Bei der 41. und 42. Rallye Atlantis gehen 48 Fahrer ins Rennen. Unter ihnen der Kisdorfer Günter Vogt mit Nachwuchs-Co-Pilotin Frederike Sandberg

Kaltenkirchen. Gewusst wie, heißt das Motto bei Amateur-Rallyefahrern. Denn anders als im Profisport, wo die millionenschwere Automobilindustrie mit ihrem Sponsoring oder eigenem Engagement für versierte Serviceteams und einen nie abreißenden Strom an Ersatzteilen sorgt, müssen sich die Starter in den regionalen Rennklassen selber zu helfen wissen.

Das ist für einen Mann wie den Kisdorfer Günter Vogt kein Problem. Der Kfz-Elektroniker ist auch ein versierter Mechaniker; er gerät deswegen auch nicht aus der Fassung, als er von seiner Besichtigungsfahrt vor der 41. und 42.ADAC Rallye Atlantis des MSG Kaltenkirchen auf den Festplatz an der Norderstraße zurückkehrt.

„Die Bremse ruckelt, die tausche ich besser nochmal aus“, sagt der 54-Jährige gelassen, während er in seinem Servicewagen nach den entsprechenden Teilen suchte. Nur um festzustellen, dass die richtigen Bremsscheiben noch zu Hause in der Garage liegen.

Doch warum hektisch werden? Ohne übertriebene Eile fährt der Motorsportler aus Leidenschaft, der seit 1974 an den unterschiedlichsten Automobil-Wettbewerben teilnimmt, nach Kisdorf, holt das benötigte Material und beginnt dann keine halbe Stunde später auf der Festplatzwiese mit der Montage, während die ersten Mitbewerber bereits zur technischen Abnahme im Großzelt neben der Rallye-Leitung rollen. Unterstützt von Bruder Hans-Werner gelingt der Tausch in Windeseile, und auch die anschließende Fahrzeugbeschau verläuft reibungslos.

Warum auch nicht? Vogt, der sich nach langjähriger Mitgliedschaft beim Rallye-Atlantis-Ausrichter MSC Kaltenkirchen nun dem im Jahr 1968 gegründeten MSC Wiski (Winsen/Kisdorf) angeschlossen hat, ist ein alter Hase im norddeutschen Rallyesport und bekannt für sein Faible für italienische Autos. So unscheinbar zum Beispiel der dunkelblaue Fiat Punto ist, mit dem der Kisdorfer um die ADAC-Landesmeisterschaft, den Sprintcup und auch den DMSB Rallye Pokal Nord fährt – der kleine Italiener hat es in sich.

„Nach diesem Auto habe ich richtig lange gesucht, in Bayern bin ich schließlich fündig geworden“, sagt Vogt. „Da steckt eine der ganz wenigen 130-PS-Maschinen unter der Haube, mit denen dieses Modell ausgestattet wurde.“ Und das ist essenziell für die Fahrzeugklasse G19, in der der Motorsportler startet. „In dieser Kategorie dürfen die Fahrzeuge nur mit Sicherheitsausstattung ausgerüstet, ansonsten aber kaum zur Serie verändert werden.“

So ist die Teilnahme weniger kostenintensiv als in anderen Fahrzeugklassen, doch billig ist der Rallyesport deswegen noch lange nicht. „Ein Satz Bremsen hält vielleicht für zwei Wettbewerbe, und für einen einzigen Reifen mit weicherer Gummimischung musst du auch schon um die 170 Euro hinlegen“, sagt Günter Vogt.

Weil für ihn die Freude am Fahren an erster Stelle steht, bezahlt Vogt diese Kosten gern und hat sich zudem nun als „Ausbildungsbetrieb“ zur Verfügung gestellt. Neben ihm sitzt seit 2012 die erst 17 Jahre alte Frederike Sandberg aus Hammoor. „Günter ist mit meinem Vater befreundet, so kam der Kontakt zustande“, sagt die junge Co-Pilotin, die aber in Zukunft gerne auch mal das Lenkrad übernehmen möchte. „Günter ist die Ruhe selbst, völlig tiefenentspannt. Das macht es mir leicht, und wir harmonieren so immer besser.

Das Duo versüßte sich die Teilnahme an der Rallye Atlantis mit zwei ersten Plätzen in der Klasse G19. Gesamtsieger über die vier insgesamt 35 Kilometer langen Wertungsprüfungen wurden in der ersten Veranstaltung die Berliner Ken Milde/Michael Mai mit einem Mitsubishi Lancer Evo 8. Die 42. Auflage des Wettbewerbs entschieden Kai-Dieter Kölle und Lena Zornig (Grube/Kiel) mit einem Porsche 911 für sich.

Rallye-Leiter Harry Seiler, der sich über 48 Starter freute, war zufrieden. „Über 130 ehrenamtliche Helfer haben uns unterstützt. Da auch die üblichen Karambolagen glimpflich verlaufen sind, fällt die Bilanz positiv aus.“