Die Verbandsliga-Fußballer haben im Neunmeterschießen gegen den SV Henstedt-Ulzburg die besseren Nerven und behalten mit 5:4 die Oberhand

Hartenholm. Wer mit großem Namen bei der zwölften Hallenmeisterschaft des Kreisfußballverbandes Segeberg angetreten war, der hatte es wahrlich nicht leicht. Die Zuschauer auf der Tribüne und entlang der Bande in der Gerhard-Lawerentz-Mehrzweckhalle in Hartenholm sahen einen Titelverteidiger und Gastgeber, der früh strauchelte. Sie sahen zudem einen Turnierfavoriten, der zunächst furios aufspielte wie nie zuvor ein Team bei der prestigeträchtigen Veranstaltung kurz vor Weihnachten, dessen Höhenflug dann aber doch vorzeitig ein Ende nahm. Und schließlich musste der Rekordsieger erkennen, dass ihm die Sympathien nicht unbedingt zuflogen.

Schon fünfmal hatte der SV Henstedt-Ulzburg in seiner Historie den Pokal gewonnen. Als jedoch Hallensprecher Heiko Spiering vor dem Endspiel der Rhener gegen den SV Schackendorf über das Mikrofon fragte, wer unter den Fans denn das Team von Trainer Jens Martens unterstützen würde, da gab es lediglich Pfiffe und Buh-Rufe. Ganz anders fiel der Support für die Schackendorfer aus – da wurde gelärmt, getrommelt, angefeuert.

Zu diesem Zeitpunkt spielte es keine Rolle mehr, dass Verbandsliga-Club SVS sogar die ersten beiden Gruppenmatches verloren hatte – darunter auch die Partie gegen den SV Henstedt-Ulzburg. Später eliminierte Schackendorf erst Titelverteidiger TuS Hartenholm mit einem 4:2 schon in der Vorrunde; im Halbfinale war für den selbst ernannten Titelanwärter Nummer eins, den SV Todesfelde, Feierabend.

Das finale Duell mit dem SVHU spitzte sich dramatisch zu. 1:1 stand es nach den regulären zwölf Minuten, ein Neunmeterschießen musste entscheiden. Hier setzte der Rhener Keeper Sven Barth den entscheidenden Versuch neben das Tor an die Bande, Schackendorf gewann 5:4, die Überraschung war perfekt. Und das, obwohl der Club nur wenige Tage zuvor einen Trainerwechsel vorgenommen hatte: Lars Callsen musste gehen, Nachfolger ist Mathias Falk. „Das ist jetzt natürlich ein grandioser Einstand“, sagte der neue Coach, „und es war gleich eine gute Möglichkeit, hier viel Zeit mit den Spielern zu verbringen und miteinander zu reden.“

Herausragender Akteur beim SV Schackendorf war der Brasilianer Guilherme de Oliveira, der allerdings im Finale angeschlagen war und nur zuschauen konnte. Auf Henstedt-Ulzburger Seite setzte Coach Jens Martens unter anderem auf seinen Sohn Jannick. Der studiert normalerweise in den USA und ist dort in der ersten College-Liga aktiv, schnürte aber während seines Heimaturlaubs gern für den SVHU die Hallenschuhe. Ansonsten vertraute sein Vater einer Mischung aus Routiniers und Talenten. „Gerade die Youngster haben überzeugt“, so der 58 Jahre alte Übungsleiter, „wir sind ungeschlagen durch das Turnier gegangen. Im Finale hat uns Schackendorf dann nicht ins Tempospiel kommen lassen, das haben sie taktisch klug gemacht.“

Nach der Vorrunde hatte indes niemand dem SV Schackendorf oder dem SV Henstedt-Ulzburg einen Finalerfolg zugetraut. Zu dominant hatte Schleswig-Holstein-Ligist SV Todesfelde seine Gruppe B gewonnen, dabei 24-mal in vier Begegnungen getroffen. „Aber im entscheidenden Spiel gegen Schackendorf fehlten uns Leidenschaft und Bewegung“, sagte Trainer Sascha Sievers. Die Ansprüche wurden verfehlt, das machte der Coach deutlich. „Wenn ein Schleswig-Holstein-Ligist hier teilnimmt, muss er mindestens das Finale erreichen.“

Titelverteidiger TuS Hartenholm fehlte der Esprit hingegen von Beginn an. „Wir hätten es nicht verdient gehabt, in der Gruppe weiterzukommen“, sagte Angreifer Tim Ollenschläger selbstkritisch. Möglicherweise setzte Trainer Jörg Schwarzer auf die falschen Akteure. „Ich wollte denjenigen Spielern eine Chance geben, die 2012 den Titel geholt hatten. Aber nur mit Kampf geht es in der Halle nicht.“

Glück im Unglück hatte Furkan Cörek vom SV Wahlstedt. Bei einem Sturz war der Kreisliga-Spieler mit dem Hinterkopf ungebremst gegen die Wand geknallt und bewusstlos zu Boden gesackt. Dabei verschluckte er seine Zunge. Die rasche Hilfe von vielen Seiten, darunter Stefanie Weinke, Physiotherapeutin des SV Todesfelde, verhinderte Schlimmeres. Am späten Abend gab es Entwarnung: Cörek konnte das Friedrich-Ebert-Krankenhaus in Neumünster mit einer leichten Gehirnerschütterung wieder verlassen, er schaute sogar noch kurz auf der Weihnachtsfeier seiner Mannschaft vorbei.