Lars Bastian macht drei Sekunden vor Schluss das 41:40 der Drittliga-Handballer des SV Henstedt-Ulzburg gegen den HSV Hannover perfekt

Henstedt-Ulzburg. 59 Minuten und 57 Sekunden sind in der Sporthalle 2 des Schulzentrums Maurepasstraße gespielt, als Lars Bastian einen langen Pass von Nico Kibat fängt, kurz vor dem Wurfkreis mit dem rechten Bein abspringt und dann das Spielgerät mit links präzise in den rechten oberen Torwinkel des HSV Hannover wuchtet. Einige Wimpernschläge später wird der Handballer des SV Henstedt-Ulzburg von einer Jubeltraube aus Männerkörpern begraben. Was zwischenzeitlich kaum einer der etwa 500 Zuschauer noch zu hoffen gewagt hatte, ist Wirklichkeit geworden: Bastian hat das entscheidende 41:40 für den SVHU erzielt und so für den neunten Saisonsieg des Spitzenreiters der 3. Liga Nord gesorgt.

Es war ein denkwürdiges Match. Zum einen, weil insgesamt 81 Tore fielen. Zum anderen, weil die Gäste über die komplette Distanz – wie schon bei ihrer 25:27-Niederlage gegen den Tabellenzweiten HF Springe – taktisch unorthodox agierten. Immer dann, wenn sie in Ballbesitz waren, wechselten sie den Torhüter aus und griffen mit sieben Feldspielern an. Die Abwehr des SV Henstedt-Ulzburg musste demzufolge 60 Minuten lang in Unterzahl verteidigen; eine Situation, auf die die Gastgeber zwar vorbereitet waren. Doch sie setzten die durch das Studium von Videoaufnahmen gewonnenen Erkenntnisse unter Wettkampfbedingungen nur selten optimal um.

Der Spitzenreiter der 3. Liga Nord verfehlte zu Beginn der Partie mehrfach mit Distanzwürfen das verwaiste HSV-Tor, versäumte es, klar in Führung zu gehen und Ruhe in die eigenen Aktionen zu bringen. Dann wären die Niedersachsen, die immer wieder die Außen in Szene setzten, wohl von ihrer Marschroute abgerückt. „Wenn es gleich 5:0 für uns steht, läuft das Spiel ganz anders“, sagte SVHU-Trainer Tobias Skerka. So aber zog der HSV Hannover seine Linie durch; der Tabellenzehnte ließ sich selbst von einem 18:20-Halbzeitrückstand nicht beirren, führte in der 54. Minute mit 37:33 und steuerte einem Auswärtserfolg entgegen.

Dann allerdings wurde deutlich, was den SV Henstedt-Ulzburg der Saison 2013/2014 vom Zweitliga-Team der Serie 2012/2013 unterscheidet. „Wir haben immer daran geglaubt, dass wir als Sieger vom Feld gehen“, sagte Matchwinner Lars Bastian.

Deshalb gab es selbst während der letzten Auszeit von Tobias Skerka nach 59:16 Minuten, als der SVHU immer noch mit 39:40 zurücklag, nur eine Vorgabe. „Ich habe den Jungs eingetrichtert, dass sie an sich glauben sollen, dass wir die beiden Punkte und nicht etwa nur ein Unentschieden wollen“, so der Coach. Zunächst nahm sich Christoph Wischniewski diese Worte zu Herzen, er markierte das 40:40 (59:33). Und dann – nach einem leichten Ballverlust des HSV – hatte Rechtaußen Lars Bastian seinen großen Auftritt...

Kurioserweise schlugen die Henstedt-Ulzburger ihren Kontrahenten mit dessen eigenen Waffen. Den letzten Angriff inszenierte der SVHU ebenfalls mit sieben Feldspielern – zum ersten und einzigen Mal in der dramatischen Partie. „Wir haben gewissermaßen in zehn Sekunden das geschafft, was der HSV fast 60 Minuten lang versucht hat“, sagte Tobias Skerka mit einem süffisanten Lächeln, „die Taktik der Hannoveraner ist nicht aufgegangen, denn sonst hätten sie gegen uns gewonnen.“

Trotz aller Freude über den Sieg, zu dem Keeper Stephan Hampel drei Treffer beisteuerte, trat der Übungsleiter gleich wieder auf die Euphoriebremse. „Wenn wir aufsteigen wollen, dürfen wir nicht eine Sekunde nachlassen, müssen weiter um jeden Ball kämpfen.“ Die nächste Gelegenheit dazu bietet sich in knapp zwei Wochen auswärts beim VfL Fredenbeck. Danach geht’s zum zweiten Team der HSG Handball Lemgo (17.11.), gegen die TS Großburgwedel (23.11.) und zu den HF Springe (30.11.). Skerka: „Das wird ein verdammt heißer November.“

Tore des SV Henstedt-Ulzburg: Tim Völzke (9), Lasse Kohnagel (6), Nico Kibat (6/davon 2 Siebenmeter), Jens Thöneböhn, Lars-Uwe Lang (beide 4), Lars Bastian, Christoph Wischniewski, Stephan Hampel (alle 3), Renke Bitter (2), Malte Voigt (1).