Regionalliga -Fußballer ziehen beim bislang abgeschlagenen Tabellenletzten SC Victoria nach enttäuschender Leistung mit 0:1 den Kürzeren

Norderstedt. Der Zuspruch wird gut getan haben. Während die meisten Fußballer von Eintracht Norderstedt frustriert möglichst schnell den Rasen im Stadion Hoheluft verlassen wollten, gehörten Jürgen Tunjic und Jan Lüneburg zu den wenigen Akteuren, die sich bei dem mitgereisten knappen Dutzend Fans bedankten. Sie bekamen aufmunternden Applaus, auch wenn sie zuvor selbst kaum eine Gegenleistung erbracht hatten.

Warum der Aufsteiger im Regionalliga-Derby beim SC Victoria so harmlos, so disharmonisch gewirkt hatte und deswegen zu Recht mit 0:1 (0:1) unterlegen war, darüber entwickelte sich direkt nach dem Abpfiff zwischen Lüneburg und Tunjic eine gesten- und wortreiche Diskussion. Klar, beide Akteure hatten jeweils eine Großchance vergeben, waren freistehend (66./82.) am gegnerischen Keeper Tobias Grubba gescheitert. Persönlich hätten sie somit zumindest für ein Unentschieden sorgen können. Doch dazu kam es nicht.

Die Eintracht verpasste es zum zweiten Mal in Folge, ihr anvisiertes Hinrundenziel von 20 Punkten zu erreichen. Was nachdenklich stimmen muss: Wie eine Woche zuvor schon Weiche Flensburg deckte nun auch der bislang abgeschlagene Tabellenletzte Defizite bei den Garstedtern auf.

„Wir haben momentan Probleme, das Spiel zu machen“, sagte Jan Lüneburg, „ich habe nur wenige Bälle in die Spitze bekommen. Wir waren einfach schlecht.“ Tunjic bemängelte, übrigens wie schon nach dem Flensburg-Match, die fehlende Unterstützung in der gegnerischen Hälfte. „Wir waren auf uns allein gestellt“, klagte er und meinte damit die fünf nominellen Norderstedter Offensivkräfte, „es wurde zu wenig nach vorne verschoben.“

Lüneburg ergänzte: „Die Bewegung auf dem Platz war nicht gut.“ Die beiden besten Torjäger der letzten Oberligasaison mussten nicht zum ersten Mal erkennen, wie rar die Möglichkeiten in der vierthöchsten Spielklasse gesät sein können, um sich nachhaltig in Szene zusetzen.

Die Partie erinnerte an frühere Zeiten im Hamburger Amateurbereich, als die Mannschaft oftmals auf passive, technisch limitierte Kontrahenten traf und sich enorm schwer tat. Denn auch Victoria verzichtete – untypisch für die Regionalliga – fast vollständig auf Pressing und zog sich mit zwei Viererketten weit zurück. „Wir haben uns taktisch diszipliniert verhalten. Der häufige Ballbesitz für Eintracht war auf diesem tiefen Boden gewollt“, sagte Coach Lutz Göttling später auf der Pressekonferenz durchaus selbstzufrieden, während neben ihm sein Norderstedter Kollege Thomas Seeliger etwas gereizt wirkte.

„Wir haben nicht etwa verloren, weil Victoria so stark war, sondern weil wir so schwach waren“, konstatierte er, um einen Moment später dem Gegner vorzuwerfen: „Die lagen bei Verletzungen fünf Minuten am Boden und mussten sich dann erst noch die Haare richten.“ Göttling hätte sicher einen Konter parat gehabt, biss sich aber auf die Zunge. Und Seeliger machte die Niederlage zudem keinesfalls am vermeintlich mangelnden Fairplay auf Seiten der Gastgeber fest. „Wir haben zu wenig Emotionen gezeigt und waren nie in der Lage, uns vernünftige Chancen zu erarbeiten.“

Das einzige Tor der Partie fällt nach einem Eckball

Letzteres gelang zwar auch Victoria kaum. Dafür nutzten die Hamburger eine Standardsituation, als Innenverteidiger David Eybächer in der 25. Minute per Kopfball nach einem Eckstoß erfolgreich war und so den entscheidenden Treffer erzielte.

Logisch, dass die Frage nach den Auswirkungen der Ausfälle von Björn Nadler (Knöchelprellung), Yayar Kunath (Rotsperre) sowie Marius Browarczyk (Adduktorenprobleme) gestellt wurde. Jan Lüneburg: „Das wäre als Begründung für die Niederlage zu einfach.“ Es sei keine Ausrede, sagte Thomas Seeliger, er machte aber im selben Atemzug mehr als deutlich, dass die Nachrücker ihren Job nicht erledigt hätten. „Alle Spieler haben den Anspruch, in der Startelf zu stehen. Aber dann müssen sie auch den Beweis erbringen, dass sie dort hineingehören.“

Was bleibt, ist die Feststellung, dass Eintracht Norderstedt nach dem begeisternden Offensivspektakel gegen den SV Eichede (6:4) vor einem Monat zweimal 0:1 gegen den SC Victoria sowie Eintracht Braunschweig II verloren und lediglich beim 2:2 in Oldenburg durch zwei verunglückte Flanken sowie gegen Flensburg nach einem Eckstoß Tore erzielt hat.

Es sind vielleicht die immer noch üblichen Anpassungsprobleme eines Neulings – Mitleid gibt es in der ausgeglichen Regionalliga Nord dafür allerdings nicht. Der Vorsprung auf die Abstiegsplätze ist mittlerweile fast aufgebraucht, nach 16 Spieltagen belegt die Mannschaft den 13. Rang. Die Hinrunde wird am Sonntag, 24. November, daheim gegen die U23 von Werder Bremen abgeschlossen. Den Derby-Frust muss die Eintracht als Ballast mit durch die Trainingswoche schleppen.

Tor: 1:0 David Eybächer (25.).

Eintracht Norderstedt: Höcker – Aniteye, Eglseder, Mandic, Heinemann (72. Armario) – Koch –Schneider, Meyer, Tunjic, Rose (66. Kummerfeld) – Lüneburg.

Zuschauer: 503.