Aber die Winterumfrage des Unternehmensverbandes zeigt: Mehr als die Hälfte der Betriebe ist mit der Arbeit der Landesregierung unzufrieden

Norderstedt. „Die Wirtschaft ist nicht glücklich mit der Landesregierung“, sagte Heinrich Ritscher, Geschäftsführer des Unternehmensverbandes Unterelbe-Westküste, zu dem auch Norderstedt gehört. Der Verband hat wieder Bilanz gezogen, 130 Unternehmen mit insgesamt 13.000 Beschäftigten befragt, wie sie die konjunkturelle Lage und die Arbeit von SPD, Grünen und SSW einschätzen. Dabei ging es um die Infrastruktur, den Bau und Erhalt von Straßen, Schienen- und Wasserwegen und die Konsolidierung des Landeshaushaltes.

56,3 Prozent der Unternehmen äußerten sich pessimistisch zur Arbeit der schleswig-holsteinischen Landesregierung, 31 Prozent waren unentschieden, und nur 12,7 Prozent erteilten dem Kabinett von Ministerpräsident Albig gute Noten. Das ist das politische Ergebnis der Winterumfrage, die Ritscher im Altenpflegeheim Scheel in Norderstedt präsentierte.

„Das Ergebnis wundert einen nicht, wenn man sich ansieht, worum sich die Regierung kümmert: Denkmalschutz, Korruptionsregister und Mindestlohn. Der für die Wirtschaft so enorm wichtige Weiterbau der Autobahn 20 aber ruht und kommt nicht voran“, sagte der Geschäftsführer. Und das werde sich wohl auch nicht ändern, solange die Grünen an ihrer Blockadepolitik festhalten.

Es werde nicht in den Ausbau der Infrastruktur investiert, stattdessen schaffe das Kabinett Anreize zum Konsum. „Damit sind wir nicht zufrieden. Die Landesregierung ist nicht wirtschaftsorientiert, die erwarteten Impulse für die Westküste und den Unterelberaum sind wieder ausgeblieben“, sagte Ritscher.

Aus wirtschaftlicher Sicht ergibt die Umfrage ein Nord-Süd-Gefälle innerhalb des Verbandsgebietes. „In Nordfriesland läuft es dank der Windkraft richtig gut, hier haben die Handwerker alle Hände voll zu tun. Je weiter wir nach Hamburg kommen, desto stärker flacht sich die Kurve ab“, sagte Ritscher. Die aktuelle Konjunkturdelle treffe die Region Norderstedt härter als den übrigen Verbandsbereich. Im Hamburger Umland sei die Wirtschaft stärker auf die Eurozone orientiert. Die wirtschaftlichen und finanziellen Probleme von Griechenland, Spanien und Portugal bekämen die hiesigen Unternehmen zu spüren.

Die Auftragsbücher der Unternehmen in der Region Norderstedt waren im zweiten Halbjahr 2013 in etwa so gefüllt wie im ersten Halbjahr. Allerdings hätten nur noch sechs Prozent der in Norderstedt befragten Betriebe mit rund 2000 Mitarbeitern ein Auftragsplus registriert. In den sechs Monaten zuvor hatte noch gut jedes dritte Unternehmen von einem steigenden Auftragsvolumen gesprochen. Allerdings fällt der Blick auf die nächsten Monate optimistisch aus: 88 Prozent der Betriebe rechnen mit einer Zunahme an Aufträgen.

Zwar seien die Unternehmen im Raum Norderstedt nur noch zu 81 Prozent ausgelastet und damit um elf Prozent geringer als in der Sommerumfrage. Auch bei den Investitionen halten sich die Unternehmer zurück, zwei von dreien gehen davon aus, dass sich die Umsätze ungünstig oder ungewiss entwickeln. Die meisten wollen ihren Personalbestand halten. „Dennoch kennzeichnet insgesamt vorsichtiger Optimismus den Blick nach vorn“, sagte Ritscher. 82 Prozent der befragten Betriebe erwarten einen wirtschaftlichen Aufwärtstrend.

Damit haben sich die Manager und Unternehmer in Norderstedt wieder dem Verbandstrend angepasst. Die vorige Umfrage hatte ergeben, dass die Unternehmen in der Region pessimistischer auf die wirtschaftliche Lage geblickt hatten. „Die Aussagen aus unserem Verbandsgebiet wiederum decken sich grundsätzlich mit den Einschätzungen zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland“, sagt der Verbandsgeschäftsführer.