tuchfühlung zur Spitze, ehe ihn ein Sturz erneut zurückwarf. Am Ende war Paul Lindenau fix und fertig. Immerhin erkämpfte sich der Gymnasiast aber noch den dritten Platz und war damit – in Anbetracht der Umstände – recht zufrieden.

„Mein Ziel war, Deutscher Meister zu werden. Aber manchmal ist man halt machtlos. Man weiß natürlich nie, was gewesen wäre, wenn ich diese Probleme nicht gehabt hätte. Aber Ludwig Cords ist auch ein starkes Rennen gefahren“, sagte Paul Lindenau, der sich als fairer Sportsmann erwies und seinem Vereinskameraden den gebührenden Respekt erwies.

Sein Frust, den Titel nicht gewonnen zu haben, hielt sich in Grenzen. Denn direkt nach dem Rennen gratulierte Cross-Bundestrainer Wolfgang Ruser den besten U19-Fahrern und überbrachte unter anderem dem Zwölftklässler der Norderstedter Willy-Brandt-Schule die freudige Nachricht, dass dieser bei den internationalen Titelkämpfen, die am 1. und 2. Februar im niederländischen Hoogerheide stattfinden, für Deutschland starten darf. „Da war ich richtig glücklich. Ich stand ja ein wenig unter Druck, ein richtig gutes Ergebnis präsentieren zu müssen“, sagte Paul Lindenau, den 2013 das Pfeiffersche Drüsenfieber erwischt hatte; deshalb musste er sein Trainings- und Wettkampfpensum teilweise ganz oder bis auf ein Minimum reduzieren.

Ebenfalls bei der Cross-WM dabei ist Pauls zwei Jahre älterer Bruder Max, der sich in Döhlau den vierten Platz in der Altersklasse U23 sicherte. Für die beiden Brüder ist es die erste Teilnahme an einer Weltmeisterschaft und somit auf jeden Fall der größte Erfolg ihrer Radsportkarriere.

Das Ticket für die Titelkämpfe in den Niederlanden hat sich der angehende Sport- und Fitnesskaufmann, der gerne mit dem Rad zu seiner Arbeitsstätte in Hamburg fährt, mit konstant guten Leistungen erkämpft. Zuletzt gewann er die U23-Gesamtwertung in der Deutschland-Cup-Serie. „Mein Traum war es immer, einmal im Leben bei einer Weltmeisterschaft zu fahren. Ich war einer von fünf Kandidaten für die deutsche U23-Mannschaft und demzufolge vor dem Rennen in Döhlau sehr nervös“, sagte Max Lindenau.

Seine Sorgen waren unberechtigt. Während sein Bruder Paul eine technische Panne nach der anderen hatte, lief bei Max alles wie geschmiert. Mit Rang vier erreichte der 19-Jährige seine bisher beste DM-Platzierung. „Die sogenannte Holzmedaille ist ja meistens etwas undankbar. Aber ich bin trotzdem zufrieden. Ich hätte nie gedacht, dass ich in dieser Saison so weit nach vorne fahren würde.“

Keinen Grund zur Freude hatte indes der Vater der beiden Radsporttalente, Lars Erdmann. Der 54-Jährige, der in der Seniorenklasse zu den besten nationalen Querfeldeinfahrern zählt, hatte sich eigentlich vorgenommen, bei der DM aufs Podest zu radeln. Doch statt mit der Familie nach Bayern zu fahren, ging seine Reise ins Heidberg-Krankenhaus. Eine akute Blinddarmentzündung machte dem Norderstedter einen dicken Strich durch die Rechnung. Während seine Söhne um DM-Medaillen kämpften, lag Lars Erdmann auf dem Operationstisch.

Immerhin: Zumindest um die WM-Qualifikation musste er nicht bangen: Die internationalen Welttitelkämpfe der Senioren fanden schon vor zwei Wochen im schweizerischen Grossau statt; Erdmann wurde Zwölfter.